Veranstaltung:Mensch, Martin

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Luther sells: der Reformator nach Cranach als Button. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Münchens protestantische Kirchengemeinden feiern den Thesenanschlag mit einer "Langen Luther-Nacht"

Von Luisa Schumann, Maxvorstadt

Mehrere lange Nächte dürfte es den Mönch Martin Luther im Jahr 1517 gekostet haben, die 95 Thesen zu verfassen, welche er dann am 31. Oktober an das Portal der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben soll. 500 Jahre später veranstaltet das evangelisch-lutherische Dekanat München eine "Lange Luther-Nacht", in der der Thesenanschlag gefeiert und gewürdigt werden soll. Das Besondere daran: Es wird zumindest an diesem Tag keinen zentralen Gottesdienst geben, dieser findet erst am 31. Oktober um 10 Uhr in der St. Lukaskirche München mit der Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Vielmehr hat das Dekanat die Münchner Gemeinden aufgerufen, kreativ zu werden und mit vielen eigenen Programmen eine insgesamt sehr bunte, lange Nacht zu gestalten. "Wir wollen zeigen, dass Martin Luther in allen evangelischen Kirchen eine wichtige Rolle spielt. Auf ihn gehen die Grundzüge unseres Glaubens zurück", erklärt die Stadtdekanin Barbara Kittelberger.

An diesem Freitag, 27. Oktober, werden sich also über 50 Kirchen und Einrichtungen mit verschiedensten Angeboten präsentieren. Man begegnet dem Reformator in all seinen Facetten. Ein kreatives Beispiel liefert die Evangelische Studentengemeinde an der Ludwig-Maximilians-Universität. Hier wird am 27. Oktober ein Festessen in mittelalterlichem Stil, mit Kostümen, Sketchen, Essen und Dialogen veranstaltet. Um den Abend authentisch zu gestalten, haben die Organisatoren schon Tage damit begonnen, das Essen nach historischen Rezepten zuzubereiten. "Man erzählt sich, dass in Luthers Esszimmer früher oft Studenten am Tisch saßen", erklärt Friedemann Steck von der Studentengemeinde. "Wir wollen in unseren Dialogen Fragen aufgreifen, die Luther mit den Studenten diskutiert hätte und sie stark aktualisieren. So versuchen wir den Brückenschlag zwischen der Neuzeit und heute."

Eine Weile habe es gedauert, bis die Gemeinden das Konzept für den Abend durchdrungen hatten, berichtet die Stadtdekanin. Wenn ihr Fragen zu möglichen Programmpunkten gestellt wurden, habe sie oft das gleiche geantwortet: "Leute, alles ist möglich!" Wie es scheint, nahmen die Verantwortlichen Barbara Kittelberger beim Wort. In der Gustav-Adolf-Kirche in Ramersdorf etwa wird Katharina von Bora zu Besuch kommen. Gespielt von der Religionspädagogin Sieglinde Meyer, wird Luthers Gattin aus dem Alltag der Familie erzählen. Filmvorführungen oder ein Lutherquiz gibt es in der Epiphaniaskirche in Allach. In Nymphenburg bietet die Stephanuskirche ein ruhigeres Programm mit meditativen Liedern und Taizé-Gebeten, während in der Gethsemanekirche in Westpark Luther-Rosen ausgemalt, gefaltet, gehäkelt und gestickt werden. Auf dem Rosen-Buffet dort werden auch verschiedene Rosenkohlsalate serviert. In Sendling können Besucher der Himmelfahrtskirche einen interreligiösen Abend erleben, und das Sophie-Scholl Gymnasium präsentiert in Schwabing die Finissage der Ausstellung "Was uns trägt".

Auf der Internetseite des Dekanats, muenchen-evangelisch.de gibt es Infos zu den Angeboten der einzelnen Gemeinden in der langen Luther-Nacht. Wenn man schließlich alle Vorbereitungs- und Feierstunden für diesen Abend im Reformationsjahr zusammenrechnet, kommt man vielleicht sogar auf die Stundenzahl, die Luther brauchte, um seine Thesen zu verfassen.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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