Verkehrskollaps befürchtet:Die Wiesn ist am Limit

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"Zusätzliche Leistungen anzubieten - das ist nicht möglich": MVG-Chef Herbert König warnt vor einem Verkehrskollaps während des Oktoberfests. Sein einziger Rat: zu Fuß gehen. Die CSU fordert dagegen ein Gesamtkonzept.

Marco Völklein

Im Grunde, sagt Herbert König, Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), geht eigentlich nichts mehr rund um die Wiesn. Es seien während des Oktoberfests sämtliche Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe im Einsatz. Der gesamte Fuhrpark sei unterwegs. Und jeder Bahnhof im Wiesn-Umkreis sei während dieser Zeit ausgelastet, immer öfter auch überlastet.

Nichts geht mehr: Der U-Bahnhof Theresienwiese musste während der Wiesn im vergangenen Jahr 170-mal gesperrt werden. (Foto: Claus Schunk)

"Zusätzliche Leistungen anzubieten - das ist nicht möglich", sagt König. Genau das hatte allerdings die CSU gefordert. Eine Tram-Pendellinie auf der Bayerstraße wollte sie geprüft sehen. Oder einen Shuttle-Bus zwischen Hauptbahnhof und Theresienwiese fahren lassen. Beides allerdings lehnten König und die Stadtratsmehrheit von SPD und Grünen ab.

Vergangenes Jahr hatte die MVG zur Wiesn-Zeit mit vier Millionen Fahrgästen einen neuen Rekord erreicht. 170-mal musste die U-Bahn-Station Theresienwiese wegen Überfüllung gesperrt werden, alleine an einem einzigen Samstagabend gingen 23-mal die Rolltore herunter.

Ein "Gesamtkonzept" hatten die CSU-Stadträte Georg Kronawitter und Richard Quaas gefordert, um "den zunehmend dramatischeren Verkehrsverhältnissen" zu begegnen. Was MVG-Chef König ihnen am Dienstag präsentierte, nannte Manuel Pretzl dann allerdings "enttäuschend". Der Vorschlag, die Leute mögen doch den Weg von der Wiesn zum Hauptbahnhof zu Fuß gehen, nannte der CSU-Mann "etwas dünn".

Die Leute müssen "Wartezeiten in Kauf nehmen"

Tatsächlich allerdings wissen sich König und seine Planer nicht mehr anders zu helfen. Vor allem die Haltepunkte von U 4/5 an der Theresienwiese und am Hauptbahnhof sind während der Wiesn überlastet - und zwar nicht nur am Abend, wenn nach 23 Uhr die Massen nach Hause strömen, sondern oftmals auch schon während des Nachmittags.

Künftig werde man den "Zufluss" der Menschen "noch rigider begrenzen müssen", kündigte König an. Die Leute müssten "Wartezeiten in Kauf nehmen". Daher sei es ihnen auch zuzumuten, sich zu einem Fußmarsch aufzumachen statt zehn Minuten vor einem verrammelten Zugang zu warten, fand König.

Mit Hinweisschildern will die MVG künftig insbesondere auswärtigen Gästen den Fußweg vom Hauptbahnhof zur Festwiese und zurück weisen. Um die Kapazitätsengpässe zu beheben, müssten die Stationen massiv ausgebaut werden. Dazu allerdings gebe es kein Konzept, räumte König ein, mal ganz abgesehen von den finanziellen Mitteln. "Es gibt keine weiteren praktikablen Vorschläge", um den Menschenandrang zur Wiesn besser abzuwickeln, sagt König.

"Die Leute werden uns dann vor die Füße gekippt"

Zudem dürfte künftig der Druck auf die U-Bahn weiter steigen. Denn laut König will die Deutsche Bahn, die zuletzt ebenfalls über teils chaotische Zustände am S-Bahn-Haltepunkt Hackerbrücke geklagt hatte, bei einer Überfüllung der S-Bahn-Station einige ihrer Züge gar nicht mehr an der Hackerbrücke halten lassen - sondern zum Hauptbahnhof durchrauschen lassen.

"Die Leute werden uns dann vor die Füße gekippt", warnte König. Mit einer zusätzlichen Pendel-Bus-Linie sei dieser Andrang nicht zu meistern, sagte SPD-Stadtrat Helmut Schmid. Die Busse stünden rund um die Wiesn nur im Stau. Zumal die Stadt auf Wunsch des Freistaats zuletzt Buslinien aus Sicherheitsgründen wegverlegt hatte. "Sinnlos, bringt nichts, hilft keinem weiter" - damit verwarf Schmid den CSU-Vorschlag.

Der Streit dürfte allerdings so schnell nicht beendet sein. Denn bis zum Frühjahr 2013 will König dem Stadtrat eine ausführliche "Schwachstellenanalyse" vorlegen. Die soll detailliert zeigen, wo es überall hakt und klemmt rund um die Wiesn. Spätestens dann wird die Diskussion wieder aufflammen.

© SZ vom 11.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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