Trauer:"Er war a Mentsch!"

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Hunderte Münchner kommen zur Beisetzung Max Mannheimers

Von Dietrich Mittler, München

"Ich begreife mich als Reisenden in Sachen Humanität", hatte sich Max Mannheimer selbst einmal beschrieben. Am Dienstag nun fand er, der Reisende, der Holocaust-Überlebende, Zeitzeuge, Mahner und Versöhnende seine letzte Ruhestätte auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in Freimann. Am vergangenen Freitag war er im Alter von 96 Jahren gestorben. Seine Familie hatte um eine stille Trauerfeier im Kreis der Angehörigen, der engsten Freunde und Weggefährten gebeten. Dennoch kamen mehrere hundert Trauergäste, darunter Zeitzeugen des Holocaust wie Abba Naor, aber auch politische Prominenz, etwa Kultusminister Ludwig Spaenle und Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie dessen Vorgänger Christian Ude und Hans-Jochen Vogel. Mannheimers Familie hatte gewünscht, dass nur Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, sprechen sollte. "Sein Name", so sagte Knobloch über Max Mannheimer, "war Inbegriff für Warmherzigkeit, echte, verlässliche Freundschaft, Haltung und Humor, Kampfgeist und Geradlinigkeit, Güte und unbeirrbaren - nicht unerschütterlichen - Lebensmut." Für all das gebe es im Jiddischen einen Satz, der mit größter Ehrerbietung gesagt werde: "Er war a Mentsch!" Einer, der Furchtbarstes erlitten hatte, der auf die Jugend zuging und sagte: "Ihr seid nicht verantwortlich für das was geschah. Aber was in Zukunft geschieht, dafür schon."

Max Mannheimer hatte Charlotte Knobloch bereits als heranwachsendes Mädchen kennen gelernt. Beide tauschten sich aus über die Schrecken der NS-Zeit. "Ich selbst machte ein ums andere Mal die beinahe magische Erfahrung, dass ein noch so schrecklicher, traumatischer Moment mit Max irgendwie erträglich werden konnte", sagte Knobloch. Rabbiner Steven E. Langnas und Oberkantor Shmuel Barzilai aus Wien übernahmen den religiösen Part der Trauerzeremonie. Die Feier endete so berührend, wie sie begann: Die Trauernden legten Steine auf das Grab Mannheimers. Seiner wird am 23. Oktober mit einer Feier im Jüdischen Gemeindezentrum gedacht werden.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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