Selbstverteidigung:Mit der Mano-Methode gegen Angst und Stress

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"Aikido macht schlau", sagt Trainerin Sonja Weißbacher. In ihren Kursen bringt sie Erwachsenen und Kinder bei, ohne Angst unterwegs zu sein und Stresssituationen zu bewältigen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Aikido-Trainerin Sonja Weißbacher unterrichtet Erwachsene und Kinder in der japanischen Kampfkunst. Dabei lehrt sie fünf Schritte, wie man bedrohlichen Situationen entkommt. Zusammen mit Polizist Christian Löckher-Hiemer hat sie ein Buch verfasst, das sie in der Wolfratshauser Bücherei vorstellt.

Von Anja Brandstäter, Wolfratshausen

Sonja Weißbacher trägt an diesem Nachmittag ein weißes Oberteil und über der weißen Aikido-Hose den schwarzen Hakama. Das ist eine Art Hosenrock mit sieben Falten, welche die Tugenden eines Budoka symbolisieren. So sieht die traditionelle Kleidung für die japanische Kampfkunst Aikido aus. Die Trainerin unterweist darin zehn Kinder zwischen zehn und 14 Jahren, alle haben Aikido-Anzüge an. "Aikido macht schlau", sagt Weißbacher. "Denn ein beweglicher Geist und ein beweglicher Körper gehören zusammen." Ziel der Übungen sei es, zu einer inneren Freiheit zu gelangen, "die es uns erlaubt, auch in Stresssituationen ruhig und bedacht zu reagieren". Diese Fähigkeit könne bei Kindern zu besseren Schulleistungen führen, sie helfe bei Schulstress und Prüfungsangst. Im Anschluss an die Kindergruppe unterrichtet sie Erwachsene.

Wie gut diese Kampfkunst tut und wie wirksam sie ist, hat Sonja Weißbacher am eigenen Leib erlebt. Sie begann Aikido mit 14 Jahren, trainierte fast täglich und erwarb die Fähigkeit, selbst Kurse zu leiten. Aus der langjährigen Erfahrung hat sie die "Mano-Methode" entwickelt. Zusammen mit dem Polizisten Christian Löckher-Hiemer, dessen Spezialgebiet Deeskalation und Selbstbehauptung ist, hat sie ein Buch herausgegeben. "Sicher in unsicheren Zeiten; Mehr Sicherheit im Alltag und im Beruf durch die "Mano-Methode", lautet der Titel. Die beiden Autoren stellen das Buch am Freitag, 13. Februar, 19 Uhr, in der Stadtbücherei Wolfratshausen vor und zeigen Übungen, die man sofort umsetzen kann.

Beide geben seit Jahrzehnten Kurse, Fortbildungen und Einzelcoachings in Selbstbehauptung, Selbstsicherheit, Selbstverteidigung und Deeskalation. Ziel soll es dabei sein, dass sich Menschen angstfrei im öffentlichen Raum bewegen. "Ich hatte eine Schülerin, die nie alleine in die Schule gehen wollte", erzählt Weißbacher. Die Mutter habe immer mitgehen müssen. "Nachdem das Mädchen bei mir im Training war, konnte sie plötzlich den Schulweg alleine meistern."

Es geht um den Umgang mit Menschen, die Gewalt ausüben oder sich unangemessen, übergriffig und taktlos verhalten. Es geht vor allem darum, wie man aus solchen Situationen möglichst unversehrt heraus kommt. Was Weißbacher und Löckher-Hiemer am Herzen liegt, ist also hauptsächlich Prävention. Viele Berufsgruppen seien Aggressionen oder gewaltsamen Übergriffen ausgeliefert, beispielsweise Krankenpflegepersonal, Bahnangestellte, Mitarbeiter in Jugendämtern oder eben Polizisten, weiß Christian Löckher-Hiemer aus eigener Erfahrung. Er hat das sogenannte Ampelmodell entwickelt. In dem Buch fassen die zwei Autoren ihr Erfahrungswissen zusammen, veranschaulichen die Theorie durch zahlreiche Beispiele und bieten Übungen.

"Aikido ist die Kunst, mit Liebe und Harmonie seinen Weg zu gehen und sich für und nicht gegen das Leben oder das Lebendige zu entscheiden", sagt Sonja Weißbacher. Ihre "Mano-Methode" beschreibt fünf Handlungsschritte, die als Abfolge gesehen werden können, sollte man in eine bedrohliche Situation geraten. Mano, die Hand, ist dabei eine wichtige Körperwaffe in der Selbstverteidigung - so kann die Hand ausgestreckt "Stop" signalisieren. "Am wichtigsten ist unsere Wahrnehmung oder Intuition", sagt sie. Fühle man sich in einem Raum mit Menschen unwohl, könne man ihn verlassen. Zu den körpereigenen Waffen gehört auch die Stimme, ebenso der Kopf, also das Denken und Reflektieren, sowie Hände, Ellenbogen, Knie und Füße, um sich körperlich zur Wehr zu setzen. Wenn Reden nichts mehr nütze, können man schreien, um einen Angreifer loszuwerden, auf sich aufmerksam zu machen oder um Hilfe zu rufen, so die Trainerin. Das wäre Schritt zwei. Weglaufen, beziehungsweise sich einer Situation zu entziehen, ist ein nächster Handlungsschritt. Die körperliche Gegenwehr sollte die letzte Option der Reaktionskette sein. Dabei sind gut eingeübte Techniken und der Einsatz der Stimme vielversprechend.

Ein regelmäßiges Training macht es möglich, nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, welche Technik in welcher Situation anzuwenden ist. Sollte jemand Übergriffigkeit oder Gewalt erlebt haben, rät Sonja Weißbacher dazu, sich unbedingt Hilfe zu holen. "Sollten Sie eine Grenzverletzung erlebt haben, seien Sie zunächst mit sich selber milde und bleiben Sie nicht allein mit dem Ereignis", rät sie. In ihrem Buch hat sie Anlaufstellen und hilfreiche Methoden zusammengefasst. Es ist ein Handbuch und Wegweiser für die eigene Sicherheit.

Mehr Informationen unter: https://weissbacher.de/

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