Aus dem Amtsgericht:Schwierige Beweislage

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Verhandlung wegen Drogendeals wird ausgesetzt

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Bislang belasten einen 28-jährigen Geretsrieder allein die Aussagen seiner Lieferanten. Als die Ermittler die Wohnung des jungen Mannes im April 2018 durchsuchten, fanden sie nur eine Feinwaage, weder Drogen noch Geld. Nichts Belastendes entdeckten sie auch auf dem Computer. Nur konnten die Polizisten offenbar nicht alle Speichermedien auslesen. "Ein Speicherstick war besonders gesichert", sagt ein 53-jähriger Kriminalbeamter in der Verhandlung vor dem Amtsgericht Wolfratshausen. Doch das Landeskriminalamt habe erklärt, diesen nicht auswerten zu können. "Vom Bundeskriminalamt habe ich keine Antwort bekommen."

Die Verhandlung vor dem Amtsgericht wegen unerlaubten Handeltreibens platzt allerdings bald. Denn der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen, bei seinen beiden Lieferanten viermal Marihuana - insgesamt mehr als 1,5 Kilogramm - gekauft zu haben. Auch einer seiner beiden Drogenlieferanten weigert sich, auszusagen. Erst Anfang Juli beginnt der Prozess gegen beide vor dem Landgericht in München. Bis dahin will sich der junge Mann nicht selbst belasten. Daher setzt Strafrichter Helmut Berger die Verhandlung in Wolfratshausen erst einmal aus.

Auf die Spur ist die Polizei dem Angeklagten durch seine beiden Lieferanten gekommen. "Sie haben einen schwunghaften Handel mit großen Mengen Marihuana betrieben", erklärt der Kriminalpolizist vor Gericht. Deswegen hätten die Ermittler ihre Telefongespräche überwacht. Beide hätten zugegeben, Drogen an den technischen Zeichner verkauft zu haben. Zudem hätten sie in einer Wohnung des Duos einen Schuldzettel mit dem Vornamen des Angeklagten gefunden. "Durch die Telefonüberwachung wussten wir, dass Rauschgiftschulden bestehen." Sogar für ein Scheingeschäft wollte die Polizei das Lieferanten-Duo einspannen, um den Angeklagten zu überführen. Nach Aussage des Ermittlers hätten beide behauptet, dass der Endzwanziger für sie Amphetamin und Kokain beschaffe. Doch das Duo habe sich schließlich geweigert.

Seit dem Vorjahr sitzen die beiden Lieferanten in Untersuchungshaft. Für die Zeugenaussagen haben Polizisten das Duo direkt aus dem Gefängnis nach Wolfratshausen transportiert. Doch nur der Ältere der beiden spricht vor Gericht. Der 27-Jährige gibt an, den Angeklagten schon seit dem 15. Lebensjahr zu kennen. Hin und wieder hätten sie gemeinsam einen Joint geraucht. So seien sie auf die Drogengeschäfte gekommen. Zunächst habe er dem Angeklagten um die 100 Gramm Marihuana verkauft. Pro Gramm habe er anfangs 8,50 Euro, später 7,50 Euro verlangt, er selbst habe die Droge erst für 6,50 Euro und schließlich für 5,50 Euro je Gramm gekauft. Zwischen März und August 2017 hätten er und sein Bekannter monatlich Drogen an den Angeklagten verkauft. Dann sei der Kontakt zu ihrem Lieferanten abgebrochen. "Wir haben nicht viele Abnehmer gehabt", sagt der Techniker. "Das war kein Imperium."

Von Schwierigkeiten mit dem Angeklagten oder Schulden will der Mann nichts wissen. Gut sei er mit ihm ausgekommen. Vor der Polizei hatte der Mann allerdings ausgesagt, dass der Angeklagte das Marihuana auf Kommission erhalten und Schulden gehabt habe. Doch jetzt sagt der Geretsrieder, dass er sich aus dem Finanziellen weitgehend herausgehalten habe. Sein Geschäftspartner habe die meisten Verkäufe mit dem Angeklagten allein abgewickelt. "Ich habe mich besser gefühlt, wenn ich davon nichts weiß."

Bevor gegen den Angeklagten in Wolfratshausen weiter verhandelt wird, soll der Prozess gegen das Lieferanten-Duo abgewartet werden. Erst dann wird einer neuer Termin festgesetzt.

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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