Viertel-Stunde:Drei Künstler, ein Name

Lesezeit: 1 min

Würdigung für den Landschaftsmaler Carl Ernst Morgenstern. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Vater, Sohn und Enkel: Die Morgensternstraße ist nach berühmten Vertretern einer Familie benannt. Einer von ihnen, bekannt durch seine humoristisch-scharfsinnigen Gedichte, starb schon im Alter von 42 Jahren

Kolumne von Berthold Neff

Drei auf einen Streich: Manchmal kann die städtische Bürokratie so richtig effektiv sein. Im Jahre 1947 zum Beispiel hat man es im Rathaus geschafft, für eine Straße im fernen Solln einen Namen zu finden, der rein theoretisch gleich drei Vertretern einer Künstlerfamilie gilt, den Morgensterns. Offiziell ist die Morgensternstraße, die unvermittelt im Niemandsland an der südwestlichen Stadtgrenze beginnt und sich von dort nach Nordwesten vorarbeitet, nach dem deutschen Landschaftsmaler Carl Ernst Morgenstern benannt, der 1847 in München geboren wurde und später Professor an der Kunstgewerbeschule in Breslau war.

So berühmt wie sein Vater Christian Ernst Bernhard Morgenstern, ein bedeutender Landschaftsmaler der Hamburger Schule, wurde er nicht. Dieser, 1805 geboren, war 1830 nach München gekommen und machte sich durch seine Gemälde aus dem Alpenvorland - vom Chiemsee über den Starnberger See bis nach Dachau - schnell einen Namen. Seine Werke schmücken große Museen, wie die Hamburger Kunsthalle oder das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid. Er wurde 1867 auf dem Alten Südlichen Friedhof beerdigt.

Es war ihm nicht mehr vergönnt, die Geburt seines Enkels Christian zu erleben, der 1871, vier Jahre später, in Schwabing zur Welt kam und mit der Malertradition der Morgensterns brach: Er wurde Dichter. Mit zehn Jahren verlor der kleine Christian seine Mutter Charlotte an die Tuberkulose, und auch er sollte letzten Endes dieser Krankheit erliegen, nach vielen Kuraufenthalten, mal in Davos, dann in Arosa, Bad Reichenhall oder Meran. In der Villa Helioburg in Untermais, das seit 1924 zu Meran gehört, starb er am 31. März 1914, im Alter von 42 Jahren. Die Nachwelt kennt ihn vor allem wegen seiner humoristisch-scharfsinnigen Gedichte, den "Galgenliedern" zum Beispiel. In einem davon geht es um einen Lattenzaun, dem der Zwischenraum abhanden kam, weil ein Architekt daraus ein großes Haus baute, was für den Zaun das Ende bedeutete. "Der Architekt jedoch entfloh/ nach Afri - od - Ameriko."

© SZ vom 09.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: