Viertel-Stunde:Von Schienen und Fassaden

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Kaum jemand hat die Veränderungen in Baumkirchen so hautnah miterlebt wie Josef Koch

Von Renate Winkler-Schlang

Baumkirchen Mitte heißt das Neubaugebiet am S-Bahnhof Berg am Laim nicht, weil sich ein Planungsbüro einen poetisch-verkaufsfördernden Namen ausgedacht hat. Baumkirchen war seit dem Jahre 800 die Bezeichnung für eine Holzkirche nahe einer Baumgruppe. Heute ist es ein Sportvereinsstandort nahe einer Gruppe moderner Wohnhäuser. Kein Zipfel Berg am Laims hat sein Gesicht so stark verändert wie diese früheren Bahnflächen. Kaum einer hat diese Entwicklung so miterlebt wie Josef Koch, aus mehreren Perspektiven: Koch (SPD) ist das, was man im Viertel respektvoll einen "alten Eisenbahner" nennt. Er hat sich hochgearbeitet vom Verkehrsdienst bis in die Konzernspitze. Koch (SPD) war aber auch Mitglied im Bezirksausschuss und dort lange Jahre Vorsitzender. Heute ist er Pensionär mit einem zeitraubenden Ehrenamt: Vizepräsident und Baubeauftragter des Eisenbahnsportvereins ESV München Ost. Die alten ESV-Gebäude in Baumkirchen wurden vor zwei Jahren abgerissen, eine Interimshalle hingestellt. Im Frühjahr ist Baubeginn für die Dreifachsporthalle mit Schießanlage.

In jeder Phase dieser oft zähen Entwicklung zog Koch in jeder seiner Eigenschaften an vielen Strippen - mal an den falschen, meist an den richtigen. Alles mit dem vorrangigen Ziel, seinen Verein zu sichern. Ohne Wehmut erinnert er sich an die Ausbesserungshalle mit der Lokdrehscheibe hier, die später zum Tatort-Filmschauplatz mutierte, und an den Verwaltungsbau, aus dem am Ende ein Antiquitätenzentrum geworden war.

Dass jetzt hier moderne Wohnhäuser dicht an dicht in den Himmel wachsen, gefällt dem Fan der Bauhaus-Architektur. Das Alte wäre doch ohnehin nie wieder von der Bahn genutzt worden, sagt er. Und die neuen Fassaden seien geschwungen wie die Kurven der früheren Schienen. Er geht die Hermann-Weinhauser-Straße entlang und freut sich. Weinhauser (SPD) war sein Vorgänger im Amt des BA-Vorsitzenden. Von ihm, dem Verwaltungsfachmann, sagt Koch, habe er alles gelernt: dass man reden muss, immer wieder reden mit allen Beteiligten. Auch Weinhauser würde Baumkirchen Mitte heute gefallen, glaubt Koch.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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