Virtuelles Museum "ZKLenbach":Verkannt und geliebt

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Der Bauingenieur und Kunstsammler Harald Brosi aus Schrobenhausen hat mit dem "ZKLenbach" ein virtuelles Museum für zeitgenössische Künstler entwickelt. Jetzt läuft die erste Ausstellung.

Von Sabine Reithmaier

Harald Brosi wollte schon immer gern eine Galerie oder ein Museum besitzen. Wenn schon nicht in der Wirklichkeit, dann zumindest im virtuellen Raum. Den Schrobenhauser Bauingenieur und Kunstsammler störte es, dass regionalen Künstlern wenig Möglichkeiten für Ausstellungen geboten werden. "Im Münchner Lenbachhaus werden Schrobenhauser Künstler jedenfalls nicht präsentiert", erläutert der 57-Jährige seine Motivation, ein Online-Museum zu bauen. Den letzten Anstoß, eine Plattform für all die "lokalen, verkannten, bekannten, geliebten Künstler aller Genres"zu entwickeln, lieferte ihm die Pandemie.

Inzwischen läuft im "ZKLenbach" die erste Ausstellung. Der Name ist eine Abkürzung für "zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler nach Franz Lenbach"; der Malerfürst ist der berühmteste Sohn von Schrobenhausen. Brosi hat eine realistisch wirkende Architektur für sein Projekt erfunden. Wer das flache Eingangsgebäude per Klick betritt, gelangt zu den Ausstellungssälen, neun an der Zahl derzeit. "Ich wollte unbedingt eine kuratierte Darstellung und nicht das übliche Klicken von Bild zu Bild", sagt Brosi, der, computeraffin seit seinem 15. Lebensjahr, alles selbst entworfen und entwickelt hat. Es sei zwar noch nicht alles perfekt, sagt er selbstkritisch, doch man spüre, worauf er hinauswolle. Das Museum ist nicht dreidimensional konzipiert, trotzdem entsteht ein Raumeindruck. Der Besucher kann sich dicht an die Skulpturen und Bilder heranzoomen oder wieder ein paar Schritte zurücktreten.

Die erste Ausstellung "Richard vs. Kilian", die wie in der analogen Welt nur temporär läuft, hat er Richard Gruber und dessen Sohn Kilian gewidmet. Seine originellen Figuren haben dem Bildhauer, der auch etliche Jahre Vorsitzender des BBK Ingolstadt war, eine Bekanntheit weit über den Landkreis beschert; Sohn Kilian studiert gerade Kunst in Regensburg. Wer Näheres über die Kunst der beiden erfahren möchte, kann im digitalen Katalog blättern oder sich einzelne Saaltexttafeln ziehen. Alles sehr pandemietauglich. Genauso wie das Kunsttagebuch mit Schnappschüssen aus Grubers Atelier. Noch nicht zu besichtigen ist die Dauersammlung. Doch Brosi plant eine ständige Sammlung mit Gemälden, Skulpturen oder Videos sowie ein Ausstellungsarchiv. Kaufen kann man die Kunst übrigens auch, die Künstler sollten vom Museum ja schließlich profitieren, sagt Brosi. Dafür ist der Eintritt umsonst, Ticketspenden aber willkommen.

ZKLenbach , Richard vs. Kilian, bis 9. Mai, www.zklenbach.de

© SZ vom 03.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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