Verdächtiger gesteht Mord an Barfrau:Tatmotiv: Verschmähte Liebe

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Die Ermittler am Tatort haben die Arbeit abgeschlossen. Die Frage, warum Jurij Sch. in Freiheit kam, beschäftigt aber weiterhin. (Foto: Robert Haas)

Ein 44-Jähriger Russe gesteht den Mord an einer Bardame: Er habe die 35-Jährige Natallia G., die in einer Tabledance-Bar am Hauptbahnhof arbeitete, aus verschmähter Liebe erstochen. Erst einen Tag vor der Bluttat war der Mann aus dem Gefängnis entlassen worden.

Von Susi Wimmer

Drei Tage nach dem Mord an der Bardame Natallia G. hat der mutmaßliche Täter gestanden: Der vergangenen Freitag verhaftete Russe Jurij Sch. räumte in seiner ersten Vernehmung gegenüber Ermittlern der Mordkommission ein, die 35-Jährige mit einem Messer erstochen zu haben. Sein Motiv: verschmähte Liebe. Nur Stunden vor der Tat war der 44-Jährige aus dem Maßregelvollzug entlassen worden. Er hatte dort eine Haftstrafe wegen versuchten Mordes verbüßt.

Die Münchner Polizei war dem 44-jährigen Russen bereits kurz nach der Tat auf die Spur gekommen: Jurij Sch. am Montag saß zuletzt wegen seiner Alkohol- und Drogensucht in Haar zum Entzug ein; kaum war er dort am Montag vergangener Woche entlassen worden, führte ihn sein Weg schon in die Bar am Hauptbahnhof. Dort begann er wieder zu trinken. Vor den anderen Gästen und Animierdamen prahlte er mit seiner Vergangenheit. Außerdem stritt sich Jurij Sch. an dem Abend lautstark mit Natallia G. - und er war der letzte, der noch zusammen mit der Barfrau im Lokal blieb, während alle anderen Angestellten den Laden verließen. Wenige Stunden später war Natallia G. tot, erstochen mit einem Messer aus der Bar.

Jurij Sch. tauchte sofort ab. Allerdings nahm er Kontakt mit Freunden auf, zu denen er sich bereits nach dem versuchten Mord 2005 geflüchtet hatte. Die Zielfahnder spürten den 44-Jährigen Russen und zwei seiner Freunde auf, als sie sich in einem Auto wohl in Richtung Polen absetzen wollten. Beamte der Autobahnpolizei Dresden nahmen das Trio fest. Jurij Sch. soll betrunken gewesen sein. Er leistete keinen Widerstand. Der 31-jährige Halter des Wagens aus München wurde wegen des Verdachts der Strafvereitelung verhaftet. Noch am Freitag fuhren zwei Ermittler der Münchner Mordkommission nach Dresden und vernahmen den Tatverdächtigen.

Jurij Sch. legte ein Geständnis ab. Er hatte sich mit der neun Jahre jüngeren Frau eine Beziehung erhofft. Am Samstag wurde dem Tatverdächtigen der Haftbefehl eröffnet. Die Staatsanwaltschaft will den 44-Jährigen wegen Mordes anklagen. "Wir gehen von den Merkmalen Heimtücke und niedrige Beweggründe aus", erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.

© SZ vom 11.03.2013/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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