Außenbereichssatzung? Nein danke!:Dorfcharakter bleibt

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Ein beliebtes Foto- und Postkartenmotiv: die Kirche in St. Johannisrain, das weiterhin ländlich bleiben soll. (Foto: Manfred Neubauer)

In St. Johannisrain dürfen keine Ferien-Chalets gebaut werden

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Während Bauen, Entwickeln, Wachsen andernorts Priorität hat, haben sich die Bewohner eines Penzberger Stadtteils bewusst und geschlossen dagegen entschieden. In St. Johannisrain wird es daher keine Außenbereichssatzung geben. Die Anwohner hatten der Stadt in einem Schreiben mitgeteilt, dass sie eine solche nicht brauchen. Der dörfliche und einfache Charakter von St. Johannisrain müsse erhalten bleiben, heißt es darin. Der Bauausschuss des Stadtrats folgte dem Wunsch und lehnte die Aufstellung der Satzung ab.

Mit diesem Beschluss sind auch die Pläne für vier Ferien-Chalets vom Tisch. Im Februar hatte die August Liebhard GmbH eine entsprechende Voranfrage gestellt. Die Unterkünfte sollten als Dependance des Stadthotels Berggeist fungieren. Um dieses Bauvorhaben im Außenbereich möglich zu machen, hätte der Stadtrat erst eine Satzung beschließen müssen. Vor einer Entscheidung wollte das Gremium die Anwohner zu einer Ortsteilversammlung einladen, um die Stimmung abzufragen. Doch diese kamen der Stadt zuvor. Das Ergebnis zweier Treffen der St. Johannisrainer ist eine mehrseitige Stellungnahme, in der sie jegliche touristische Nutzung ablehnen. Zulässiges Gewerbe soll allein Landwirtschaft sein. Abgelehnt wird zudem "eine von außen herangetragene Überfremdung des Ortes zum Zwecke einer kommerziellen Nutzung".

Außerdem sprechen sich die Anwohner gegen einen Ausbau der einspurigen Anliegerstraße zu einer zweispurigen Erschließungsstraße aus. Ebenfalls werden Kosten abgelehnt, die den Anwohnern durch den Anschluss von St. Johannisrain an das städtische Abwassernetz entstehen könnten. "Bauliche Entwicklungspotenziale sollten den ansässigen Bewohnern ermöglicht werden, um den Ort wandlungs- und anpassungsfähig zu halten", heißt es in dem Schreiben. Und: "Neubauten sollen nur Wohnzwecken dienen."

Es freue sie, dass die Anwohner den Charakter von St. Johannisrain erhalten wollen, sagte Kerstin Engel (Grüne). In Österreich gebe es zahlreiche Chalets und ebenso viele Probleme damit. Genau die Idylle, die Touristen suchten, würden von ihnen zerstört. Ihr Fraktionskollege und Zweiter Bürgermeister Johannes Bauer dankte den Verfassern der Stellungnahme für ihre Initiative und Einigkeit bei diesem Thema. "Und das sage ich als Nantesbucher", betonte Bauer in Anspielung auf den Streit in diesem Ortsteil wegen Bau- und Erweiterungswünschen.

Dem Wunsch der St. Johannisrainer beugen musste sich die SPD. Die Fraktion hatte im Vorfeld die Aufstellung einer Außenbereichssatzung befürwortet, um Bauwünsche, wie es sie in Promberg oder Nantesbuch gibt, auch in der ländlich geprägten Ansiedlung ermöglichen zu können. "Ihre Stellungnahme hat mich überzeugt", sagte Regina Bartusch. Sollten Bauanfragen kommen, werde man diese wohlwollend nach Paragraf 35 Baugesetzbuch abwickeln.

Auf Worte ließ der Bauausschuss auch gleich Taten folgen. Er stimmte für die Erweiterung des Dachgeschosses eines bestehenden Zweifamilienhauses in St. Johannisrain.

© SZ vom 12.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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