VfR Garching:Weggeplätschert

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"Sicher auch eine mentale Geschichte": Nach dem 1:2 in Rosenheim liegt das Team von Philipp Bönig nur noch einen Punkt vor dem Tabellenletzten. (Foto: Claus Schunk)

Garching führt in Rosenheim 1:0. Nach dem Ausgleich aber zerrinnt dem VfR das Spiel wieder zwischen den Füßen. Für Trainer Bönig "auch eine mentale Geschichte".

Von Christian Bernhard, München

Der Fußballtrainer Philipp Bönig ist derzeit auch als Mentaltrainer gefragt. Sein Forschungsgebiet, auf das er sich unfreiwillig konzentrieren muss, lautet: Wie bringe ich meine Mannschaft dazu, dass sie sich nicht schon vom ersten Rückschlag komplett aus dem Tritt bringen lässt? Am Freitagabend lieferte ihm sein Team wieder einmal gutes Anschauungsmaterial für seinen Unterricht. Beim TSV 1860 Rosenheim trat der Regionalligist 35 Minuten lang so auf, wie sie es sich in Garching vorstellen: konzentriert, spielstark, aufmerksam. Der VfR ging sogar mit 1:0 in Führung. Nach dem Schlusspfiff standen die Gäste allerdings mit leeren Händen da. Rosenheim gewann 2:1 und zog dadurch in der Tabelle am VfR vorbei, der jetzt nur noch einen Zähler Vorsprung auf den Tabellenletzten TSV Rain hat.

Zu Beginn sah es so aus, als würde Garching über die Rosenheimer hinweg fegen. Angriff um Angriff rollte auf den 1860-Kasten zu, das schnelle 1:0 von Valentin Micheli (7.) war nur eine von zahlreichen schönen Offensivaktionen des VfR. Kevin Feucht ließ kurz danach eine weitere Großchance liegen, Mario Staudigl scheiterte in Minute 25 am Pfosten. "Wir waren sehr konzentriert mit Ball und gegen den Ball und haben uns viele Möglichkeiten erspielt", sagte Bönig. Die Rosenheimer konnten zu diesem Zeitpunkt von Glück reden, dass sie überhaupt noch in der Partie waren.

Doch dann verlor der VfR, wie schon öfter in dieser Saison, aus dem Nichts den Faden. Rosenheim kam nicht nur nach einer Standardsituation durch Danijel Majdancevic zum Ausgleich (36.), sondern bestimmte plötzlich auch die Partie. "Wir haben uns ihr Spiel aufdrücken lassen", betonte Bönig. Torhüter Joey Brenner bewahrte sein Team mit zwei starken Paraden vor dem Rückstand, war bei Majdancevics zweitem Treffer aber machtlos (66.). Dem VfR fiel nach dem 1:2 nicht mehr viel ein. Mit dem 1:1 sei wieder vieles den Bach runter gegangen, sagte Bönig, "danach haben wir das, was wir 35 Minuten lang gut gemacht haben, überhaupt nicht mehr auf den Platz gebracht."

Eine Erklärung dafür hat Bönig nicht, es sei aber "sicher auch eine mentale Geschichte", sagte er. Es gebe "viele Punkte", an denen es anzusetzen gelte. Zuallererst an der Defensivarbeit, denn mit nun 32 Gegentreffern ist die Garchinger Abwehr die zweitschlechteste der Liga. 32 in 13 Partien seien viel zu viele, betonte Bönig, "darüber müssen wir nicht diskutieren." Dieses Feld müsse schleunigst bearbeitet werden, denn "mit dieser Anzahl an Gegentoren wird es ganz, ganz schwierig".

Dass der VfR nun ein spielfreies Wochenende vor sich hat, ist für Bönig ein "zweischneidiges Schwert". Auf der einen Seite habe er jetzt mehr Zeit, im Training an den Problemzonen zu arbeiten, auf der anderen könne sein Team noch weiter in der Tabelle zurückfallen. Arbeiten möchte er an der defensiven Struktur und am Spiel im letzten Drittel. Dort fordert er mehr Konsequenz, denn die Ballverluste in der Offensive bringen seiner Mannschaft auch immer wieder defensiv Probleme ein. Die mentale Hauptaufgabe besteht darin, dass zukünftig nach einem Gegentor nicht "alles wegbricht".

© SZ vom 30.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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