Tölzer Löwen:Acht Punkte für ein Lächeln

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French Connection: Die Reihe mit dem kanadischen Stürmer (links) und Johannes Sedlmayr (rechts) sowie Marco Pfleger (nicht im Bild) funktioniert bislang bestens. Das Trio sammelte in vier Partien 16 Scorerpunkte. (Foto: Manfred Neubauer)

Auch beim 4:3 nach Verlängerung gegen DEL-2-Meister Ravensburg macht Tölz eigentlich noch zu wenig aus seinen Chancen - "aber es ist gut, dass wir so viele kriegen", sagt Trainer Gaudet.

Von Johannes Schnitzler, München

Am Ende der Pressekonferenz lächelte Kevin Gaudet. "Wenn Sie mich vor zwei Wochen gefragt hätten, ob ich nach vier Spielen mit acht Punkten glücklich bin - ja, ich denke schon", sagte der Kanadier - und sah aus, als wäre er selbst überrascht. Nur, wovon er überrascht war, davon, dass seine Mannschaft schon acht Punkte hat und den dritten Platz der DEL 2 belegt, oder davon, dass sie angesichts dieser vier Spiele nur acht Punkte hat, das blieb der Imaginationskraft der Zuhörer überlassen. Überrascht ist Gaudet auf jeden Fall von dieser Mannschaft, die für ihn "noch immer neu" ist, wie er sagt. "Ich kannte nur drei Spieler", betonte der Trainer der Tölzer Löwen am Sonntag noch einmal. Aber: Je besser er seine Mannschaft kennenlerne und ihre Art, Eishockey zu spielen, desto größer werde seine Freude daran. "Ich war begeistert von unserem Spiel", sagte Gaudet nach dem 4:3-Erfolg in der Verlängerung gegen die Ravensburg Towerstars. Ravensburg ist immerhin Titelverteidiger, und mit diesem Team spielten die Löwen im ersten Drittel Katz und Maus. "Ravensburg ist Meister, das ist nicht einfach, ich kenne das", sagte Gaudet, der mit Bietigheim drei Mal die Meisterschaft in der zweiten Liga gewann. Auch Meistermannschaften müssen verändert werden und sich erst wieder neu finden. Auf Platz neun stehen die Oberschwaben momentan, mit fünf Punkten aus vier Partien. Aber dass Ravensburg weiterhin zum Kreis der Top-Teams gehören dürfte, ließ sich daran erkennen, wie konsequent die Towerstars ihre Chancen nutzten.

"Um ehrlich zu sein: Wir haben den Punkt heute nicht verdient", sagt Towerstars-Trainer Valtonen

Die Löwen führten scheinbar komfortabel 2:0 durch frühe Tore von Abwehrspieler Matt MacKenzie (3. Spielminute), der gleich im ersten Powerplay traf, und Max French (9.). Doch sie versäumten es trotz zahlreicher Chancen, das dritte Tor zu erzielen. "Wir waren die dominierende Mannschaft", sagte Gaudet. Statt mit einem 3:0 oder 4:0 ging es aber nur mit einer 2:1-Führung in die erste Pause, weil Thomas Brandl (12.) verkürzt hatte - "nur ein Fehler", seufzte Gaudet, und schon schlugen die Gäste zu. Nach dem zweiten Drittel und David Zuckers Ausgleich (39.) musste man sich gar Sorgen machen um die Löwen. Schon am ersten Spieltag gegen Bayreuth waren sie zu verschwenderisch mit ihren Chancen umgegangen und hatten sich am Ende mit einem Punkt begnügen müssen. Das Tor zum 2:2 war natürlich "ein Geschenk", sagte Gaudet, ein Querpass im Spielaufbau, der von einem Gegenspieler absprang und dem völlig freien David Zucker in den Lauf rutschte, der keine große Mühe mehr hatte, Sinisa Martinovic im Tor der Löwen zu bezwingen.

Der Querschläger war von Marco Pfleger gekommen, dem Rückkehrer aus der DEL, der mit bislang sechs Scorerpunkten die interne Wertung anführt und ligaweit auf Rang zehn liegt. Ausgerechnet Pfleger, 28, dessen Übersicht und Stockarbeit alle loben. Pfleger machte seinen Lapsus später wieder gut und brachte die Löwen im letzten Drittel im Powerplay abermals in Führung (46.). Doch auch dieser Vorsprung sollte nicht reichen, zum dritten Mal mussten die Löwen in die Verlängerung. Vincenz Mayer traf ebenfalls im Überzahlspiel zum 3:3 und rettete Ravensburg so einen Punkt. "Um ehrlich zu sein: Wir haben den Punkt heute nicht verdient", sagte Tomek Valtonen, der Trainer der Towerstars. "Aber wir sind glücklich, dass wir ihn haben." Dass es bei diesem Punkt blieb, war Frenchs Verdienst, der in der Verlängerung einfach mal abzog und in den Winkel traf. Ein Tor, wie es sich Kevin Gaudet vermutlich noch häufiger wünschen würde.

Auf den Chancenwucher seines Teams angesprochen, räumte der Trainer ein, dass die Effizienz höher sein könnte. "Aber es ist gut, dass wir so viele Chancen kriegen." Ob die Löwen einen Spitzenplatz halten und sich für die Playoffs qualifizieren können, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie effektiv sie künftig ihre Chancen nutzen. Aber diese Frage lässt sich erst später beantworten. Mit acht Punkten aus vier Spielen kann man vorerst glücklich sein.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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