Ausbildung:"Sehr gut"

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Besonders bei Regen und Schnee ist der Straßenbau "kein Zuckerschlecken". Trotzdem liebt Anton Bauer seine Arbeit - bei der Firma Weismann in Egling können nur zwei bis drei Leute die grüne Asphaltfertigungsmaschine steuern. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der 21-jährige Anton Bauer ist einer der deutschlandweit erfolgreichsten Azubis in diesem Jahr. Die IHK-Abschlussprüfung für Straßenbau hat er mit Bravour gemeistert und damit seine Eltern überrascht, denn in der Schule war er nicht der Beste

Von Dorothée Nowotny, Egling

Mit einem breiten Lächeln lenkt Anton Bauer eine grüne Asphaltfertigungsmaschine über den Hof. Laut rattert der Motor, unten dreht sich die Walze. "Das ist nur eine kleine Maschine! Die gibt es auch in größeren Dimensionen", sagt Bauer schmunzelnd.

Der 21-jährige Anton Bauer ist einer der deutschlandweit besten Azubis. Die IHK-Abschlussprüfung für Straßenbau hat er in diesem Jahr mit der Note "sehr gut" bestanden. Als die Eltern von den Leistungen hören, sind sie überrascht - ihr Sohn war in der Schule nicht der Beste. Bauer wird in Wolfratshausen geboren und besucht nach der Grundschule die Realschule in Geretsried. Er ist jung, hat andere Dinge im Kopf. Heute findet er, dass Schule wichtig ist.

Nach seinem Realschulabschluss beginnt Bauer eine Ausbildung für Gartenbau. Das liegt nahe, die Eltern sind Inhaber der Firma Weismann in Egling, die auf Garten- und Landschaftsbau spezialisiert ist. Nach zweieinhalb Jahren entschließt er sich, die Ausbildung für Straßenbau draufzusetzen. Der elterliche Betrieb braucht jemanden, der qualifiziert im Straßenbau arbeitet - Gehwegerschließungen oder Straßenabsenkungen koordinieren kann. Bauers Mutter ist "sehr erfreut, dass er das alles alleine hinbekommen hat." Ihr Sohn sei nicht nur in die Berufsschule gegangen sondern habe nebenbei gearbeitet. "Das ist gar nicht so einfach."

Während dem jungen Mann die Haare ins Gesicht fallen, vergräbt er seine großen Hände in den Taschen seiner Strickjacke. Große Hände braucht der 21-Jährige im Straßenbau. Richtig anpacken muss man können, die Arbeit ist anstrengend und körperbelastend. "Das ist kein Zuckerschlecken", sagt er, "besonders bei Regen oder Schnee". Man müsse Spaß daran haben in der Natur zu sein: Auch er selbst ist nicht der Typ fürs Büro sondern ein Praktiker - 99 von 100 Punkten hatte er in der praktischen Abschlussprüfung. Für seine Leistungen ist er zusammen mit 114 anderen Auszubildenden aus Oberbayern in der Jochen-Schweizer-Arena in Taufkirchen ausgezeichnet worden. Da er zu den besten Absolventen in Bayern gehört, darf er am 4. Juli nach Berlin fahren. Rund 200 Spitzen-Azubis aus ganz Deutschland werden im Maritimhotel geehrt, Barbara Schöneberger wird moderieren.

Ein Erfolg von dem sich der junge Mann seine Ruhe und Bescheidenheit nicht nehmen lässt. Fragen nach seinen Glanzleistungen scheinen ihm fast unangenehm zu sein. Doch wenn er über den Straßenbau redet, blüht er auf. Alles an seiner Arbeit interessiere ihn. Jede Baustelle sei anders, überall gibt es neue Herausforderungen. Besonders das Pflastern und alle großflächigen Arbeiten machten Spaß. "Ich seh gerne, dass was voran geht", sagt er. Außerdem könnten die großen Maschinen nur zwei bis drei Leute am Hof steuern.

Den Beruf erlerne man erst richtig in der Praxis. Den neuen Lehrlingen im Betrieb überlässt er immer mehr Verantwortung. "Sie müssen erleben auch an etwas schuld zu sein. Dann entwickeln sie Ehrgeiz", sagt Bauer. Auch er selbst hat viel Verantwortung. Regelmäßig übernimmt er Baustellenorganisationen und erledigt die Büroarbeit, die den Straßenbau betrifft: Schriftverkehr, Abrechnungen und Angebotsstellungen. Also doch ein Typ fürs Büro? Für Bauer "machts das Gesamtpaket und die Abwechslung". Er habe Glück, dass er sich selbst aussuchen könne wann er ins Büro geht und wann auf die Baustellen. Seien die Außenarbeiten nicht so spannend, verbringe er die Zeit lieber im Büro. Als jüngster Sohn der Familie Bauer wird er vielleicht irgendwann einmal die Firma Weismann für Garten- und Landschaftsbau übernehmen.

In seiner Freizeit fährt Bauer gerne Ski oder spielt Tennis. Auch im Burschen- und Schützenverein ist er. Doch so richtig unterscheidet Bauer nicht zwischen Freizeit und Arbeit: Oft gehe er nachts "aus Spaß" ins Büro - obwohl er das nicht müsste.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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