Verkehrspolitik:Rückeroberung der Fußwege

Lesezeit: 2 min

Gehwege sind keine Parkplätze

Leserbriefe "Wegelagerei" und "Gehwege sind keine Parkplätze" vom 27. Mai sowie "Der Aufschreiber" vom 17. Mai:

Nur Mut, liebe Fußgänger!

Ich bin "Robert M." dankbar, dass er das erledigt, zu dem ich zu faul und zu feige bin: störende Gehsteigpark der zuständigen Polizei zu melden, die leider selbst zu wenig aktiv wird und offensichtlich lieber "Entgegen-der-Fahrtrichtung-Parker" abstraft, obwohl sie niemanden behindern. Abstoßend finde ich speziell im Fall der Münchner Wohlfahrtstraße, dass dort meist relativ große Gärten existieren, die aber nicht zum Parken genützt werden; stattdessen wird mit übersteigertem Selbstbewusstsein das widerrechtliche Parken auf öffentlichem Grund eingefordert (zu besichtigen auch in der BR-Fernsehsendung "Quer"). Gezüchtet wurde dieses rücksichtslose Verhalten durch die jahrzehntelange Langmut aller Fußgänger mit Kinderwagen, Trolley, Rollstuhlfahrer - und anderseits durch eine Hofierung der Autofahrer.

Wer sich eine Garage leistet und benützt, wird teilweise für ein bisserl dumm betrachtet: Kann man doch so wunderbar praktisch vor der Haustüre seinen privaten Pkw oder Campingbus auf öffentlichem Grund kostenfrei abstellen. Privatbesitz sollte auch privat untergebracht werden. Dann ist in Gartenstadtteilen im öffentlichen Straßenraum Platz für tatsächliche Kurzzeitparker (Besuch, etcetera), Lieferanten, Müllabfuhr, Handwerker, Rettungsdienst.

Mehr Selbstbewusstsein, liebe Fußgänger, wir waren zuerst da und agieren am nachhaltigsten! Angela Nußbaum, München

Korrekt, aber toxisch

Ich stimme Robert M. letztlich zu, dass rücksichtsloses Parkverhalten einzelner Autofahrer geahndet werden muss und befürworte es auch, in einer zunehmend anonymisierten Welt sozialer Netzwerke, in welcher Beschimpfungen hinter Hashtags versteckt werden, dies durch Beweisfoto und Anzeige mit persönlicher Unterschrift umzusetzen. Im Bereich der Parksituation Wohlfartstraße ist er allerdings aus meiner Sicht, obwohl gemäß Straßenverkehrsordnung korrekt, über das Ziel hinausgeschossen. Ich kenne die Straße wegen eines dort lebenden, nahen Verwandten, sehr gut und kann aus jahrelanger persönlicher Beobachtung feststellen, dass dort, trotz partiell unkorrekter Teilparknutzung der Gehwege dies nahezu nie so erfolgte, dass der dortige Anwohnerfußverkehr nachhaltig behindert wurde. Die Anwohner hatten sich arrangiert und friedlich zusammengelebt. Letztlich hat Robert M. im Ergebnis für eine nachhaltig vergiftete Atmosphäre bei der betroffenen Anwohnerschaft gesorgt, Autobesitzer und Autogegner in zwei verfeindete Lager an die Öffentlichkeit gezwungen - und sucht sich selbst jetzt vermutlich ein neues Revier, wo es ihn wieder "juckt". Ich bezweifle, dass sich mit seiner Methode, Menschen unterschiedlicher Meinung gegeneinander aufzubringen und sich anschließend vom Acker zu machen, die tatsächlich existenten Verkehrsprobleme nachhaltig einer für alle Betroffenen befriedigenden Kompromisslösung zuführen lassen. Peter Mehling, München

© SZ vom 17.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: