Bad Tölz:Abschied ohne Worte

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Vor vier Wochen warfen sie ihren Vorstand raus, jetzt folgte der Geschäftsführer: Die "Aktiven Tölzer" haben Jürgen Spiekermann die Kündigung per Boten auf den Weihnachtsmarkt geschickt.

Suse Bucher-Pinell

Vor gerade mal vier Wochen sorgten die Aktiven Tölzer für eine Überraschung, als sie ihren bisherigen Vorsitzenden, Bernd Dufner, nach nur zwei Jahren Amtszeit abwählten und dessen Stellvertreterin, Claudia Anzinger, an die Spitze des Vereins hievten. Jetzt ließ der neue Vorstand seinem Geschäftsführer Jürgen Spiekermann per Boten auf dem Weihnachtsmarkt die fristlose Kündigung überreichen. Dabei ist noch nicht einmal sicher, dass der neue Vorstand rechtmäßig im Amt ist.

Fristlose Kündigung per Bote: Die "Aktiven Tölzer" haben ihren bisherigen Geschäftsführer Jürgen Spiekermann rausgeworfen. (Foto: Arndt Pröhl)

Beim Registergericht in München wurde Einspruch erhoben gegen die Vorstandswahl, weil für die Jahreshauptversammlung nicht satzungsgemäß eingeladen worden war: Der Termin war zwar den Mitgliedern mitgeteilt, nicht aber öffentlich in der Presse bekannt gegeben worden. Ob die Wahlen wiederholt werden müssen, ist noch nicht entschieden.

Nun also erneut Wirbel im Verein, in dem sich gut 100 Geschäftsleute, Einzelhändler, Handwerker, Wirte und Banken zusammengeschlossen haben, um Bad Tölz zu fördern. Über die Gründe, die zu der fristlosen Kündigung geführt haben, schweigen sowohl Geschäftsführer Jürgen Spiekermann als auch der Vereins-Vize Josef Fritz. Nur so viel sagt Spiekermann: "Die Begründung ist haltlos, sie entspricht nicht den Tatsachen." Er will gegen die Kündigung vorgehen und hat die Sache seinem Rechtsanwalt übergeben.

Auch Josef Fritz hält sich bedeckt. "Wenn allerdings der Geschäftsführer nur gegen uns arbeitet, seit wir im Amt sind, dann ist das nicht in Ordnung", sagt er. Eine Zusammenarbeit sei jedenfalls nicht gegeben gewesen. Es sei um Termine gegangen und um Einsicht in Unterlagen. Dazu seien einige andere Vorfälle gekommen, die nach Meinung des Vorstands eine fristlose Kündigung gerechtfertigt hätten.

Ob der neue Vorstand um Vorsitzende Claudia Anzinger, Stellvertreter Josef Fritz, Schriftführerin Petra Neureither und Kassier Simon Steinhart nun rechtmäßig im Amt ist oder nicht - an der fristlosen Kündigung, die vorsichtshalber um eine fristgerechte ergänzt wurde, ändert das nach Ansicht von Fritz nichts. Bis auf Simon Steinhart waren alle auch Mitglied des Vorgänger-Vorstands. "Wir können als alter und neuer Vorstand Entscheidungen treffen", folgert er.

Die Aktivitäten der Aktiven Tölzer werden zunächst wie geplant weiterlaufen. Beim Christkindlmarkt ist gerade die Halbzeit überschritten, der Ostermarkt im April soll auch "normal weitergeführt" werden. Allerdings denkt der Vorstand daran, bei künftigen Märkten Einiges an der Organisation zu ändern und die Arbeiten jeweils projektbezogen zu vergeben sowie Helfer zu bezahlen.

Einen neuen Geschäftsführer in Vollzeit wird es aller Voraussicht nach nicht mehr geben. Der bisherige Etat von rund 50 000 Euro könnte in die einzelnen Projekte fließen sowie verstärkt in Werbung und Stadtmarketing. Auch mit der Stadt soll enger zusammengearbeitet werden.

Spiekermann sieht seine Zukunft indes in den Sternen und betont, dass ihm der Verein am Herzen liege. Er begann 2004 zunächst als Vereinsvorsitzender, ehe er 2008 zum hauptamtlichen Geschäftsführer avancierte. "Ob ich gute Arbeit geleistet habe, das müssen Sie andere fragen", antwortet er diplomatisch und verweist darauf, dass in seiner Amtszeit zu Oster- und Christkindlmarkt zahlreiche andere Aktionen gekommen seien wie Grillmeisterschaft, Marktstraßenfest oder die lange Einkaufsnacht. Außerdem habe er den Internet-Auftritt aufgebaut und einen Newsletter ins Leben gerufen sowie die Mitgliederzahl deutlich gesteigert.

© SZ vom 15.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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