Westkreuz:Abschied von der alten Mitte

Lesezeit: 2 min

Der Blick vom größten Bauwerk im Quartier, dem 64 Meter hohen Wohnhaus "Ramses", auf den Entwurf für das neue Paul-Ottmann-Zentrum mit seinen begrünten Dächern und den Höfen. (Foto: Formstadt Architekten/GSP Architekten)

Die Sechzigerjahre-Bauten des Paul-Ottmann-Zentrums haben ausgedient, die Arbeiten für den Neubau sind im Gang

Von Ellen Draxel, Westkreuz

Es ist soweit: Das Paul-Ottmann-Zentrum, pulsierender Mittelpunkt des Westkreuzes, wird abgerissen, um anschließend moderner, offener und grüner neu zu entstehen. Eine Firma aus Weßling entrümpelt gegenwärtig die alten Bauten aus den Sechzigerjahren. Ende Februar soll dann der eigentliche Abbruch beginnen. Einige der Bestandsmieter - Ärzte, Läden, die Apotheke und die Stadtsparkasse - sind interimsweise bereits in einen benachbarten Neubau gewechselt. 1,2 Millionen Euro lässt sich der Bauherr, die Firma SBI GmbH und Müller Beteiligung-Aubing GmbH & Co.KG, diesen Umzug in das spätere Wohnhaus kosten, um die Nahversorgung der etwa 42 000 Menschen, die rund um das Paul-Ottmann-Zentrum an der Ecke Mainau-/ Radolfzeller Straße leben, so gut es geht aufrechtzuerhalten.

Ganz ist das nicht gelungen; für den Discounter Penny fand sich trotz intensiver Suche nach Räumlichkeiten kein Platz. 2000 Quadratmeter hätte der Supermarkt an Fläche benötigt. "Wir sind aber im Gespräch mit der Firma Rackl, ob sie für die zweijährige Bauzeit vielleicht einen Bäckerwagen zur Verfügung stellen kann", erklärte Bauherr Roman Müller am Mittwochabend Nachbarn bei einer Informationsveranstaltung. Eine weitere Option könnte ein kleiner Lebensmittelmarkt sein. Doch auch dafür bräuchte es eine Fläche und eine gesicherte Finanzierung. "Sollte diese Lösung klappen, dann frühestens im Juni", ergänzte Daniel Genée von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung, der für die Quartiersentwicklung zuständig ist.

Das Paul-Ottmann-Zentrum liegt zu Füßen von Aubings größtem Bauwerk, dem 64 Meter hohen und 138 Meter langen Wohnhaus "Ramses". "Uns ist es wichtig, dass wenig Lärm entsteht", betont Müller. Außerdem habe man, um die Bauzeit kurz zu halten, eine Vollfertigbauweise mit Stahlbetonwänden gewählt. Diese Konstruktion ermögliche ein schnelles Hochziehen der Fassaden. Gearbeitet werde wochentags "in der Regel" von 7 bis 18 Uhr.

Von Mai an sollen nach den Entwürfen der Architekturbüros GSP Architekten und Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten zwei kompakte zweistöckige Flachbauten entstehen, kombiniert mit einem siebengeschossigen Hochpunkt längs der Mainaustraße. Ein Edeka, der Penny und kleinere Läden wie ein Friseur, ein Juwelier und eine Parfümerie werden von Mitte 2020 an in den neuen Häusern zu finden sein. Auch die Arztpraxen, die Apotheke, die Stadtsparkasse und die Stadtteilbibliothek kommen wieder unter. Das Bildungslokal und eine Kindertagesstätte sind im ersten Stock beheimatet, die Freifläche der Betreuungseinrichtung samt Spielplatz befindet sich auf dem Dach des nördlichen Neubaus.

Das Zentrum des künftigen Quartiersplatzes markiert ein zweigeschossiger Pavillon, geplant als Bäckerei mit Café. Sämtliche Dächer der Flachbauten sind begrünt und verfügen über abgegrenzte Höfe, die den Nutzern einen geschützten Aufenthalt im Freien ermöglichen. Der Platz selbst soll mit Bäumen, Bänken und viel Rasen zum Verweilen einladen. Auch der Weg zwischen den neuen Baukörpern und dem Ramses wird mit einer Lindenallee aufgelockert. Die Verbindung zwischen Hochhaus und Paul-Ottmann-Zentrum schafft eine großzügige, dem Maßstab des Ramses angemessene Rampenanlage. Das komplette Areal ist künftig barrierefrei.

Unterkellert wird das Zentrum mit einer zweigeschossigen Tiefgarage. Die Firma SBI hat die Ausfahrt schallschutztechnisch untersuchen lassen, "aber dank der Bäume und Sträucher braucht es keine zusätzlichen Maßnahmen", sagt Roman Müller. Eingehaust werden sollen lediglich die Zulieferungen der Lebensmittelmärkte. Auch die Sorgen der Anlieger, Kamine könnten schlechte Luft erzeugen, kann der Bauherr zerstreuen: Das Ladenzentrum wird über Fernwärme beheizt, gespeist aus der Geothermie-Anlage Freiham.

Durch die Umgestaltung des Paul-Ottmann-Zentrums wird die bestehende Fußgängerunterführung an der Radolfzeller Straße zur Makulatur, denn der Tunnel würde in der neuen Tiefgarage enden. Die Unterführung muss also zurückgebaut werden. Das aber ist Sache der Stadt - ebenso, wie der von Anwohnern geforderte Umbau der Kreuzung Mainau-/Radolfzeller Straße. Stadtrat Johann Sauerer (CSU), selbst wohnhaft im Westkreuz, bittet seine Nachbarn diesbezüglich um Geduld: Die Entscheidung, den Westen mit einer U-Bahn statt mit einer Tram zu erschließen, sei erst vor wenigen Tagen gefallen - und davon hänge der Umbau der Kreuzung ab.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: