Umstrittenes Konzert im Zenith:Maschinenpistolen-Lieder

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Aus juristischen Gründen gibt es kein Zurück mehr: Ein rechter kroatischer Hass-Sänger tritt im Zenith auf.

Bernd Kastner

Zu Beginn seiner Konzerte rammt Marko Perkovic gerne ein Schwert in den Boden. Der Popsänger hat sich und seiner Band den (Bei-)Namen Thompson gegeben, so heißt die Marke einer Maschinenpistole, die er als Kämpfer im Jugoslawienkrieg trug.

Umstrittenes Konzert im Zenith: Als er im Februar der Vertrag über die Vermietung unterzeichnet wurde, habe man noch nichts über Perkovics Texte und Gebaren gewusst, sagte der Hallen-Manager. (Foto: Foto: oh)

Seine Fans sind mit Vorliebe schwarz gekleidet, heben schon mal den rechten Arm und zeigen den Gruß der faschistischen Ustascha-Bewegung, jener Truppen also, die einst auf Seiten Hitlers auf dem Balkan kämpften. Zu Marko Perkovics Konzerten strömen in seiner Heimat Kroatien Zehntausende, viele verehren den Star als Patrioten, wegen seiner neofaschistischen und ultranationalistischen Texte aber ist er höchst umstritten. In früheren Konzerten soll er ein Spottlied der Ustascha auf ein KZ gesungen haben, in dem Serben, Juden und Roma gefoltert und ermordet wurden.

Am Samstag nun kommt der 42-Jährige nach München. Hallen-König Wolfgang Nöth hat das Zenith vermietet - offenbar nicht wissend, an wen. Die Stadt hat das Konzert nicht untersagt, aber verschärfte Auflagen erlassen. Mit 4000 Besuchern rechnet der Veranstalter, 2500 Karten sollen schon verkauft sein. Der Polizei steht ein größerer Einsatz bevor.

"Politische Bedeutung nicht bewusst"

Während der Veranstalter, ein Münchner Kroate, das Gebahren Perkovics nicht kommentierte, erklärte Michael Blume, Hallen-Manager von Nöth, ihm sei "die politische Bedeutung" des Künstlers "nicht bewusst" gewesen. Als er im Februar den Vertrag über die Vermietung unterzeichnet habe, habe er noch nichts über Perkovics Texte und Gebaren gewusst. Ansonsten hätten er und Nöth das Zenith wohl nicht an den Veranstalter vermietet.

Inzwischen habe er sich "ein bisschen erkundigt" über den Künstler, doch nun gebe es aus juristischen Gründen kein Zurück mehr. Er und Nöth hätten mit rechter Gesinnung jedenfalls überhaupt nichts am Hut, stellt Blume klar. Er verweist auf das Kreisverwaltungsreferat, welches das Konzert im März zunächst ohne spezielle Auflagen abgesegnet habe. Erst in dieser Woche habe es schärfere Auflagen vor allem für die Fans vorgeschrieben. Das begrüße er auch, betont Blume.

Im KVR ist man alles andere als begeistert über den Perkovic-Auftritt, "unerträglich" nennt KVR-Sprecher Christopher Habl die Vorstellung, dass womöglich neofaschistische Hassparolen auf einer Münchner Bühne verbreitet werden. Allein, die Stadt habe keine juristische Handhabe, das Konzert zu verbieten. Also begnüge man sich damit, die übliche Ordnerzahl zu verdoppeln und explizit zu untersagen, dass Ustascha-Embleme gezeigt werden. Laut Polizei-Sprecher Peter Reichl werden 100 Beamte im und am Zenith sein. Bei den beiden bisherigen Deutschlandkonzerten Perkovics in Frankfurt und Stuttgart habe es aus polizeilicher Sicht keine Probleme gegeben.

Umso mehr Diskussionen und Ärger gibt es fast überall in Europa, wo Perkovic singt. Im schweizerischen Dietikon sagte der Stadtrat im vergangenen Jahr aus Sicherheitsgründen ein Konzert ab; in Stuttgart, wo der Sänger auf Einladung der kroatischen Gemeinde auftreten sollte, legte der katholische Stadtdekan sein Veto ein - das Konzert wurde dann von einer anderen Organisation veranstaltet. In Hamburg, wo Thompson in der Uni-Mensa singen wollte, wurde die Band in letzter Minute ausgeladen. Und selbst in Pula, in der kroatischen Heimat des Sängers also, verweigerte die Stadtverwaltung dem Star einen Auftritt.

© SZ vom 30.04.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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