Umfrage:"Das viel größere Problem gibt es am Viktualienmarkt"

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Sicherer, entspannter und sinnvoll - dass Fahrräder in der Fußgängerzone geschoben werden müssen, kommt bei vielen Münchnern gut an

Protokolle: Robert Meyer

Am Anfang haben die Radfahrer noch protestiert. 150 Radler trafen sich Anfang Mai 2016 zu einer Tour, sie fuhren direkt über den Marienplatz, um ihren Unmut kundzutun. "Unverhältnismäßig" sei die Sperrung des Marienplatzes für Radfahrer, schimpften die Organisatoren. Online kamen bei der Petition gut 3000 Unterschriften zusammen, deren Unterzeichner eine Rücknahme des Verbots verlangten. Ein Besuch am Marienplatz aber zeigt, dass es durchaus auch Befürworter der neuen Regelung gibt.

1Manuela Forster, 58, Mitarbeiterin im Rathaus "Was ist schon dabei, wenn man das Rad kurz schieben muss? Ab dem Viktualienmarkt kann man wieder fahren. Dann ist man vielleicht drei Minuten später am Ziel, aber das kann man ja einplanen oder einen anderen Weg nehmen. Natürlich ist das eine Umstellung, aber das ist zu verschmerzen. Ich komme vor neun Uhr zur Arbeit, damit ich noch mit dem Rad bis ins Rathaus fahren kann. Abends laufe ich dann mit meinem Fahrrad über den Marienplatz, weil auch kontrolliert wird. Durch das Verbot ist es hier am Marienplatz besser geworden. Früher sind die Radler hier teilweise mit einem Affenzahn durchgefahren. Wenn ich vor dem Verbot zu Fuß aus dem Rathaus gegangen bin, musste ich immer aufpassen."

2Thomas Biber, 44, Radfahrer "Ich kenne beide Seiten, als Radler und als Fußgänger. Das Radlverbot hat den Marienplatz auf jeden Fall sicherer gemacht. Manch ein Radlfahrer ist schon ein wilder Hund. Mir sind am Marienplatz auch schon welche in die Fersen gefahren, als ich zu Fuß unterwegs war. Mir selbst ist es egal, wenn ich mein Radl mal eben fünf Minuten schieben muss. Außerdem habe ich keine Lust, für so etwas eine Strafe zu zahlen. Ich finde es aber richtig, dass kontrolliert wird, schließlich ist der ganze Marienplatz zu einer Fußgängerzone geworden. Allerdings erkennt man nicht gut, dass hier geschoben werden muss. Ich glaube, am Viktualienmarkt und im Tal sind Markierungen auf dem Boden, aber am Marienplatz sieht man bis zum Stachus keine Hinweise. Man muss schon vorher wissen, dass hier ein Radfahrverbot gilt. Oder man hat mal gesehen, wie abkassiert wurde."

3Birgit Langhans, 37, Ärztin "Ich finde es gut, dass die Fahrradfahrer diejenigen sind, die auf dem Marienplatz aufpassen müssen. Weil von Fußgängern, insbesondere von Touristen, kann man nicht erwarten, dass die bei all der Schönheit ringsum auch noch auf die Fahrradfahrer Rücksicht nehmen. Am Ende bin ich als Radlerin aber auch diejenige, die gegen das Gesetz verstößt. Früher bin ich selbst mit dem Rad über den Marienplatz zum Sendlinger Tor gefahren, heute schiebe ich. Ich finde es zudem gut, dass das Verbot zeitlich begrenzt ist. Tagsüber ist das Verbot sinnvoll, nachts nicht. Auf dem Marienplatz hat sich zudem viel verändert. Der ganze Platz wurde umgestaltet, der Bus fährt nicht mehr durch. Dadurch ist es hier insgesamt sicherer geworden."

4Andreas Pfaff, 29, Rikscha-Fahrer "Die meisten Leute haben kein Problem mit dem Verbot, auch wenn es noch nicht hundertprozentig funktioniert. Viele Radler finden den Umweg über die Sparkassenstraße nicht so toll. Der kostet natürlich Zeit. Denen ist das Verbot egal, die wollen lieber schnell über den Marienplatz. Ich kann die Radler verstehen und würde selbst auch lieber über den Platz fahren. Wir Rikscha-Fahrer dürfen das nämlich auch nicht, sondern müssen schieben, während die Gäste hinten auf der Bank sitzen bleiben. In der Dienerstraße dürfen wir erst auf der Höhe vom Dallmayr wieder aufsteigen. Das ist aber nicht schlimm. Seit die Radler, Busse und Taxis nicht mehr durchfahren, ist es am Marienplatz etwas ruhiger und entspannter."

5Anton Schröter, 42, Besitzer eines Blumenstands "Ich bin seit mehr als 20 Jahren mit meinem Stand am Marienplatz und im Großen und Ganzen gab es keinen Stress mit Radfahrern. Ich sehe auch viele, die ihr Rad brav schieben. Natürlich gibt es immer Leute, die einfach durchfahren, Fahrverbot hin oder her. Vor allem zu Beginn des Verbots habe ich viele Kontrollen gesehen, was die Leute auch abgeschreckt hat. Leider wird nicht konsequent und oft genug kontrolliert. Das viel größere Problem gibt es am Viktualienmarkt, wo sich größere Menschenmassen bewegen. Dort rasen die Radler wie die Verrückten. Außerdem fahren dort viele Privatleute mit ihrem Auto durch, obwohl das nur Taxis, Fußgänger und Händler dürften. Vor allem am Samstag, wenn dort die Hölle los ist, ist es gefährlich."

© SZ vom 28.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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