Unfall:Böe reißt Baugerüst um

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Schwere Metallteile krachen dicht neben Pizzeria-Gästen zu Boden

Von Martin Bernstein

Die Gäste einer Pizzeria in der Münchner Altstadt sind am Mittwochabend offenbar nur knapp einer Katastrophe entgangen. Eine Windböe hatte ein Baugerüst an der Kreuzstraße zum Einsturz gebracht. Metallteile schlugen unmittelbar neben den Besuchern des Wirtsgartens ein. Verletzt wurde zum Glück niemand. Mehrere Autos und die Hausfassade wurden jedoch beschädigt.

Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Etwa 60 bis 70 Gäste sind es am Mittwochabend, schätzt Wirt Giovanni Tarullo, der das Lokal hinterm Sendlinger Tor seit fünfeinhalb Jahren betreibt. Trotz des böigen Windes und einzelner Regentropfen sitzen viele draußen, geschützt von Bäumen und Schirmen, wie sie glauben. Es ist ein lauer Abend. Unruhe bringen nur einzelne kleine Wirbelwinde - auffallend, aber kein Grund zur Beunruhigung für Giovanni Tarullo.

Plötzlich, es ist kurz vor 21 Uhr, fährt eine Böe in das von Planen geschützte, 15 Meter hohe Stahlgerüst auf der anderen Straßenseite. Die Metallkonstruktion wird aus ihrer Verankerung und von der Wand des vierstöckigen Wohn- und Geschäftshauses gerissen und stürzt auf die Straße. Metallteile krachen auf Autos und gegen die Fassade der Osteria, Gäste springen auf, versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Giovanni Tarullo ist nicht nur ein erfahrener Gastronom, sondern auch ein echter Entertainer, dem es gelingt, die Situation mit einem Witz zu überspielen und zu beruhigen.

Sofort rücken die Einsatzkräfte an. In der Kreuzstraße bietet sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Das einstürzende Baugerüst hat die gegenüberliegende Hausfassade eines Hotels sowie drei auf der Straße abgestellte Autos beschädigt. Eines der Autos steht auch am nächsten Mittag noch dort, über und über mit Staub und Putztrümmern bedeckt, die Motorhaube eingedellt. Im Pflaster direkt daneben die Spuren, die beim Einschlag der Metallteile entstanden sind.

Da zunächst nicht sicher ist, ob auch noch Teile der Fassade herabstürzen können, sperrt die Feuerwehr die gesamte Straße sowie den Eingang des Hotels ab. Dann wird die Bauleitung des Sanierungshauses alarmiert und an die Einsatzstelle gerufen. Die Firma kümmert sich laut Berufsfeuerwehr um den Abbau des umgestürzten Gerüsts und darum, dass der Eingang des Hotels sowie Rettungs- und Fluchtwege umgehend freigeräumt werden. Die Abbauarbeiten dauern die Nacht über an. Die Höhe des entstandenen Schadens kann von Seiten der Feuerwehr nicht beziffert werden.

Meldungen über einen weiteren Gerüsteinsturz an der Kellerstraße am Gasteig, die die Feuerwehr am Abend nahezu gleichzeitig erreicht hatten, bewahrheiteten sich nicht. Am Mittwoch waren in München Windgeschwindigkeiten von 40 bis 60 Kilometer pro Stunde gemessen worden, einzelne Böen sollen es auf bis zu 100 Stundenkilometer gebracht haben. Und dann waren da noch die von Giovanni Tarullo beobachteten "... allora ... wie sagt man auf Deutsch? ... Wirbelwinde! Ja, das waren richtige kleine Wirbelwinde."

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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