Vor Gericht:Unzählige Beweisanträge

Unruhe im Prozess gegen Waffenhändler Philipp K.

Die Stunden verstreichen, die Zuhörer in Gerichtssaal B 275 stöhnen immer wieder auf. Es geht um unzählige Beweisanträge, permanente Sitzungsunterbrechungen, Hakeleien zwischen einem Anwalt der Nebenklage, Yavuz Narin, und dem Vorsitzenden Richter Frank Zimmer. Plötzlich springt Hassan L. auf und ruft: "Ich habe mein Kind verloren! Entweder haben Sie was gegeneinander, oder Sie nehmen das nicht ernst. Es geht hier um Rechtsradikale. Konzentrieren sie sich auf den Nazi!" Dabei deutet er auf Philipp K. Die Zuhörer applaudieren. Unter ihnen befinden sich etliche Angehörige der neun Menschen, die am 22. Juli 2016 von David S. am Olympia-Einkaufszentrum getötet wurden.

Philipp K. ist der Mann, der dem Attentäter David S. auf der mittlerweile abgeschalteten Plattform "Deutschland im Deep Web" im Darknet die Tatwaffe sowie die dazugehörige Munition verkauft hatte. Das räumt der Angeklagte ein. In dem Prozess vor dem Landgericht geht es vor allem um die Frage, ob Waffendealer K. von den Anschlagsplänen wusste.

Der Betreiber der Internet-Plattform, Alexander U., der selbst in Untersuchungshaft sitzt, war am Freitag als Zeuge geladen - und schwieg. Ansonsten beschäftigte sich das Gericht mit der Abarbeitung der Beweisanträge der Nebenklage-Anwälte. Zudem will Narin den dritten Antrag stellen, das Gericht wegen Befangenheit abzulehnen. Zurück blieben Angehörige, die das Juristengeplänkel nicht nachvollziehen konnten. Der Prozess wird kommenden Freitag fortgesetzt.

© SZ vom 07.10.2017 / wim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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