Amtsgericht:"Ein Störenfried"

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Gericht verurteilt trinkenden und prügelnden Mann zu Haft

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Das Muster wiederholt sich: Ein heute 21-jähriger Asylbewerber aus dem Landkreis betrinkt sich regelmäßig mit Bier und Schnaps und prügelt sich. Im April 2016 ist er am Tölzer Bahnhof mit einem abgebrochenen Flaschenhals auf einen anderen Flüchtling losgegangen. Nur sieben Monate später schlug er mit der Faust auf den Hinterkopf eines jungen Mannes und hatte 2,8 Promille Alkohol im Blut. In beiden Fällen wurde der Heranwachsende verurteilt. Trotzdem machte er in diesem Stil weiter. Im Mai 2017 soll er - allerdings nüchtern - einen Sicherheitsmann zu Boden geworfen haben. Ein paar Monate später bespuckte er einen Polizisten und biss dessen Kollegen in die Hand. Dafür wurde der junge Mann nun am Amtsgericht Wolfratshausen zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten verurteilt.

Zwar plädierten Staatsanwältin, Jugendgerichtshilfe und Verteidiger für Jugendstrafrecht. Doch dafür sah Amtsrichter Urs Wäckerlin keinen Anhaltspunkt. "Sie sind offensichtlich nicht bereit, ihren Lebensstil zu ändern", erklärte er. Der Angeklagte reagiere seit zwei Jahren immer gleich. Er trinke und werde aggressiv. Die Verhaltensmuster hätten sich eingeschliffen. Er wisse, wie er auf Alkohol reagiere und habe trotzdem weitergemacht, obwohl ihm sogar verboten sei, weiter zu trinken. "Sie sind ein Problemfaktor und Störenfried in jeder Unterkunft", schilderte Wäckerlin. In der Verhandlung habe der Angeklagte mit keinem Wort seinen Beitrag zu den Taten geschildert.

So sagte der Angeklagte, er könne sich an die jüngste Auseinandersetzung mit den Flüchtlingen nicht erinnern. Dass er den Sicherheitsmann zu Boden geworfen habe, stimme nicht. Allerdings hatte ein Arzt diesem wegen einer Schulterverletzung eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt.

Mit seinen vielen Sorgen begründete der Angeklagte, dass er sich betrinke. Er sei allein. "Um mich zu entspannen, trinke ich", schilderte er. An die Regeln wolle er sich halten. Mit seinen Mitbewohnern verstehe er sich nicht. Daher trinke er und bekomme noch mehr Schwierigkeiten. "Ich wünsche mir eine eigene Wohnung, um zur Ruhe zu kommen."

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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