Sozialverbände:Nur drei von fünf Sternen für Münchens Wohnungspolitik

Lesezeit: 1 min

Oberbürgermeister Dieter Reiter ist "einigermaßen unglücklich" über die Auszeichnung der Verbände. (Foto: Robert Haas)

Mit einem Siegel würdigen Sozialverbände die Anstrengungen der Stadt - fordern aber auch deutliche Verbesserungen. Oberbürgermeister Reiter ist mit dem Ergebnis "einigermaßen unglücklich".

Von Katharina Melzner

Bezahlbarer und ausreichender Wohnraum ist eine der größten Herausforderungen Münchens. Die Mängel der Wohnungspolitik in der Landeshauptstadt beschäftigen auch das Bündnis "München Sozial". Deshalb haben die Mitglieder - gut fünf Dutzend Verbände und Initiativen - ihre diesjährige Siegelverleihung unter das Motto "Wohnen" gestellt. Sie würdigen damit die Anstrengungen der Stadt, fordern aber auch Verbesserungen.

Sie bekommt nämlich nur drei von fünf Sternen, wie Norbert Huber sagt, der scheidende Caritas-Chef und Sprecher des Bündnisses. Der erste Stern stehe dafür, das Problem erkannt zu haben, der zweite für geplante Verbesserungen und der dritte für die Kommunikation mit Umlandkommunen. Defizite sieht "München Sozial" noch in der Umsetzung und bei der sozialen Wirksamkeit städtischer Maßnahmen.

Stadtgestaltung
:Wer bestimmt über das Aussehen der Stadt?

Kein Mut beim Entwerfen, beim Genehmigen, beim Bauen: Münchens Architektur hat einen schlechten Ruf. Die Stadtgestaltungskommission debattiert nun über mögliche Reformen - und sich selbst.

Von Sebastian Krass

Oberbürgermeister Dieter Reiter ist mit diesem Ergebnis "einigermaßen unglücklich". Trotzdem sehe er die Wertung als Ansporn, die aufgezeigten Defizite noch stärker anzugehen und sich vor allem für Wohnraum für Bedürftige einzusetzen. "Die Rahmenbedingungen in München sind nicht ganz einfach", sagt er. Die Politik beuge sich dem Druck, neue Wohnungen zu bauen, müsse aber gleichzeitig bei jedem neuen Bauprojekt gegen Widerstand aus der Bevölkerung kämpfen. Viele Kritiker verlören aus den Augen, dass der Wohnungsbau nicht nur Zugezogenen, sondern auch ihnen selbst zugutekomme. "Wir sägen an dem dicken Ast, auf dem wir uns wohlfühlen", warnt Reiter und erinnert daran, dass ein großer Traum platzen würde, wenn sich Pflegekräfte, Müllmänner oder Polizisten München nicht mehr leisten können.

Der angespannte Wohnungsmarkt scheint ein ewiges Dilemma zu sein. "Bis 2035 werden wir voraussichtlich 1,8 Millionen Münchner sein und die Mietpreise klettern Richtung 19 Euro pro Quadratmeter", sagt Bündnissprecherin Karin Majewski, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Wohnungspolitik sei ein Problem, das wächst, obwohl ständig etwas dagegen getan wird. Kritisch sei die Situation für Jugendliche und Senioren, Geflüchtete, Menschen mit Behinderung und auch für Frauen. Für sie verschärfe sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt wegen der stetig steigenden Mieten dramatisch.

Mit den Problemen dieser Personengruppen wird Dorothee Schiwy häufig konfrontiert. "Die Enge der Stadt bewirkt überproportional viele soziale Fragestellungen", sagt die Sozialreferentin. Sie sieht eine wesentliche Frage darin, wer die Verantwortung für die prekäre Situation trägt. Problematisch seien Unternehmen, die "Menschen in die Stadt hineinziehen, aber die Wohnungssuche der Kommune überlassen".

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: