Bad Tölz:Baggern für die Erholung

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In vielen Parks in Bad Tölz sind derzeit Bauarbeiter am Werk. Taubenloch, Bürgergarten und Kurpark - überall werden die Grünanlagen aufgewertet. Mehr als 1,8 Millionen Euro gibt die Stadt dafür aus. Bürgermeister Ingo Mehner hält dieses Geld allerdings für sehr gut investiert.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Taubenloch an der Isar und der Bürgergarten am Rathaus, der Kurpark, der Rosengarten und der Klostergarten im Badeteil: Bad Tölz hat als Kurstadt etliche Parkanlagen, die zum Ausruhen, zum Ratschen oder auch zum Schachspielen einladen. Die Möglichkeiten sind in diesem Jahr allerdings stark eingeschränkt. Die Stadt richtet die Grünanlagen im Taubenloch und im Bürgergarten her, im Kurpark entsteht ein neues Kneippbecken. Die reinen Baukosten belaufen sich dafür insgesamt auf rund 1,82 Millionen Euro. Die Bedeutung der Gärten für Bad Tölz könne man gar nicht überschätzen, sagt Bürgermeister Ingo Mehner (CSU). "Sie werden immer ihren Freizeitwert haben."

Das Taubenloch ist vor allem bei Familien beliebt - wegen des Spielplatzes, den Kinder vor sechs Jahren mitumgestalten durften. Daraus soll nun ein kleiner Park mit Sitzstufen und offenem Blick auf die Isar werden. Der Monolith aus der Eiszeit, der vor Kurzem auf der Baustelle für das Mehrfamilienhaus an der Königsdorfer Straße entdeckt wurde, soll im Eingang zum Taubenloch an der Säggasse einen prominenten Platz bekommen. Der Fund sei "ein wirkliches Geschenk", das man "zeitgleich mit der Baumaßnahme" bekommen habe, sagt Mehner. Für Stadtbaumeister Florian Ernst ist der Dolomit der Protagonist unter den auch kleineren Findlingen, die an den neuen Stampfmauern am Ufer aufgestellt werden. In ihrer Gestaltung zitieren diese Mauern die diversen Gesteinsschichten der Isarkante.

Im Umbau: das Taubenloch an der Isar. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Arbeiten in dem kleinen Park am Flussufer sind alles andere als einfach. Schließlich soll der Baumbestand - vor allem alte Linden - geschützt werden. "Wir gehen damit sehr sensibel um", sagt Stadtbaumeister Ernst. So kommt ein Saugbagger zum Einsatz, der die Erde mit einer Art Schlauch aus dem Boden holt, um die Wurzeln nicht zu beschädigen. Wege und Mauern seien leicht verschoben worden, um die Bäume nicht zu gefährden, so Ernst. Ausgebaut wird auch der Spielplatz, der unter anderem eine neue Schaukel, ein sogenanntes Wippchen, eine Sitzgruppe und einen Picknicktisch erhält.

Der Umbau im Taubenloch soll bis Ende November abgeschlossen sein. Im Herbst seien noch Pflanzarbeiten geplant, sagt Birte Otterbach, Pressesprecherin der Stadt. Die reinen Baukosten belaufen sich auf knapp über eine Million Euro, gut 120 000 Euro mehr als ursprünglich kalkuliert. Dafür werde aber auch die marode Treppe hinauf zur Fröhlichgasse gleich mitrenoviert, sagt Mehner. Zusätzlich wird noch das Entree gestaltet. Dies sei also keine Kostenüberschreitung, fügt Ernst hinzu. Die Umgestaltung des Taubenlochs sei mühevolle Handarbeit. "Das ist nichts von der Stange." Die Stadt kann damit rechnen, rund 50 Prozent der Kosten über die Städtebauförderung zurück zu bekommen.

Überall Baustelle: Hier zu sehen der Bürgergarten. (Foto: Manfred Neubauer)

Vor gut einem Jahrhundert war der Bürgergarten unterhalb des Rathauses ein großer Biergarten mit Holzhäusern für die Gastronomie, wo die Herren in Anzug und Weste, die Frauen in langen Kleidern ein wenig dem Müßiggang frönten. Zuletzt war die Grünanlage eher Treffpunkt für ein Publikum, das gerne mal mehr als ein Bier über den Durst trank. Nach der Umgestaltung sollen dort wieder Feste stattfinden, beispielsweise das Sommerfest der Tölzer Stadtkapelle. Ob aus dem Bürgergarten aber jemals wieder ein Biergarten wird, erscheint eher fraglich. "Wenn wir ein Angebot hören für eine Bewirtschaftung der Freifläche, bin ich gerne bereit, darüber zu reden", sagt der Bürgermeister. Das Problem sei allerdings, dass ein Biergartenbetrieb ohne angeschlossene Gastronomie kaum zu stemmen sei. Stadtbaumeister Ernst verweist noch auf einen anderen Aspekt. "Es hilft nicht, bloß Hütten hinzustellen, es gibt heute deutlich höhere Anforderungen an Kühlung und Hygiene als damals", sagt er.

