Kunst in Bad Tölz:Belebende Kraftorte

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Künstlerin Angela Sommerhoff spielt vor einem ihrer Werke. (Foto: Manfred Neubauer)

Angela Sommerhoff zeigt in einer sehenswerten Jubiläumsausstellung abstrakte Malerei.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Das Behördenzentrum auf der Tölzer Flinthöhe ist eine nüchterne Gegend, Ämter und Arztpraxen sind hier angesiedelt. Seit zehn Jahren ist in dem Gebäudekomplex auch das Atelier von Angela Sommerhof beheimatet. "Ich bin hier ein Exot", sagt die Künstlerin. Sie liebt ihren Arbeitsort. Durch die dicken Mauern dringt kein Geräusch, die Fenster sind groß, an den Wochenenden herrscht Ruhe. Jeden Tag beginnt sie mit einem Stück auf der Geige. "Ich spiele mich und den Raum ein", sagt sie, am liebsten mit Bachsonaten. Denn auch in der Malerei brauche es Rhythmus und ein Gefühl für Spannung und Ruhe.

Die Musik begleitet Sommerhoff seit ihrer Jugend. "Sie ist meine größte Inspirationsquelle." Die 53-Jährige studierte in Wien Malerei und Bildhauerei und setzte ihr Studium im Fach Kunstgeschichte fort. Seit 2003 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. Zum zehnjährigen Jubiläum lädt sie nun zu einer Ausstellung in ihr Tölzer Atelier ein: Eine sehenswerte Schau ihrer abstrakten Bilder, die ebenso kraftvoll wie zart sind und Zuversicht ausstrahlen.

Abstrakte Bilder, die ebenso kraftvoll wie zart sind. (Foto: Manfred Neubauer)

Oft verwendet Sommerhoff Pastelltöne. Figuren sind nur skizziert, meist einander zugewandt, fast immer in Bewegung. Vieles ist nur angedeutet, Gliedmaßen etwa oder Kleidungsstücke. "Das Besondere an abstrakter Kunst ist, dass jeder dem Bild eine eigene Bedeutung geben kann", sagt Sommerhoff. Es gebe kein "Korrektiv" wie in der naturalistischen Malerei, aber eine "übergeordnete Wahrheit", die sie ausdrücken will. In ihrem Bild "Schöpfung" zum Beispiel ist Wasser das zentrale Motiv: Durch beigemischtes Marmormehl platzt die türkise Farbe auf und verdichtet sich am Bildrand zu farbigen Flächen und zarten Linien.

Sommerhoff kombiniert Techniken und Farben: Kreide, Aquarell, Pigmente, Quarzsand. Oft verbindet sie deckende Acrylfarbe, die ruhig wirkt, und leuchtende Tusche, die die verschiedenen Schichten durchscheinen lässt. In einem der drei Räume sind Arbeiten in Chromolux-Technik gehängt, ihr jüngstes Projekt. Frauengesichter vor abstraktem Hintergrund auf Büttenpapier, die mittels Transferfolie, Dampf und Druck in eine dünne Aluminiumplatte eingearbeitet werden. So entstehen Bilder, die wie Hinterglasbilder wirken und unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit sind.

Bilder, die wie Hinterglasbilder wirken. (Foto: Manfred Neubauer)

30 Bilder und eine kleine Bronzeplastik sind in der Ausstellung zu sehen, Sommerhoff kann zu jeder Arbeit viel erzählen. Ihre Begeisterung ist ansteckend, und wenn sie über ihre Bilder spricht, dann liebevoll und mit Sinn für Humor. Sie wolle "Kraftorte" schaffen, aus denen der Betrachter schöpfen könne. Ihre Bilder haben diese belebende Wirkung; sie berühren durch ihre Farben und Strukturen, laden zum Genau-Hinschauen ein oder regen zum Schmunzeln an. "Was tät ich ohne mich" zum Beispiel, aus einer Serie abstrakter Akte. Eine voluminöse Frauenfigur, die wie ein schwingender Kreisel wirkt. Ganz bei sich, aber mit der Welt in Verbindung.

Ihre Themen sollen den Zeitgeist treffen, sagt Sommerhoff. Die Sehnsucht nach Nähe in den Corona-Jahren, das Sich-selbst-Akzeptieren in einer Welt der Selbstoptimierung. Inspirationen zieht sie auch aus literarischen Texten. "Gedicht an die Dauer" von Peter Handke etwa, das sie zu einem großformatigen Bild mit horizontalen Linien und Flächen in satten Farben und von großer Ruhe angeregt hat.

Sommerhoff stellt im In- und Ausland aus. (Foto: Manfred Neubauer)

Sommerhoff, die mit ihrem Mann und den beiden Töchtern nach Stationen in Wien und USA seit 2008 in Bayern lebt, stellt im In- und Ausland aus. Im Oktober war eine Einzelausstellung in Berlin zu sehen, auch in Hamburg, Wien, Stuttgart, Manchester oder Boston zeigte sie ihre Arbeiten. Sommerhoff gibt Workshops in ihrem Atelier, leitet Kurse an der Kunstakademie Eigenart in Bad Heilbrunn und im Allgäu und begleitet Gruppen auf Malreisen durch Europa. Inzwischen könne sie ausschließlich von ihrer Kunst leben. Das sei nicht immer einfach, aber sie könne ihren Auftrag erfüllen: "Licht und Freude in die Welt tragen."

Ausstellung am Samstag. 18. November, und Sonntag, 19. November, jeweils von 11 bis 19 Uhr. Atelier Angela Sommerhoff, Prof.-Max-Lange-Platz 3, Bad Tölz.

www.angelasommerhoff.com

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