Als Reihenhaus nicht gleich zu erkennen:Bauernhaus, neu gedacht

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Die beiden Gebäude des Schatzhofs bilden einen Platz, der an einen Dorfanger erinnert. Auffallend: die Querverschalung aus Lärchenholz. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Schatzlhof in Schäftlarn interpretiert alte Bauweisen in moderner Weise

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Im Schäftlarner Ortsteil Neufahrn steht eine Reihenhaussiedlung, der man nicht ansieht, dass sie eine Reihenhaussiedlung ist. Denn die zehn Häuser sind in zwei langgestreckten Gebäuden untergebracht, die sich gegenüberliegen und einen Hof bilden. Mit dem in der Mitte verlaufenden Kiesweg erinnert er an einen Dorfanger. Zu den Häusern hin und zwischen den kleinen Grünflächen vor den Eingängen ist der Weg eingefasst von einem wetterfesten Pflaster, das an Flusskiesel erinnert, aber aus unterschiedlich großen Betonsteinen in verschiedenen Grautönen besteht. Eigentlich sind Zäune nicht erlaubt. Zwei Häuser haben trotzdem einen - wegen der Hunde, die dort leben. Der Weg führt zu einem kleinen Teich, der auf dem Grundstück des früheren Schatzlhofs schon bestand, als neu gebaut wurde.

Schatzlhof heißt das 2015 fertig gestellte Projekt noch immer. Es war bei der Genehmigung im Schäftlarner Gemeinderat umstritten, wegen der Form der Häuser, vor allem aber wegen der Fassade. Denn die Häuser sind mit schmalen, quer verlaufenden Lärchenholzleisten komplett verschalt, ebenso die kleinen Häuschen für Mülltonnen und Fahrräder und die Rampe der Tiefgarage.

Manche Gemeinderäte erinnerte das an einen Stadel. Architekt Klaus Kehrbaum sagt, es sei die vertikal verlaufende Stülpverschalung der Stadel "zeitgerecht interpretiert". Die Querverschalung wirke wie gestapeltes Holz. Die Länge der sehr ruhigen Baukörper wird betont. Die Dächer sind mit roten Ziegeln gedeckt.

Die Fenster haben keine Rahmen, es handelt sich also um eine Lochfassade. Sie sind unterschiedlich groß und in leicht unterschiedlichen Höhen eingepasst. Das lockert die Fassade auf, die sonst streng wirken würde. "Die Fensterlaibungen sind dunkel, nur die Schalung ist aus Holz. Dadurch wirkt das Gebäude leicht", erklärt Architekt Kehrbaum. Das Lärchenholz vergraut mit der Zeit. Es braucht im Gegensatz zu einer verputzten Fassade keinen neuen Anstrich und hält zwei bis drei Generationen, zumal die Leisten angeschrägt sind, so dass Wasser abtropfen kann.

Die Gebäude, welche die umstehenden Bauernhäuser modern interpretieren, aber nicht historisierend wirken, haben einen Niedrigenergiestandard. Gebaut hat den Schatzlhof die Real Treuhand GmbH, entworfen hat sie die Kehrbaum Architekten AG aus München, die derzeit in Geretsried am Karl-Lederer-Platz das große Wohn- und Geschäftshaus plant.

Schatzlhof, Starnberger Straße 122, Schäftlarn-Neufahrn, Besichtigung mit Architekt Klaus Kehrbaum am Samstag, 24. Juni, von 11 bis 13 Uhr. Anmeldung per E-Mail an info@kehrbaum.ag

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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