Unter säkularen Juden ist das ein Begriff: Weihnukka, eine Mischung aus dem christlichen Weihnachten und dem jüdischen Chanukka. So feierten am Freitagabend auch die Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald am historischen Ort eine Mischung aus Advent und dem jüdischen Lichterfest, das an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 vor Christus) erinnert. Erstmals war damit das Badehaus eine Station beim Waldramer Adventsfensterln. Dieser Wolfratshauser Erinnerungsort dokumentiert in seinem Museum die Zeitgeschichte Föhrenwalds, von einer Rüstungsarbeitersiedlung der Nazis über ein Nachkriegs-Camp für jüdische Schoah-Überlebende bis zur neuen Heimat katholischer deutscher Vertriebener.
Eva Greif und Conny Schubert sangen und spielten auf Gitarre und Akkordeon deutsche und jüdische Lieder, Badehaus-Sprecherin Sybille Krafft las die "Weihnukka"-Geschichte des ehemaligen US-amerikanischen Finanzministers und Direktors des Jüdischen Museums Berlin, Werner Michael Blumenthal, vor. Dessen Familie war 1939 vor den Nazis nach Shanghai geflohen und dann in die USA emigriert. Blumenthal erinnert sich unter dem Titel "Wie ich Weihnukka Hitler zu verdanken habe" an seine Kindheit in einer absolut assimilierten jüdischen Familie. Selbstverständlich wurde da auch Weihnachten gefeiert, nicht Chanukka - bis die Judenverfolgung der Nazis begann und damit auch in seiner Familie ein anderes Bewusstsein wach wurde.
Etwa fünfzig Besucher nahmen am Adventsfensterln vor dem Badehaus am Kolpingplatz teil, hörten Musik und Geschichten und sangen gemeinsam "Macht hoch die Tür". Eva Greif hatte zuvor erklärt, dass etwa zur selben Zeit, da sich die Waldramer versammelt hatten, in jüdischen Familien die sechste von acht Kerzen am Chanukka-Leuchter - der Chanukkia - entzündet worden sei.
Die nächste Station des Waldramer Adventsfensterlns ist an diesem Montag um 17.30 Uhr vor der evangelischen Kirche an der Remigerstraße