Vorschau:Hoffentlich klappt alles

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Das Residenztheater präsentiert seine kommende Saison

Von Egbert Tholl, München

Auf der Tribüne im Marstall sitzen Tiere aus Pappe, darunter ein sehr schönes Walross. Die Tiere gehören zur Produktion "Der Preis des Menschen", die am 11. Oktober 2020 in der Regie von Miloš Lolić herauskommen wird. Und da man nun Abstand halten muss, das Residenztheater aber möglichst viele erlaubte Zuschauer unterbringen will, wird umgeräumt, und die Tiere sitzen nun dort, wo sonst die Zuschauer Platz nehmen.

Das Residenztheater präsentiert die kommende Saison, und Intendant Andreas Beck verbreitet eine vorsichtig an allen Hygienebestimmungen entlang formulierte Hoffnung. Der Spielplan, den er für die kommende Saison vorstellt, ist imposant. "Wenn wir nicht so planten, müssten wir morgens gar nicht aufstehen." Stimmt. Deshalb also 25 Premieren, von denen neun eigentlich in der noch laufenden Saison stattgefunden hätten. 13 davon sind Uraufführungen. Und ja, eine ist keine echte Premiere, sondern die konzertante Vorpremiere von "Lola M." von und mit Georg Ringsgwandl an Silvester.

Diese soll einen Wendepunkt markieren. Denn Beck hofft wie viele andere Intendanten in Deutschland, dass vom 1. Januar an wieder so viele Zuschauer ins Theater hineindürfen wie noch Anfang März. Mindestens bis dahin gilt es aber nicht nur, das Problem der in Bayern extrem beschränkten Zuschauerzahlen zu bewältigen. Auch das Geschehen auf der Bühne muss coronatauglich gemacht werden. Deshalb habe man sich, so Beck, entschlossen, manche ursprünglich geplante Produktion großflächiger zu verschieben. Bei anderen wird noch nach einer Lösung gesucht wie etwa bei Stephan Kimmigs Inszenierung von Knut Hamsuns "Spiel des Lebens". Die ist für den 23. Oktober geplant, wäre fast noch vor Corona herausgekommen und wäre im Normalzustand viel zu lang für die derzeit herrschenden Reglements.

Die kommende Saison verbindet Entdeckungen mit Bewährtem. Eröffnen wird sie am 25. September Ulrich Rasche mit seiner Adaption von Kleists Novelle "Das Erdbeben in Chili", angeblich ohne seine Apparaturen, wobei diese eigentlich als Frontaldeklamationsmaschinen recht coronatauglich wirken. Darauf folgt der dritte Teil von Schorsch Kameruns "M"-Musiktheaterhörspiel, einer Koproduktion mit der Münchner Biennale. Inszenieren werden zudem unter anderen Calixto Bieito, Alexander Eisenach, Simon Stone (eine Horváth-Collage), Silvia Costa, eine enge Mitarbeiterin von Romeo Castellucci, Sebastian Baumgarten, Stefan Bachmann und die drei Hauskräfte Nora Schlocker, Julia Hölscher und Thom Luz.

© SZ vom 26.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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