Vor Gericht:Von der Beute keine Spur

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Millionendieb-Prozess: Angeklagter legt dünnes Geständnis ab

Von Susi Wimmer

Der Prozess um den Millionendieb bleibt skurril. Nachdem der angeklagte Rijad K. vergangenen Freitag zum Prozessauftakt vor dem Landgericht München I "aus Nervosität" nicht aussagen konnte und seine Verteidiger für Montag eine Einlassung des 27-Jährigen angekündigt hat, fällt sein Geständnis nach weiteren Verzögerungen am zweiten Prozesstag dürftig aus: Der ehemalige Geldtransporter-Fahrer, der im August 2017 mit 1,1 Millionen Euro entkommen sein soll, bekundet lediglich sein Bedauern ob der "spontanen" Tat. Wo er die Beute versteckt hat, dazu sagt er kein Wort. Und der von Staatsanwältin Rebekka Schmidt angenommene Mittäter sei lediglich ein Bekannter, der zur falschen Zeit am falschen Ort und quasi nur eine Art Mitfahrgelegenheit gewesen sei.

Das Gericht unter Vorsitz von Richterin Judith Engel hat sich bis dato geduldig gezeigt und dem Millionendieb nach einem Rechtsgespräch sogar einen Deal angeboten: maximal vier Jahre Gefängnis, falls er Ross und Reiter nennt, also Geldversteck und Mittäter. Die Staatsanwaltschaft hat allerdings ohnehin schon einen zweiten Tatverdächtigen in Untersuchungshaft genommen. Ein DNA-Gutachten, das Aufschluss darüber gibt, ob er bei der Tat dabei war, steht noch aus.

Es sei alles nicht geplant gewesen, versichert Rijad K. Der gebürtige Serbe, der im Alter von zehn Jahren nach Deutschland kam und eine Ausbildung bei der Post abgebrochen hat, erklärt, dass er als Leiharbeiter wenig Geld verdiene, dafür aber umso mehr ausgegeben habe, zum Teil auch in Spielhallen. Er habe Landsleute angepumpt und sich 70 000 Euro geliehen. Aus dieser Geldnot heraus habe er völlig spontan am 24. August 2017 beschlossen, mit dem Geldtransporter abzuhauen. Als seine beiden Kollegen in der Blumenau ausstiegen und einer etwas länger brauchte, um in die Bäckerei zu gehen, fuhr Rijad K. mit dem Transporter davon. Er parkte einfach um die Ecke, Zeugen sahen laut Polizei dort zwei Männer mit Taschen durch eine Grünanlage laufen.

Die vielen Sicherheitssysteme im Geldtransporter konnte Rijad K. nach eigenen Angaben spielend umgehen: Er behauptet, dass kein zweiter Mann bei dem Diebstahl aus dem Tresor im Transporter mit dabei war, er habe "mit einem Gummiband" den Schließmechanismus überwunden. Und seine "Mitfahrgelegenheit" habe zufällig auf einer Baustelle in der Nähe gearbeitet und ihn mitgenommen. Und seine Familie könne etwa 30 000 Euro als Entschädigung anbieten. Wo die 1,1 Millionen Euro abgeblieben sind, dazu schweigt er. Rijad K. wurde einen Tag nach der Tat festgenommen, als er zu Fuß die Grenze zu Serbien passieren wollte. Etwa einen Monat später fand die Polizei im Burgkmairpark in Laim fünf aufgebrochene Geldkassetten aus dem Millionendiebstahl.

Der Fall erinnert an die Tat des Millionendiebs Sven K.: Er fuhr 2007 in Fürstenfeldbruck ebenfalls mit einem Geldtransporter seinem Kollegen davon, erbeutete 3,6 Millionen Euro. Gut ein Jahr später wurde er zufällig von Schleierfahndern in einem Zug entdeckt und 2009 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Millionen blieben bis heute verschwunden. Mittlerweile dürfte sich Sven K. wieder auf freiem Fuß befinden.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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