Wohnheim:"Das Verhältnis passt nicht"

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Das Haus an der Kaulbachstraße soll zu einer Inklusions-Wohnanlage umgebaut werden. (Foto: Tanja Kernweiss/Studentenwerk)

Studenten fordern für den Umbau des Marie-Antonie-Hauses mehr Wohngruppen

Von Stefan Mühleisen, Maxvorstadt

Das Marie-Antonie-Haus an der Kaulbachstraße 49 zählt zu den ältesten Studentenwohnanlagen Münchens; es dürfte unter Hochschülern ein begehrtes Wohnheim sein, die Universitäts-Gebäude sind nur wenige Gehminuten entfernt. Doch in einigen Monaten werden die Bewohner ihre Zimmer räumen müssen: Das Studentenwerk als Eigentümer peilt für Herbst 2018 den Baubeginn für die Sanierung und Erweiterung des Komplexes an. Bei den Hausbewohnern stoßen die Pläne jedoch auf Kritik. Sie haben ein Positionspapier vorgelegt, in dem sie das Projekt in mehreren Punkten missbilligen.

Vor allem das Wohnungskonzept wird abgelehnt. "Wir befürchten, dass die engen Studentenbeziehungen (...) durch die Zahl der Einzelappartements gefährdet werden", schreiben die Studenten. Haussprecher Karl-Lucas Barth führt eine Umfrage unter Hausbewohnern an, wonach sich die Mehrheit für mehr Wohngruppen ausgesprochen habe. "Das Verhältnis passt nicht", sagt er. Der Siegerentwurf des Würzburger Büros Hetterich Architekten BDA sieht 32 Einzelappartements, neun rollstuhlgerechte Wohnungen, 16 Eltern-Kind-Einheiten, acht sogenannte Dubletten und 15 Wohngruppen vor. Dabei wird das Bestandshaus umstrukturiert und an die Westseite ein Neubau angedockt. Das Studentenwerk hob zuletzt hervor, dass der neue Komplex eine Inklusions-Wohnanlage sein wird, wo Studenten mit und ohne Behinderung zusammenleben können.

Barth und seine Kommilitonen rügen aber, dass mit den Einzelappartements auch die Raumfläche pro Bewohner erheblich ansteige, mithin also Platz für weniger Studenten sein werde. "Zu befürchten ist weiterhin, dass die Mieten ebenso deutlich ansteigen", heißt es in dem Positionspapier. Es sei schon heute nicht leicht für manche Bewohner, die Kosten in einem Wohnheim des Studentenwerks aufzubringen. Ferner wollen sie nicht hinnehmen, dass Gemeinschaftsräume verschwinden.

Das Studentenwerk verteidigt sein Konzept - und weist die Unterstellung von unzumutbaren Mieterhöhungen zurück. "Die Miete wird auch nach der Sanierung sicherlich in einer sozial verträglichen Höhe liegen und weit unterhalb der in Maxvorstadt üblichen Miete angesiedelt sein", sagt Sprecher Ingo Wachendorfer. Er erinnert daran, dass sich das Studentenwerk an die Bau-Richtlinien des Freistaates als Zuschussgeber halten muss. Demgemäß dürften derart kleine Zimmer, wie es sie im Marie-Antonie-Haus gebe, nicht mehr gebaut werden. Zwar gehe Wohnraum verloren, doch der großzügigere Zuschnitt sei einem zeitgemäßen und inklusiven Konzept geschuldet. Der Kritik an den Einzelappartements hält Wachendorfer entgegen, dass eben diese erfahrungsgemäß sehr viel mehr nachgefragt würden als Wohngruppen. Gleichwohl verspricht er, die Wunschvorstellungen, was etwa Gemeinschaftsflächen angeht, "nach Möglichkeit bei den Planungen zu berücksichtigen".

Das Studentenwerk ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts, die etwa 11 000 Wohnheimplätze in München, Freising und Rosenheim hält. Bis 2025 sollen rund 3000 neue hinzukommen. Die durchschnittliche Monatsmiete für einen Platz beträgt etwa 285 Euro.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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