Versteigerung geplatzt:Unbekannter ist scharf auf die Schranne

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Die Zwangsversteigerung der Schrannenhalle ist geplatzt. Die Zukunft der Halle ist damit wieder völlig offen.

Astrid Becker

Und wieder ist die Zukunft der Schrannenhalle offen. Laut Mitteilung des Amtsgerichts haben die Gläubiger der Halle den für den heutigen Mittwoch, 10 Uhr, anberaumten Zwangsversteigerungstermin ohne Angabe von Gründen abgesagt. Wie der Anwalt der Halleneigentümerin, Schrannenhalle GmbH & Co.

Neues Kapitel: Eigentlich sollte die Schrannenhalle am Mittwoch zwangsversteigert werden, doch die Hauptgläubigerin, die Deutsche Bank London, sagte den Termin ab. Offenbar hat sich die Bank mit einem Investor geeinigt. (Foto: Foto: Rumpf)

KG, Michael Scheele, sagt, habe sich ein Investor mit der Hauptgläubigerin, der Deutschen Bank London, und der KG geeinigt. Es gibt Hinweise, dass es sich dabei um den niederbayerischen Unternehmer Günther Karl handeln könnte. Zudem steht die Halle erneut unter Zwangsverwaltung: Wieder wurde Johannes Mauder für diese Aufgabe vom Gericht bestellt.

"Die Gläubiger können den Zwangsversteigerungstermin jederzeit stoppen, begründen müssen sie dies nicht", sagt eine Sprecherin des zuständigen Amtsgerichts München. Die Gläubiger - das sind in diesem Fall die Deutsche Bank London, die im August 2008 sowohl die Zwangsverwaltung als auch die Zwangsversteigerung des Objekts beantragt hatte. Während sie die Zwangsverwaltung Ende Mai dieses Jahres wieder aufhob, hielt sie jedoch an der Zwangsversteigerung fest. Diesem Verfahren war auch die Kulmbacher Firma AGO AG "beigetreten", wie es im Amtsdeutsch heißt.

Sie hat laut deren Anwalt Johannes Fröhlich eine Forderung an die KG in Höhe von rund 900.000 Euro. Durch die Auktion erhoffte sich die oberfränkische Firma, wenigstens einen Teil ihrer geleisteten Lüftungstechnik-Arbeiten vergütet zu bekommen. Sie war es auch, die die erneute Zwangsverwaltung im November beantragt hatte.

Doch jetzt hat die Bank die Auktion abgeblasen - und die AGO AG wollte, wohl aus Kostengründen, die Versteigerung nicht allein durchziehen. Wie es heißt, soll die Deutsche Bank London ihre Forderungen ganz oder auch nur teilweise verkauft haben. An wen, ist bislang unklar. Weder die Bank noch der Anwalt der Schrannenhalle GmbH & Co. KG, Michael Scheele, wollten sich dazu äußern. Scheele sagte lediglich, ein Investor habe sich mit der Deutschen Bank und der KG "geeinigt". "Wir sind erleichtert, die Halle damit in ruhigeres Fahrwasser zu bringen", so der Anwalt. Er gehe davon aus, dass noch vor Weihnachten klar sei, wie es mit der Halle weitergeht.

Im Moment jedenfalls steht sie unter der Zwangsverwaltung von Johannes Mauder. Dieser will sich nun um einen neuen Mieter für die Halle bemühen. Wie bereits berichtet, läuft der Vertrag des jetzigen Betreibers Jürgen Lochbihler Ende des Jahres aus: "Wer sich dafür interessiert, kann sich bei mir melden", sagt er. Wie lange er allerdings die Aufgabe als Zwangsverwalter ausüben wird, weiß er selbst nicht.

Während Scheele dazu sagt, man werde "die Hilfeleistung von Mauder nicht ewig in Anspruch nehmen", bekundet die AGO AG, bis jetzt keinen Anlass zu haben, die Zwangsverwaltung zu stoppen - mit einer Ausnahme: Wenn der neue Investor die ausstehenden Forderungen begleichen würde. Bislang ist jedoch noch völlig unklar, in welcher Form der Unbekannte in die Halle eingestiegen ist - ob er lediglich die Forderungen der Bank gekauft hat, ob er als Investor in die KG einsteigen will oder ob er künftig statt der KG Vertragspartner der Stadt wird.

Auch OB Christian Ude ist offenbar über Details nicht in Kenntnis gesetzt worden. Bis jetzt, so sagt er, sei der unbekannte Investor nicht an ihn herangetreten. Es habe zwar Gespräche mit Interessenten gegeben, und auch er selbst habe versucht, Unternehmen für die Schranne zu begeistern, aber "das ist meistens am Geld gescheitert". Sollte der neue Investor das Nutzungskonzept der Halle ändern wollen, müsse er sich bei der Stadt melden: "Ich schließe eine Nutzungsänderung nicht aus. Einen allabendlichen Discobetrieb oder eine Dauerwiesn wird es aber - schon mit Blick auf die Anwohner - nicht geben."

Am liebsten wäre ihm, wenn ein "leistungsfähiges und starkes Münchner Unternehmen in der Halle das Sagen" hätte: "Das Wichtigste ist, dass das Ganze in wirtschaftlich ordentliche Bahnen kommt und dass das Konzept akzeptabel ist."

Wer der neue Investor sei, wisse er nicht. Die Gerüchte, es handle sich dabei um den niederbayerischen Bauunternehmer Günther Karl, der bereits einen Teil der Grundschulden bei der Schranne abgelöst habe, seien auch bis zu ihm vorgedrungen: "Ob da aber was dran ist, weiß ich auch nicht." Karl selbst sagt, er "will, kann und darf dies im Moment nicht kommentieren". Er habe aber im Laufe des Jahres immer mehr Grundschulden aufgekauft: "Daraufhin hat die Bank die Versteigerung gestoppt."

© SZ vom 09.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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