Vorschlag-Hammer:Papier als zweite Haut

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Kolumne von Susanne Hermanski

Zeitungsleute haben ein sentimentales Verhältnis zu Papier. Vielleicht weil es (anders als das Netz) geduldig (und keinesfalls weniger wahrheitsliebend) ist. Vielleicht weil Papier unsere zweite Haut ist. Es lässt sich falten und fühlt sich unbeschreiblich an, obwohl wir es doch immer wieder und wieder verzieren, mit Worten und Bildern.

Manches Papier fühlt sich wirklich wie Haut an. Eine der raren Manufakturen weltweit, die es herstellen, liegt am Tegernsee, in Gmund und heißt auch so. Zum wiederholten Mal - und trotz der Covid-Krise - veranstaltet deren Besitzer Florian Kohler vom 13. bis 15. Oktober eine Konferenz mit dem Titel Unfolded. Diesmal heißt sie genauer noch "Unfolded live" und findet in Kooperation mit dem Deutschen Innovationsgipfel, einem technologieübergreifendem Wirtschaftsnetzwerk statt.

Im Fokus stehen dabei "Ökologisches Branding", worunter man sich noch recht viel Tolles vorstellen kann, und "Behavioral Design", worunter man sich jede Menge vorstellen kann, das nicht nur positive Aspekte hat. Denn es funktioniert über Trigger. Einer davon liegt hierin: Das Gehirn mag Führung. Deshalb geben uns etwa Pfeilmarkierungen auf Wegen Vertrauen. Ist da ein Pfeil auf dem Boden, an der Wand oder auf der Homepage, lassen wir uns führen - und hinterfragen weniger. Spart Zeit, aber definitiv kein Geld. Zu der Konferenz mit vielen Referenten aus der Welt der Marken kann sich jedermann anmelden, solang es Plätze gibt ( unfolded-live.com).

Eine Marke für sich ist der Cartoonist Rudi Hurzlmeier. Auch er ein Mann des Papiers, weil für unzählige Magazine ( Titanic, Hörzu, Eulenspiegel) zugange, die nun freilich alle langsam auch, ganz oder teilweise, ins Digitale übersiedeln. Im Kunstmann Verlag ist vor wenigen Tagen sein Buch Hurzlmeier Malerei erschienen. Darin gibt es viel Haut zu sehen. Nackte Haut, gelegentlich von Tieren, meistens aber von Menschen in erstaunlichsten Situationen und Lebenslagen. Aber so ganz genau will ich das an dieser Stelle dann doch nicht beschreiben. Immerhin hat schon Cicero, der B.C. (Before Corona und in den Jahren 106 bis 43 vor Christus) lebte, geschrieben: "Epistola non erubescit", zu deutsch: "Ein Brief errötet nicht". Aber bei Zeitungspapier wäre ich mir da nicht so sicher.

© SZ vom 02.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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