2017 soll es losgehen:Nach dem Möbelhaus ist vor dem Möbelhaus

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Der Weggang von Mahler hat die Stadt Wolfratshausen hart getroffen. Nachfolger XXXLutz hat sich zur politisch vorgeschriebenen Sortimentsbeschränkung in den geplanten zwei Häusern bereit erklärt. Der Einsatz des beliebten Shuttle-Busses scheint fraglich zu sein

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Für die Einkaufsstadt Wolfratshausen hat das Jahr 2016 mit einer Art Amputation begonnen: Das traditionsreiche Einrichtungshaus Möbel Mahler im Gewerbegebiet hat nach 34 Jahren seine Pforten geschlossen. Der österreichische Möbelriese XXXLutz hatte das Areal zusammen mit der Filiale in Bopfingen Ende 2015 übernommen, im Wolfratshauser Möbelhaus wurde der Abverkauf eingeleitet. Der verzögerte sich noch zweimal, bis Anfang Februar dann endgültig Schluss war. Das traf nicht nur die Stadt hart, die damit einen Anziehungspunkt für Kunden aus der ganzen Region verlor, sondern auch die rund 260 Mitarbeiter, von denen sich der Juniorchef Michael Mahler am 6. Februar persönlich verabschiedete. Die Lutz-Gruppe hatte nur die Immobilen übernommen, die Beschäftigten verloren ihre Jobs. Die Gewerkschaft Verdi protestierte. Sie vermutete einen verschleierten Betriebsübergang, damit das Unternehmen seine Filiale später mit neuem, billigeren Personal eröffnen könne.

Auf die Schließung folgten Monate der Spekulationen und Befürchtungen. Noch im Februar hatte der Sprecher von XXXLutz, Julian Viering, verkündet, dass ein längeres Abstimmungsverfahren mit der Stadt bevorstehe - und dass "die Sortimente in jedem Fall andere sein werden als nur Möbel". Im Wolfratshauser Rathaus klingelten daraufhin die Alarmglocken. Der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) befürchtete eine "Shopping-Mall" und den "Tod für die Marktstraße". Und der Stadtrat erklärte, dass man auf jeden Fall an der Sortimentsbeschränkung festhalten werde, die die Einzelhändler in der Altstadt schützen soll.

Zudem war immer wieder von einer Kooperation mit einem Elektromarkt die Rede, die Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) bereits Ende 2015 angeregt hatte. Für den Vorschlag bekam er viel Lob, wurde jedoch vom Fraktionsvorsitzenden der CSU, Günther Eibl, scharf kritisiert: Ein Media Markt im Gewerbegebiet, erklärte Eibl, konterkariere die Bemühungen um einen weiteren Investor für das Kraft-Areal am Bahnhof. Schließlich sei dort auch ein Elektromarkt geplant.

Die XXXLutz-Gruppe hielt sich lange bedeckt. Anfang Juni gab es das erste Signal des Erwachens: in Form eines Antrags auf Vorbescheid an den Wolfratshauser Bauausschuss. Es ging um den Abriss eines bestehenden Gebäudes auf dem Mahler-Areal am Hans-Urmiller-Ring und den Neubau eines Lagers "für ein Einrichtungshaus". Zwar lag das Grundstück nicht im ausgewiesenen Sondergebiet für Möbel. Aus den beigefügten Plänen ging aber hervor, dass XXXLutz auf dem ehemaligen Mahler-Areal gleich zwei Einrichtungshäuser plant: eine XXXLutz-Filiale im ehemaligen Mahler-Hauptgebäude und eine Niederlassung des hauseigenen Ablegers Mömax in dem länglichen Bau, in dem zuvor die Abteilung "Junges Wohnen" untergebracht war.

Der Möbel-Riese blieb jedoch im Ungefähren. Die Voranfrage habe keinen verbindlichen Charakter, sagte Sprecher Viering. Zwar sei Wolfratshausen als Standort reizvoll, man befinde sich aber noch in der "Sondierungsphase". Die Entscheidung, ob man das Haus überhaupt betreibe, sei noch offen. Auch eine Kooperation mit einem Elektromarkt sei denkbar, sagte Viering noch im Juni und bestätigte Gespräche mit der Media-Markt-/Saturn-Gruppe. Den Antrag für das Lagerhaus lehnte der Bauausschuss dann einstimmig ab, weil die geplante Halle zu massiv sei.

Konkreter wurde es erst im September, als das Gremium erneut über einen Antrag der Lutz-Tochter Löwengrund Immobilien GmbH befinden sollte: Neben der modifizierten Lagerhalle ging es erstmals auch um die Umnutzung des ehemaligen Möbelhauses westlich des Hans-Urmiller-Rings für eine Mömax-Filiale. Der Bauausschuss vertagte die Entscheidung jedoch auf Antrag von Stadtrat Manfred Fleischer (CSU). Bevor man "scheibchenweise etwas genehmigt", hatte er gefordert, solle der neue Besitzer seine Pläne vorstellen.

Die XXXLutz-Gruppe nahm die Einladung an und erschien in der Oktober-Sitzung mit sechs Vertretern im Rathaus, um endlich offen zu reden - und die Pläne für die beiden Möbelhäuser zu bestätigen: Im ehemaligen Mahler-Hauptgebäude soll eine XXXLutz-Filiale mit knapp 20 000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen - ein "Klassiker wie in Aschheim", erklärt Alois Knauseder, bei dem Unternehmen für den Bau verantwortlich. Aus dem westlichen Bestandsgebäude soll eine zirka 7000 Quadratmeter große Mömax-Filiale werden, mit einem anderen Sortiment für "trendiges, junges Wohnen" und Möbeln zur Sofortmitnahme. Beide Häuser sollen mit Bedien-Restaurants ausgestattet werden. Für die Kunden soll zudem auf dem ehemaligen Parkplatz südlich des Hans-Urmiller-Rings ein großes Parkhaus entstehen, nach neuesten Plänen mit 301 Stellplätzen auf vier geschlossenen und zwei offenen Parkdecks.

Knauseder und Kollegen räumten auch mit "Missverständnissen" auf, wie sie sagten: Einen Elektromarkt werde es dort definitiv nicht geben. Dass sie außerdem zusicherten, die Sortimentsbeschränkung einzuhalten, nahmen die Stadträte mit Erleichterung auf. Unklar ist bislang, wie es mit dem einstigen kostenfreien Shuttle-Bus zum S-Bahnhof weitergeht, den Möbel Mahler betrieben hatte. Dass es den noch einmal gebe, ist laut den XXXLutz-Vertretern eher unwahrscheinlich. Allerdings war die Linie eine Auflage der Stadt.

Laut Knauseder will der Möbelriese die Wolfratshauser Geschäfte nun "so schnell wie möglich ans Netz bringen". Die Mömax-Filiale könnte schon im Spätsommer eröffnen, die XXXLutz-Niederlassung je nach Dauer der Genehmigungsverfahren für das Parkhaus eventuell Ende 2017. Laut Sprecher Viering soll Anfang des neuen Jahres mit dem Umbau am Hans-Urmiller-Ring begonnen werden. Die Rekrutierung der Mitarbeiter läuft hingegen schon seit einigen Tagen. Die ersten Stellenangebote für den neuen Standort Wolfratshausen stehen bereits auf der Homepage des Unternehmens. Bald sollen auch welche in die Jobbörse der Wolfratshauser Arbeitsagentur gestellt werden, mit der die XXXLutz-Gruppe bei der Einstellung eng zusammenarbeitet.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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