Treffpunkt:Nachts auf dem Sofa

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Der Garten von "Sofa so Good" soll öfter mal Treffpunkt abendlicher Partyrunden sein. (Foto: Catherina Hess)

Der Garten einer Bar hinter einer Tankstelle an der Fürstenrieder Straße hat nach Geschäftsschluss angeblich regen Zulauf. Die Gäste holen sich Getränke an der Tankstelle und lassen sich dann dort nieder. Anwohner sprechen von unkontrolliertem Zulauf und Biertourismus

Von Thomas Kronewiter, Hadern

Wie es ausgehen kann, wenn sich ein Lokal als beliebter, mitunter allzu beliebter Treffpunkt im Viertel zu etablieren weiß, erleben dieser Tage die Haderner. Dort hat die unglückliche Koexistenz einer Tankstelle an der Fürstenrieder Straße und der Bar "Sofa so good" jetzt die Mitglieder des Haderner Bezirksausschusses zum Einschreiten gezwungen. Dass die Lokalpolitiker die Situation und insbesondere die Schuldfrage dabei nicht ganz eindeutig einzuordnen wussten, zeigte ihr Beschluss: Sie reichten die vorliegenden Anwohnerbeschwerden an die zuständige Sicherheitsbehörde, das Kreisverwaltungsreferat, weiter.

Ein Anwohner hatte in einem mehrseitigen Brief die phasenweise schwierige Situation im Umfeld der Ossingerstraße durchaus nachvollziehbar geschildert. Danach hätten sich Haderner, Passanten oder auch einfach Durchreisende in den Sommermonaten wiederholt zuerst an einer nahen Tankstelle mit Alkohol eingedeckt, um sich dann im Garten des "Sofa so good" an der Ossingerstraße niederzulassen, dort lautstark den Alkohol zu konsumieren, mitunter auch stille Ecken im Hof als Urinal oder Flaschendepot zu missbrauchen. Ihm liege es fern, "irgendjemand in Misskredit zu bringen", betonte der Beschwerdeführer. Doch empfinde er die Situation als unbefriedigend und halte sie mit seiner Rechtsauffassung für "nicht vereinbar". Denn was er als "unkontrollierten Zulauf" schildere, seien "nicht nur Momentaufnahmen". Stichpunktartig listet der Anwohner mehrere Daten auf, mit Zeitpunkten nach Mitternacht, einmal nach ein Uhr morgens. Seine Sichtweise unterstützt eine weitere Beschwerde, die von einem regelrechten "Biertourismus" spricht.

Dass es den Betreibern des "Sofa so good" um ein buntes Gastronomie-Erlebnis geht, verschweigen sie nicht. "Wir, die Haderner G'sellschaft e. V., geben der Ossingerstraße 4 ein neues Leben, hier herrscht ein buntes Treiben für alle, die es gerne individuell und gemütlich haben", heißt es auf ihrer Homepage. Dabei betreibt das "Sofa" ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder in aller Regel tagsüber einem anderen Beruf nachgehen. Jonas Vanamali etwa, der Vorsitzende und Wirt, ist Pädagoge. Und er hat als einer der Hauptbetroffenen die geschilderten Begebenheiten so noch nicht erlebt. "Nach ein Uhr ist bei uns noch nie etwas gewesen", sagt Vanamali und spricht von "krassen Unterstellungen". Mit dem Hauptbeschwerdeführer habe er noch nie direkten Kontakt gehabt. Dass er und seine Vereinskollegen nichts gegen das angebliche Treiben unternähmen, weist er ebenfalls zurück. Man beende rechtzeitig den Bierausschank, fordere zur Ruhe auf und habe auch entsprechende Schilder aufgehängt. Die Beziehungen zur Nachbarschaft seien gut, sagt Vanamli und verweist auf ein geplantes Hoffest. Auch mit Polizei und Kreisverwaltungsreferat sieht er sich in gutem Kontakt.

Gleichwohl will das Betreiberteam nun zusätzlich ein Schloss anbringen, um den Zugang in den Außenbereich auch nach Geschäftsschluss ein für alle Mal zu unterbinden. Angesichts der Daueröffnungszeiten der Rund-um-die-Uhr-Tankstelle an der Fürstenrieder Straße aber sieht auch er sich gegen das nächtliche Treiben machtlos. Das "Sofa so good" jedenfalls habe ohnehin nur an vier Tagen überhaupt geöffnet, mittwochs bis samstags.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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