U-Bahnhof Poccistraße:Zu Ehren des Grafen

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Beliebt: Kasperl Larifari am Denkmal des Grafen von Pocci. (Foto: Hartmut Pöstges)

Franz von Pocci, geistiger Vater des "Kasperl Larifari", soll in dem nach ihm benannten U-Bahnhof gewürdigt werden

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Franz Graf von Pocci soll in dem nach ihm benannten U-Bahnhof besser zur Geltung kommen. Schließlich ist er der geistige Vater des "Kasperl Larifari", der seinerseits Star des Münchner Marionettentheaters ist. Zudem sei Graf von Pocci einer der fantasievollsten Menschen gewesen, die die Stadt und ihr Kulturleben mitgestaltet haben, findet Beate Bidjanbeg, Sprecherin der SPD im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Für sie steht fest: "In keinem Fall hat er eine so langweilige U-Bahnstation verdient." Dort sollten Tafeln auf sein Erbe aufmerksam machen, ähnlich wie an der Station "Königsplatz" auf die Museen hingewiesen wird.

Der U-Bahnhof "Poccistraße" wird derzeit erneuert, das Dach drohte einzustürzen. Das wäre doch die Gelegenheit, Poccis Werk dort zukünftig zu berücksichtigen, findet Bidjanbeg, die deshalb auch mit der Franz-Graf-von-Pocci-Gesellschaft und dem Leiter des Münchner Stadtarchivs, Michael Stephan, im Gespräch ist. Die Pocci-Gesellschaft hatte früher bereits versucht, dem Grafen Pocci mehr Raum im U-Bahnhof zu geben und hat sich offenbar vergebens an die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gewandt. Nun wird es einen neuen Anlauf für eine Würdigung geben: Der Bezirksausschuss hat sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass Poccis Werke im U-Bahnhof gezeigt werden. Nur Silvia Haas (Grüne) wollte da nicht zustimmen: "Das ist mir zu kitschig". Die Illustrationen und Karikaturen seien für die heutige Zeit nicht mehr beispielgebend.

Der "Kasperlgraf", vor 210 Jahren geboren, hatte das Kasperltheaters einst um eine neue Variante bereichert. Sein Larifari war kein Kind, sondern ein Erwachsener, der nicht erwachsen geworden ist. Die Figur war keinesfalls nett, sondern bauernschlau, narzisstisch, trickreich. Pocci arbeitete am bayerischen Hof zunächst als Zeremonienmeister unter Ludwig I., dann als Hofmusikintendant und Oberstkämmerer. Pocci war Zeichner, Schriftsteller, Musiker und Komponist und unterstützte die Gründung des Münchner Marionettentheaters. Insgesamt verfasste er mehr als 40 Stücke dafür. Sein Nachlass soll aus großen Mappen, drei Bänden und drei Konvoluten bestehen: Lebensdokumente, Briefe, Originalzeichnungen und Druckgrafiken.

Zu Poccis 200. Geburtstag wurde ihm im Jahr 2007 vor dem Marionettentheater an der Blumenstraße ein Denkmal gesetzt. Pocci-Kenner Michael Stephan nennt ihn eine der kulturell bedeutendsten und schillerndsten Persönlichkeiten der bayerischen Geschichte; in Stephans Augen geht von Poccis Karikaturen ein besonderer Charme aus. Schon als Jugendlicher habe er die Gäste, die sein Elternhaus besuchten, aufs Korn genommen und deren besondere Eigenheiten porträtiert - spöttisch und hintersinnig, in jedem Fall mit viel Humor, sich selbst eingeschlossen.

© SZ vom 28.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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