Trudering-Riem:Schnellbahnen statt Sackgassen

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Noch ist der nordöstliche Stadtrand eine Domäne von Landwirten mit Traktoren, schlecht erschlossen, mit viel Grün. Künftig soll dort der öffentliche Verkehr wesentlich ausgebaut werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Truderings Lokalpolitiker begrüßen den geplanten Ringschluss bei der Realisierung des neuen Wohngebiets im Nordosten. Die übrige Infrastruktur soll Direktanbindungen und engmaschige Wegenetze berücksichtigen

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering-Riem

Nur am Rand ist der Stadtbezirk Trudering-Riem betroffen von der SEM Nordost, der großen geplanten Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme zwischen Riem und Johanneskirchen, für deren Konzept die Stadt nun einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb ausloben will. Nur ein geringer Teil der neuen Siedlung wird auf dem Terrain des Stadtbezirks Trudering-Riem, vermutlich auf den heutigen Trainingsflächen für den Pferdesport, geplant. Der Verkehr des neuen Viertels von und nach Süden wird womöglich über den Schatzbogen geleitet. Beides ist Grund für die Stadt, neben dem hauptsächlich betroffenen Stadtteil Bogenhausen auch den Bezirksausschuss Trudering-Riem um Input für den Wettbewerb zu bitten.

Gestritten wurde in Trudering dabei vor allem um einen Punkt, die künftige Erschließung des neuen Quartiers mit der U-Bahn. Die Mehrheit begrüßte ausdrücklich, dass die Verlängerung der U 4 von Englschalking bis zum Bahnhof Messestadt West als "gesetzt" in den Eckdatenbeschluss aufgenommen werden soll, denn dies sei "ein wesentlicher Baustein" der Erschließung und Teil des "zukunftsweisenden Nahmobilitätskonzepts". Für die Grünen erklärte jedoch Regina Schreiner, die Gesamtstrecke bis zur Messestadt sei sicherlich viel zu teuer, auch Trambahnen könnten eine Alternative sein, zumindest für den zweiten Abschnitt zwischen SEM und Messestadt West.

Da war der Aufruhr groß im Bezirksausschuss. "Grüne wollen U-Bahn-Bau verhindern, ich fasse es nicht" rief Stefan Ziegler (CSU). CSU und SPD erinnerten daran, dass der Stadtrat die Verlängerung der U 4 im Jahr 2016 einstimmig beschlossen habe, auch mit den Stimmen der Grünen. Nur mit der Gesamtstrecke werde die neue Linie genug Fahrgäste aufweisen, um sie zu rechtfertigen. Man brauche dazu die Pendler zwischen Messe und Flughafen. Herbert Danner (Grüne), der im BA-Plenum gefehlt hatte, stellte hernach klar, dass die U-Bahn durchaus ins SEM-Gebiet fahren solle. Doch weil auch mit dieser kurzen Variante nicht vor 2037 zu rechnen sei, brauche es eine schnellere Option mit Trambahnen. Städtebaulich könnte es eine Chance sein, noch nicht die gesamte U-Bahn-Trasse festzuzurren, die Stadtplaner seien dann freier darin, wo sie verdichtete Zonen vorsehen. Doch der Grünen-Vorstoß war im BA ohnehin bereits durchgefallen.

Auf wenig Gegenliebe stieß dort auch die Forderung der Grünen, im Gebiet keine Hauptverkehrsstraße zwischen der Kreisstraße M 3 im Norden und der Autobahn im Süden zu planen und mit Logistikzentren am Rand des Gebiets den Schwerlastverkehr aus dem Viertel draußen zu halten. SPD-Sprecherin Maren Salzmann-Brünjes erinnerte an die missglückte Erschließung der Messestadt, die anfangs keine direkte Verbindung nach Kirchtrudering hatte und wo bis heute viele Straßen als Sackgasse ohne direkte Verbindung zur Parallelstraße enden. Ebenso wenig konnte sich die SPD anfreunden mit den Wünschen der Grünen, die Zahl der geplanten 10 000 Arbeitsplätze zu reduzieren und den gesamten Pferdesport in Riem zu erhalten: Es müssten vielmehr Flächen bebaut werden, um die restlichen für den Pferdesport finanzieren zu können.

Gegen die Grünen wurde im Gremium auch die Forderung einer Erschließung nach Osten über die Humboldtstraße beschlossen, denn sonst müssten die Autofahrer erst nach Süden fahren, um durch Bestandsgebiete in den Osten zu gelangen. Der Verkehr gen Süden solle schwerpunktmäßig zur Autobahn A 94 geleitet werden, so der BA weiter, diesmal mit allen Stimmen: Der Schatzbogen werde nach dem bereits beschlossenen Umbau der Truderinger Straße wenig freie Kapazität haben. Einig waren sich alle, dass das neue Viertel ein engmaschiges Wegenetz für Radler und Fußgänger braucht. Lernen solle die Stadt in punkto Schulversorgung aus der Messestadt, wo die Einrichtungen schnell an ihre Grenzen gestoßen waren. Nach dem Vorbild der Messestadt solle auch das neue Viertel einen Badesee bekommen.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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