Die Mauer, die den kleinen Park vom Georg-Pacher-Weg im Westen trennt, muss zu zwei Dritteln ersetzt werden. Dieser Nagelfluhdamm stellte sich als porös heraus, nur das Drittel in der Mitte war noch zu sanieren. Dieser Teil wurde mit Bohrkernen erst einmal stabilisiert und soll nun eine Schutzschicht bekommen. "An die Mauer wird also eine Art neue Mauer gebaut", so Ernst. Die Drittel links und rechts davon müssen neu gebaut werden. Im Bürgergarten soll ein neuer Weg innen an der Mauer entlang führen. Dort werden künftig die Sitzbänke mit Blick auf die Berge aufgestellt. Zum Parkplatz am Schlossplatz hin wird eine Hecke angelegt, davor stehen im Park einige Bänke.

Auch der Kurpark wird momentan umgebaut. (Foto: Manfred Neubauer)

Ebenfalls neu ist eine Treppe, die vom Spielplatz am Rehgraben hinauf in den Bürgergarten führt. Alle zehn Stufen gibt es ein Podest zum Ausruhen, zudem einen Handlauf. Dies gilt Ernst zufolge nach den einschlägigen DIN-Vorschriften als barrierefrei und ist mit Ralf Seifert, dem Behindertenbeauftragten des Landkreises, so abgesprochen. Die Arbeiten sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein. "Wir wären schon früher fertig geworden, aber die Mauer kam uns dazwischen", sagt Bürgermeister Mehner. Die Kosten für den Landschaftsbau belaufen sich auf rund 580 000 Euro, auch dafür gibt es Mittel aus der Städtebauförderung. Und wenn sich nach der Umgestaltung wieder die Biertrinker im Bürgergarten treffen? Der Genuss von Alkohol sei in allen Grünanlagen in Bad Tölz verboten, so der Rathaus-Chef. "Ich finde es generell schade, dass man so eine Maßnahmen ergreifen muss, aber damit haben wir die klare Möglichkeit, Platzverweise auszusprechen."

Das neue Kneippbecken im Kurpark hätte vor den Sommerferien fertig sein sollen. Daraus wird aber nichts. Die beauftragte Firma habe ein Subunternehmern wegen der Corona-Pandemie austauschen müssen, berichtet Ernst. Zudem sei es ebenfalls coronabedingt zu Lieferverzögerungen gekommen. Nun wird die circa 21 mal 14 Meter große Kneippanlage erst Ende September betriebsbereit sein. Sie umfasst ein etwa elf mal 5,5 Meter großes Becken zum Wassertreten, das einen Handlauf und ein spezielles Granit-Mosaik bekommt, damit es sich vom Boden auch für Senioren optisch gut abhebt und ihnen damit Trittsicherheit verschafft. Geplant sind außerdem drei Handbecken, die auch Rollstuhlfahrer nutzen können. Das Wasser fließt von den Armbecken über einen Zulauf in das Kneippbecken, wo eine Ultrafiltrationsanlage dafür sorgt, dass zu warmes Wasser gekühlt, zu kaltes Nass erwärmt wird.

Den Neubau im Kurpark hatte der Verein "Freundeskreis Badeteil" stark kritisiert. Auch der Bund der Steuerzahler hatte bei der Stadt wegen dieses Projekts nachgehakt. "Aber auf unsere Stellungnahme gab es keine Reaktion mehr", sagt Otterbach. "Das spricht dafür, dass auch der Bund der Steuerzahler es wohl so sieht, dass eine Kurstadt ein Kneippbecken durchaus verträgt." Auch die Befürchtung, dass Kurparkbäume für die Anlage weichen müssen, sei völlig unbegründet gewesen. "Wir werden den Teufel tun, die alten Bäume im Kurpark zu schädigen", sagt die Sprecherin der Stadt. Sie ist sich sicher, dass die Kneippanlage "ein interessantes Angebot für Einheimische und Touristen" ist, das der Gesundheit und der Prophylaxe dient.

Wichtig sei auch die Verquickung mit dem Vitalzentrum, sagt Otterbach. Wegen des Gesundheitsangebots. Wegen des Hausmeisters, der seine Gerätschaften an Ort und Stelle hat und das Kneippbecken gleich mitpflegen kann. Und wegen der Gäste, die auch das WC im Vitalzentrum benutzen können. Die Baukosten belaufen sich brutto auf 232 000 Euro.

Die Tölzer Parks, sagt Bürgermeister Ingo Mehner, seien wichtig für das Klima in der Stadt, ebenso für die Freizeitgestaltung. Allerdings gebe es immer wieder mal Konflikte, weil jeder die Grünflächen anders nutzen möchte. Zum Ausruhen, zum Spielen, zum Feiern. "Wir werden deshalb schauen, ob wir in den nächsten Jahren nicht die eine oder andere Grünfläche optimieren können, um die unterschiedlichen Nutzungen unter einen Hut zu bekommen", so Mehner.

© SZ vom 05.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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