Nach Eklat:NS-Dokuzentrum bekommt neuen Chef

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Ein Architekturhistoriker wird neuer Direktor des NS-Dokumentationszentrums in München. Kulturreferent Hans-Georg Küppers hat den Professor der Technischen Universität vorgeschlagen. Winfried Nerdinger soll die Nachfolge von Irmtrud Wojak übernehmen.

Franziska Brüning

Kulturreferent Hans-Georg Küppers hat am Donnerstag im Kulturausschuss der Stadt München den Architekturhistoriker Winfried Nerdinger von der TU München als neuen Direktor für das geplante NS-Dokumentationszentrum vorgeschlagen.

Nerdinger sei aufgrund seiner fachlichen Kompetenz der geeignete Mann für diesen Posten und solle das NS-Dokuzentrum bis zu dessen Eröffnung im Frühjahr 2014 leiten, sagte Küppers. Der Historiker habe an dem Konzept mitgearbeitet und zur guten Zusammenarbeit der beteiligten Professoren beigetragen.

Zudem habe Nerdinger große Erfahrung mit Ausstellungen, sagte Küppers. Er nannte etwa die Schau "Ort und Erinnerung" im Architekturmuseum der TU von 2006. Seit Monaten wird nach einer neuen Leitung für das geplante NS-Dokuzentrum gesucht. Im Herbst 2011 war die frühere Direktorin Irmtrud Wojak von ihren Leitungsaufgaben entbunden worden, nachdem sie kein Konzept vorgelegt hatte, das als Grundlage für ein Ausstellungsdrehbuch hätte dienen können.

Danach einigte sie sich mit der Stadt auf eine einvernehmliche Trennung. Nerdinger war daraufhin mit drei weiteren Historikern aus dem wissenschaftlichen Beirat, Hans Günter Hockerts, Marita Krauss und Peter Longerich, eingesprungen, um ein neues Konzept zu erarbeiten. Im Februar wurde das neue Konzept einstimmig im Stadtrat beschlossen. Nerdinger werde im Oktober emeritiert und solle ab diesem Zeitpunkt die Leitung des NS-Dokuzentrums übernehmen, sagte Küppers.

Schon vorher solle er als "primus inter pares" in dem Team tätig sein, das mit ihm das Konzept entwickelt habe und bis 2014 dabei bleibe. Man plane, Ende 2012 die Direktion des Dokuzentrums für die Zeit nach der Eröffnung auszuschreiben, kündigte Küppers an. Auch der Vertrag von Irmtrud Wojak wäre ursprünglich zu diesem Zeitpunkt ausgelaufen.

Im Kulturausschuss stieß der Vorschlag auf Wohlwollen. Ein Beschluss soll im April gefasst werden. Nerdinger bringe "die richtige Mischung aus Engagement und Fachkompetenz" mit, sagte Siegfried Benker (Grüne). Zudem komme er aus der Zivilgesellschaft, die sich seit Jahren für die Realisierung des Projektes eingesetzt habe. Er sei ein "hervorragender Kenner" der NS-Zeit und der Jahre nach 1945.

Marian Offman betonte, die CSU werde den Vorschlag mittragen. Nerdinger sei von Anfang an kein Befürworter Wojaks gewesen. Schon deshalb sei er die richtige Wahl. Jetzt komme es beim NS-Dokuzentrum darauf an, dass auch im Detail alles gut gemacht werde. Dafür wünsche man Nerdinger Erfolg.

© SZ vom 16.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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