Bad Tölz:"Trachten Daller" macht dicht, "Love" darf sich ausbreiten

Lesezeit: 2 min

Im Stadtrat stimmt eine knappe Mehrheit dafür, dass das Café am Amortplatz die Räume des benachbarten Trachtenladens übernimmt.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Café Love am Amortplatz ist ein beliebter Treffpunkt in Bad Tölz. Sommers sitzen die Gäste auf der Terrasse gleich an der Isar und genießen den Blick hinüber zur Altstadt, auch im Winter sind die Tische und Stühle drinnen oft besetzt. Im selben pavillonartigen Flachbau, der zuvor etliche Pächterwechsel erlebt hat, betreibt die Trachten-Kette Daller eine Filiale. Anders als im Café lief das Geschäft dort unersprießlich, weshalb nun in den Schaufenstern gelbe Plakate mit der Aufschrift "Wir schließen" hängen. Die Betreiber des "Love" würden die Räume des Trachtenladens gerne übernehmen, was zu einer kontroversen Debatte unter den Stadträten im Tölzer Bauausschuss führte. Am Ende stimmte eine dünne Mehrheit von 7:6 Stimmen für die Erweiterung des Cafés.

Das hat bislang nur eine Fläche von 20 Quadratmetern und könnte sich mit dem benachbarten Laden auf 89 Quadratmeter ausdehnen. Allerdings gibt es ein Problem am Amortplatz, an dem auch das Capitol-Kino, der Club "Brucklyn" oder das Bistro Rendezvous liegen: Anwohner klagen dort häufig über den nächtlichen Lärm von Besuchern. "Wir haben immer wieder Beschwerden bei Gaststätten in diesem Gebiet", sagte Stadtbaumeister Hannes Strunz. Das war schon in den 80er- Jahren so, weshalb der Stadtrat damals einen Bebauungsplan aufstellte, der die Eröffnung weiterer gastronomischer Betriebe untersagt. "Die Kneipen am Amortplatz haben damals überhand genommen", erklärte Strunz. Eine Ausnahme gilt für Aus- und Umbauten, sofern "eine wesentliche Beeinträchtigung der Umgebung nicht zu erwarten" sei, wie der Stadtbaumeister ausführte. Für die geplante Erweiterung müsste das Café "Love" zwei bis drei zusätzliche Parkplätze nachweisen, die es an diesem Übergang vom Stadtzentrum ins Kurviertel nahe der Isarbrücke aber nicht gibt. Als Lösung käme Strunz zufolge eine Ablösesumme für die Stellflächen in Frage.

Margot Kirste (FWG) schlug sich auf die Seite der Café-Betreiber. Das schlimmste Szenario wäre für sie ein Leerstand direkt an der Isarbrücke. An eine Lärmbelästigung für Anlieger glaubt sie nicht: "Dieses Lokal ist das ruhigste dort und schließt um 20 Uhr." Auch Peter von der Wippel (FWG) plädierte für die Erweiterung, weil die Quadratmeter sowieso nicht reichten, um einen Laden "wirtschaftlich zu stemmen". Da fehle die Grundfrequenz an Kunden. Über den Amortplatz als Brückenschlag vom Zentrum ins Bäderviertel hat sich Ingo Mehner (CSU) nach eigenen Worten viele Gedanken gemacht. Ein neues Geschäft anstelle von Trachten Daller lehnt er ebenfalls ab. "Das ist eine extrem attraktive Fläche für Gastronomie, den Handel zu stärken brauchen wir nicht an diesem Ort mit dieser Aussicht." Michael Lindmair (FWG) prophezeite, dass ein Einzelhändler dort ein "Einzel-Händler" bleibe.

Die Gegenposition vertrat Bürgermeister Josef Janker (CSU). Er verwies auf das 2014 beschlossene Einzelhandelskonzept, das festlegt, wo Geschäfte angesiedelt und wo welche Sortimente verkauft werden dürfen. Janker warnte davor, diesen Leitfaden "aufzuweichen mit dem Argument, das sind ja bloß 89 Quadratmeter". Sei die Pacht angemessen, könne ein Ladenbesitzer auch mit einer solchen Fläche etwas anfangen. Ansonsten müssten Geschäfte in der Marktstraße, die mitunter noch kleiner sind, ja auch schließen. Die Warnungen vor Unwirtschaftlichkeit mag Janker nicht mehr hören. "Warum so mutlos?", rief er in die Runde. Wenn ein Betrieb zumache, "ja dann muss er halt zumachen". Auch Josef Steigenberger (CSU) sähe lieber einen Einzelhändler am Amortplatz. "Es muss der richtige Mix her", sagte er. Bauamtsleiter Christian Fürstberger fände es schade, wenn die Ladenfläche von Trachten Daller wegfiele. Noch ein Café verbessere nicht die Attraktivität der Innenstadt, sondern schwäche den Amortplatz und den Handelsstandort Bad Tölz.

Nach dem Wegzug von Daller gibt es gegenüber noch das Trachtengeschäft Kirner, für das die 86-jährige Inhaberin Rita Braun bisher vergeblich einen Nachfolger sucht. Ob sich das Café "Love" wirklich vergrößert, steht derzeit noch nicht fest. Für jeden Stellplatz, der abgelöst werden muss, sind erst einmal 10 000 Euro fällig.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: