Westend:Wie man's macht, ist's verkehrt

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Stein des Anstoßes: Erst wurde das Parkverbot an den Grün-Inseln, wie gewünscht, aufgehoben. Jetzt fordern Anwohner die Rückkehr zur alten Regelung. (Foto: Florian Peljak)

Nach Anwohnerbeschwerden wird die Parkregelung in der Tulbeckstraße geändert - worüber jetzt andere Nachbarn klagen

Von Andrea Schlaier, Westend

In solcher Lage ist guter Rat teuer: Nachdem sich Bürger jahrelang beim Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe darüber beklagt hatten, dass Autofahrer durch die Wohngegend an der Tulbeckstraße rasen und damit etwa die Querung für ihre Kinder höchst gefährlich machen, veranlasste das Gremium, die Halteverbote an den flankierenden Grün-Inseln entlang der Straße aufzuheben. Damit sei der Raum für Parker frei, die dann zum regulierenden Hindernis taugen würden. Seit wenigen Wochen greift diese Regelung nun. Und schon hagelt es massive Kritik am Umbau. Ebenfalls von Anwohnern.

Friedrich Pechak trägt sie im Bezirksausschuss (BA) vor und er hat einige Nachbarn hinter sich. Als Vertreter etlicher Anwohner des sogenannten "Wahlbezirks 1" der Wohnungsgenossenschaft München-West - es handelt sich um den westlichen Bereich der Tulbeckstraße - fordere er eine "Rückgängigmachung, unverzüglich". Die aktuelle Regelung gehe "zu Lasten der Sicherheit". Konkret beantrage man, das "absolute Halteverbot, rechts und links neben der Garageneinfahrt beziehungsweise -ausfahrt in der Tulbeckstraße 43" wieder einzuführen. Seitdem es aufgehoben sei, werde durch die Parker etwa das Sichtfeld auf den Verkehr beim Ausfahren aus der Tiefgarage massiv eingeschränkt. Um hineinzukommen, müsse rangiert werden. "Fußgänger, insbesondere Kinder, nutzen die Buchten, um die Straße an diesen Stellen wegen der besseren Sichtverhältnisse sicher überqueren zu können", führt Pechak vor der Versammlung aus. "Wegen der nun künstlich geschaffenen Einengung besteht hier eine erhebliche Unfallgefahr." Hinzu komme, dass Auto- und Motorradfahrer inzwischen mit erhöhter Geschwindigkeit an das Hindernis heranfahren würden, um es noch vor dem Gegenverkehr passieren zu können, was die Einhaltung der Geschwindigkeit in der Tempo-30-Zone nicht eben fördere. Problematisch nennt der Kläger auch den Begegnungsverkehr zwischen Radlern, Pkw und Lieferverkehr. Belastet sei die Tulbeckstraße ohnehin seit dem Durchfahrtsverbot des sogenannten Stöpsels an der Trappentreustraße und damit "nur mehr eine Ableitung des Hauptverkehrs in und durch das Wohngebiet Schwanthalerhöhe".

Ulrike Grillo (Grüne) reagiert als erste: Man wolle die Bedenken nicht abtun, habe sich aber gleichwohl vor der Änderung ausgiebig mit dem Thema befasst. "Jetzt haben wir auch viele Rückmeldungen, dass die erwünschte Wirkung erzielt wird" - die nach langsamer fahrenden Autos. "Die waren schließlich auch für kleine Kinder, die da in die Kita gehen, ein Riesen-Problem, wir mussten eine Maßnahme ergreifen", rechtfertigt der Kinder- und Jugendbeauftragte Ulf Schröder (SPD) den Eingriff.

Alles wieder über den Haufen zu werfen und damit der Gruppe um Pechak zu folgen, konnte sich allein die CSU vorstellen. Nach einstimmigem Beschluss will man im BA jetzt salomonisch vorgehen und sich die Sache zwölf Monate lang anschauen. Ausschuss-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) fasst zusammen: "Wir legen die Sache auf Wiedervorlage in einem Jahr; dann laden wir die zuständigen Referatsvertreter und Pro-und Contra-Fraktionen der Anwohner ein und lassen uns die jeweiligen Erkenntnisse mitteilen." Entschieden, wie's weiter geht, wird daran anschließend. Holger Henkel (SPD) mutmaßt: "Es ist doch immer so: Wenn man eine Umstellung im Verkehrsverlauf macht, dauert es, bis sich die Anwohner auch umgestellt haben."

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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