Ausstellung:Mit Skalpell, Gammasonde und Kunst

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Für gute Atmosphäre in den Gängen der Klinik sorgen die Ausstellungen, die der Freundeskreis organisiert. Zum Jubiläum ist es eine Sammelschau. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Freunde der Kreisklinik haben in den vergangenen 25 Jahren mit Leistungen im Wert von 630 000 Euro dazu beigetragen, das Haus zu sichern. Zum Jubiläum ist wieder eine Ausstellung zu sehen

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Es war ein ebenso grundsätzlicher wie kompakter Exkurs über die Probleme, die ein Kreiskrankenhaus im modernen Gesundheitssystem zu bewältigen hat, Probleme, die immer mit Konkurrenz, knappen Mitteln, hohen fachlichen Anforderungen und immer wieder neuen Reformgesetzen zu tun haben: Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Freunde der Kreisklinik Wolfratshausen erläuterte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler), auf welch schmalem Grat sich der Landkreis als Träger der Einrichtung bewege, wie schwierig es sei, die medizinische Grundversorgung, die ein Kreiskrankenhaus anbieten muss, durch kostenintensive Spitzentechnologie zu ergänzen, um dessen Attraktivität für Patienten zu steigern.

Wenn sich die Schere zwischen Kostensteigerungen und Ertragslage immer weiter öffne, könne dies schnell "brandgefährlich" werden, sagte Niedermaier. Umso dankbarer sei man "bei diesem ewigen Hin und Her" für jegliche Unterstützung, so, wie sie von den Freunden der Kreisklinik nun schon seit so langer Zeit geleistet werde. "Wer Freunde hat, geht leichter durchs Leben", betonte Niedermaier, der unter dem Applaus der Jubiläumsgäste im Casino des Krankenhauses "den Zusammenhalt in schwierigen Zeiten" beschwor.

Zum Überleben brauche man starke Partner. Dies habe sich insbesondere bei den Bemühungen um den Erhalt der Geburtshilfe in Wolfratshausen gezeigt - "nicht jeder kann alles machen". Dass die Gynäkologie nun als Außenstelle des renommierten Starnberger Krankenhauses nicht mehr nur im Belegsystem, sondern als eigene Abteilung weitergeführt werden kann, ist nach Niedermaiers Worten ein Erfolg solcher Kooperationsbereitschaft. Wenn man sich auf dieser Schiene fortbewege, könne man gewiss auch das 50-, oder gar 100-jährige Jubiläum noch feiern. Um die Verbundenheit mit dem Verein der "Freunde" zu unterstreichen, überreichte Niedermaier dem Vorsitzenden Gerhard Hasreiter eine Spende von 2500 Euro.

In ähnlichem Sinne äußerte sich der Ärztliche Direktor und Chef der Inneren Medizin, Michael Trautnitz, in dessen Abteilungen allein jedes Jahr um die 3600 Patienten stationär behandelt werden. Angesichts der Konkurrenzsituation und des knappen finanziellen Spielraums sei es für die Wolfratshauser Kreisklinik besonders wichtig, durch zusätzliche ärztliche Ausbildungen Zertifikate zu erwerben und somit nachweisbar geprüfte Qualität anbieten zu können. Gerade hierbei leiste der Freundeskreis "die bestmögliche Unterstützung". Als Beispiel nannte Trautnitz ein spezielles Beatmungsgerät, das mit Hilfe des Vereins angeschafft werden konnte. Daneben sei aber auch "das Gefühl der allgemeinen Wertschätzung" besonders wichtig, das dem Klinikum auf diese Weise zuteil werde. Dafür bedanke er sich besonders herzlich.

Hasreiter erinnerte in seiner Begrüßung an die Zeit der Vereinsgründung und ihren damaligen Vorsitzenden Josef Zimbauer. Schon damals habe sich abgezeichnet, dass die knappen Mittel der öffentlichen Kassen für Sonderausstattungen in den Kliniken nicht mehr ausreichen würden und dass für neue medizinische Errungenschaften kein finanzieller Spielraum bestehe.

Die Medizintechnik habe zwar großartige Fortschritte gemacht und es ermöglicht, dass viele zuvor unheilbare Erkrankungen heute therapierbar seien, die Finanzierung aber sei hinter den medizinischen Möglichkeiten zurückgeblieben.

"Das Nachsehen hatten damals wie heute die Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung, wenn sie nicht selbst Projekte entwickeln, um Defizite auszugleichen", beklagte Hasreiter. Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser in Bayern habe dies nicht geschafft, die Wolfratshauser Klinik gehöre zu den erfolgreicheren. Dazu habe der Verein in den vergangenen 25 Jahren mit Spenden von mehr als 630 000 Euro beigetragen.

Seit zehn Jahren hat der Verein bei seiner Unterstützung einen Paradigmenwechsel von einzelnen medizinischen Gerätschaften hin zu Projekten vollzogen, die von der Geschäftsleitung und der Ärzteschaft vorgeschlagen wurden und bis jetzt werden. Dazu zählt die Etablierung einer Palliativabteilung, ein spezielles Krankenzimmer für Demenzpatienten, eine "Weaning"-Einheit, die es langjährigen Komapatienten ermöglicht, das Atmen neu zu erlernen, eine verbesserte Schmerztherapie und eine Ausstattung für das Herzinfarkt-Netzwerk mit dem Klinikum Großhadern. Gefördert wurden auch die Leberchirurgie mit einem Wasserstrahlskalpell und die Tumorchirurgie mit einem Gammasondensystem. Ein Teil der Spenden floss schließlich in die Weiterbildung von Ärzteschaft und Pflegepersonal.

Daneben hat der Verein auch zur atmosphärischen Verbesserung mit Bildern beigetragen, dank denen die langen Gänge und Fluchten des Krankenhauses freundlicher erscheinen. 15 Künstler - 14 Malerinnen und Maler sowie ein Bildhauer - sind derzeit bei einer höchst empfehlenswerten Jubiläumsausstellung im Krankenhaus zu sehen. Der Musiker und Kabarettist Josef Brustmann rundete an der Zither das Festprogramm ab.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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