Bach in der Christkönig-Kirche:Dramatisch bis zum Schluss

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Überzeugende Johannes-Passion mit dem Vokalensemble Penzberg

Von Klaus Peter Volkmann, Penzberg

Engagiert und konsequent haben das Vokalensemble der Musikfreunde Penzberg und das Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel am Sonntag in der Stadtpfarrkirche Christkönig Bachs Johannespassion zu Gehör gebracht. Die Herausforderungen des dramatischen Anspruchs bewältigten sie überzeugend - beeindruckend vor allem die nahtlosen Übergänge von den Solisten zum Chor in dessen Rolle als aufgebrachtes, den Tod Jesu forderndes Volk.

Die Wahl zwischen den Passionsvertonungen Johann Sebastian Bachs, basierend auf den Evangelien des Matthäus und des Johannes, ist eine Entscheidung zwischen zwei unterschiedlichen Entwürfen. Da ist zum einen die eher ruhige, meditative Interpretation des Geschehens um den Tod Jesu in der Matthäuspassion, zum andern die dramatische Behandlung, wie er sie in der Johannespassion vornimmt, wo die Gefangennahme Jesu, sein Prozess vor dem "Volkstribunal" und das Auftreten vor Pilatus bis hin zu Geißelung und Kreuzigung im Mittelpunkt stehen.

Schon der Eingangschor macht den Unterschied deutlich: Nicht getragen und klagend mit Blick auf Kreuzigung und Tod ist die Einleitung angelegt, sondern bestimmt von wogender, stetig fließender Unruhe in den tiefen Lagen der Streicher und langen düsteren Holzbläser-Kantilenen, darüber die kraft- und ehrfurchtsvolle Anrufung Gottes durch den Chor mit "Herr, unser Herrscher". Eine zentrale Rolle hat der Evangelist. Nikolaus Pfannkuch (Tenor) war hier nie neutraler Berichterstatter, sondern verlieh seinem Part mit zunehmender Dramatik einen fast theatralischen Ausdruck, der höchste emotionale Betroffenheit erkennen ließ. Jesus wurde von Thomas Stimmel (Bass) meisterhaft als in sich ruhender, machtvoller und bis zum Ende selbstsicherer Sohn Gottes präsentiert. Nicht zuletzt verlieh Lorenz Kauffer (Bariton) seinen Rollen (Petrus, Pilatus und Arien) eine schlichte, doch absolut überzeugende Wirkung.

Der Chor hatte keine Mühe, die häufigen Rollenwechsel zwischen dramatischen Turba-Chören und kirchlichen Chorälen angemessen zu bewältigen. Mit Anna Karmasin (Sopran), Valerie Pfannkuch (Alt) und Moon Yung Oh (Tenor) gelangen - im Dialog mit jeweils bestens agierenden Instrumentalsolisten - wunderbare Momente der inneren Ruhe.

Kein Zweifel, dem musikalischen Leiter der Aufführung, Günther Pfannkuch, ist es gelungen, die Dramaturgie der Bachschen Johannespassion eindrucksvoll erlebbar zu machen. Endlos anmutende Stille nach dem Verklingen des Schluss-Chorals in der gut besuchten Stadtpfarrkirche Christkönig - dann langer Beifall.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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