Truderinger Kurve:Transparenz mit Fragezeichen

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Monatelang fand zum Trassenausbau Truderinger und Daglfinger Kurve kein Bürgerdialog statt. Nun präsentiert die Bahn eine Vorzugsvariante. Offenbar soll zumindest jetzt so etwas wie Bürgerinformation ermöglich werden - aber schon stellen sich neue Fragen

Kommentar von Nicole Graner

Die Bahn AG ist aus der Versenkung aufgetaucht. Monatelang fand zum Trassenausbau Truderinger und Daglfinger Kurve (TDK) kein Bürgerdialog statt. Was absolut notwendig gewesen wäre, um die Bürger, die ja letztlich die ratternden Züge vor ihrer Haustüre ertragen müssen, zumindest kontinuierlich zu informieren. Nun präsentiert die Bahn - endlich - auf virtuelle Weise in einem Webcast der Öffentlichkeit also eine Bewertung der drei Varianten. Die A 0 soll es nach Abwägung aller Kriterien werden - eine recht späte Information, wenn sich, wie die Bahn deutlich macht, bereits im Sommer das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie das Eisenbahn-Bundesamt für die Empfehlung der Bahn und die Amtsvariante entschieden hätten. Eine "Alibi-Veranstaltung" nennt Stadtrat Andreas Schuster (SPD) den Webcast.

Nur Minuten nach der Stadtratssitzung am 7. Oktober, die sich mit der TDK befasst hatte, hat die Bahn übrigens die Webseite (www.abs38.de/Variantenbewertung) zum Thema freigeschaltet. Eine recht umfangreiche, aber nicht für alle verständliche und eine, die schon im Podcast eines suggeriert: Es kann nur eine Trasse geben - die Amtsvariante. Ebenso wird auf der Webseite mit keinem Wort erwähnt, was die Stadt eigentlich beschlossen hat: Dass die Bahn unter anderem in Fragen des Schallschutzes und der Zugzahlen nacharbeiten muss. Und zwar vor einer Variantenentscheidung. Ist das eine faire, neutrale Bürgerinformation? Man sei nicht das "Sprachrohr der Stadt" erklärt der Gesamtprojektchef für die Ausbaustrecke 38, Klaus-Peter-Zellmer. Was hat der Webcast also gebracht? Zum einen scheint es, dass die Bahn zumindest jetzt so etwas wie eine Bürgerinformation ermöglichen will. Sie beteuert, gerne mit den Bürgern in Kontakt treten zu wollen. Auch verspricht sie, Mails "zeitnah" zu beantworten. Zum anderen: zwei plötzlich auftauchende Neuigkeiten am Ende der Präsentation. Die Bahn bastelt seit Wochen an einer optimierten Variante von A 0 - der A 1. Und wieder stellt sich die Frage, was die Bahn unter Transparenz versteht: Denn warum wird diese Information erst jetzt und nach der Stadtratssitzung öffentlich? Und wie soll man damit umgehen, dass die Erweiterung der Abstellanlage für den DB Regio in Steinhausen womöglich Probleme bei der Trassenführung der TDK mit sich bringen soll?

© SZ vom 15.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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