Auftakt des Dialog-Verfahrens:Kritische Nachfragen

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In der alten Penzberger Stadtbücherei fand die Auftaktveranstaltung zum Hotel-Dialog statt. Viele Bürger kamen, um sich zu informieren. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Etwa 120 Penzberger informieren sich über das Hotel-Projekt

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) und Moderator Daniel Schreyer vom Büro Hendricks & Schwartz sind zufrieden. Etwa 120 Bürger haben sich zum Auftakt des Dialog-Verfahrens über das Hotel-Neubau-Projekt informiert. Im Fokus des Interesses standen mögliche Standorte in Schutzgebieten und der tatsächliche Bedarf eines Hotels in der Stadt. Dass Penzberg ein gehobener Beherbergungsbetrieb gut zu Gesicht stünde, davon ist Ursula Lengger überzeugt. Die Geschäftsführerin vom Tourismusverband Pfaffenwinkel musste sich mit zum Teil sehr kritischen Nachfragen der Anwesenden auseinandersetzen.

Penzberg habe zwei sehr gute Drei-Sterne-Häuser, sagte Lengger. Aber als wichtiger Wirtschaftsstandort müsse die Stadt auch im hochpreisigen Segment etwas anbieten können: ein Vier-Sterne-Hotel. Ein solches Haus brauche natürlich eine gewisse Grundauslastung, betonte Lengger. Diese sieht die Geschäftsführerin durch Gäste gesichert, die etwa wegen des Pharmaunternehmens Roche nach Penzberg kommen. "Aber das kann nur das eine Standbein sein", sagte sie. Das zweite sei eine "touristische Auslastung". In diesem Bereich habe Penzberg dank seiner Lage schon einiges zu bieten wie mehrere Golfplätze in unmittelbarer Nähe, die Museen in der Stadt selbst oder auch in Bernried, Kochel am See oder Murnau. Und die schöne Landschaft mit Bergen und Seen machten einen Aufenthalt in Penzberg ebenfalls für Urlauber attraktiv.

Lengger ist überzeugt, dass die Innenstadt von diesen Gästen profitieren könnte. Denn nachweislich lassen Urlauber ihr Geld auch bei ortsansässigen Einzelhändlern und Dienstleistern. "Die ganze Stadt würde profitieren. Es wäre schade, wenn Penzberg das auf der Straße liegen lassen würde." Das wäre kein gutes Aushängeschild, findet Lengger.

Welche Ausrichtung das neue Hotel - sollte es gebaut werden - haben könnte, entscheide der Investor. "Und natürlich ist eine schöne Lage ausschlaggebend." Dass auch in den Nachbarkommunen wie Bad Heilbrunn oder Kochel am See über Hotel-Projekte nachgedacht werde, hält die Geschäftsführerin für keinen Hinderungsgrund. "Soll Penzberg da zuschauen oder sich selbst auf die Hinterbeine stellen?", fragte sie. Im Übrigen sei aus ihrer Sicht die Standortsuche ein ergebnisoffener Prozess.

Das wiederum bezweifelt die Bürgerinitiative "Kein Hotel am Huber See", die Anfang der Woche angekündigt hatte, sich nicht am Dialog beteiligen zu wollen. Für die beiden Sprecher Volker Hoensch und Bärbel Bierling steht fest, dass sich die Stadt bereits auf die Wiese an der Zufahrt zu Gut Hub festgelegt habe. Ähnlich sieht es Hannelore Jarresch vom Bund Naturschutz. Sie diskutierte intensiv am Donnerstagabend mit Lengger über das Bauvorhaben. Auf den ersten Blick schienen die Plakate, die vom Büro Hendricks & Schwartz zur Information der Bürger erarbeitet wurden, neutral zu sein, sagte Jarresch. Aber allein die Erwähnung der "Golfplatznähe" oder der "Naturnähe" lege für sie einen Standort fest, eben jene Wiese beim Kirnbergsee. "Da müsste man ganz schön dumm sein, wenn man da nichts ahnt."

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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