Tödliches Ehedrama in Schäftlarn:Eifersucht als Motiv für Bluttat

Lesezeit: 2 min

Ein Familienstreit endet tödlich: In Schäftlarn ersticht ein Anwalt und Vater von vier Kindern seine Frau und alarmiert dann selbst die Polizei. Das Tatmotiv könnte Eifersucht sein. Denn die Tote soll eine Beziehung mit einem anderen Mann gehabt haben.

Susi Wimmer

Ein 45-jähriger Rechtsanwalt hat am Montagabend im Ortsteil Ebenhausen im Streit seine 37-jährige Ehefrau mit einem Messer erstochen. Die vierjährige Tochter des Paares, eines von insgesamt vier Kindern, muss die Beziehungstat in der Küche des Doppelhauses mitbekommen haben, sie soll auch die tote Mutter gesehen haben.

Im Erdgeschoss des Hauses spielte sich am Montag das Drama ab. (Foto: dpa)

Der Mann verständigte nach der Bluttat die Polizei und ließ sich widerstandslos festnehmen. Grund für den Streit waren wohl Beziehungsprobleme, vermutlich hatte die 37-Jährige einen anderen Mann kennengelernt.

Üppige Blumenwiesen, Vogelgezwitscher, einzelne schmucke Häuser säumen den Wegrand: Die Idylle in Ebenhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Schäftlarn (Landkreis München), scheint perfekt. Auf dem Kirschbaum hocken Kinder und bieten Polizeibeamten Kirschen an. In der einen Hälfte des Doppelhauses ist die Welt noch in Ordnung, in der anderen hat sich am Montagabend ein Familiendrama abgespielt, bei dem vier Kinder ihre Mutter verloren haben.

Am Tag danach sind die Jalousien im Erdgeschoss des Hauses geschlossen, im Vorgarten liegt Sandkasten-Spielzeug, ein Planschbecken ist aufgebaut, doch alles ist verwaist. Die Mutter der Kinder ist tot, der Vater sitzt in Untersuchungshaft, die Buben und Mädchen des Paares sind bei Nachbarn untergebracht.

Der 45-jährige Rechtsanwalt stammt aus Hessen, seine Frau aus einer kleinen Stadt in Nordrhein-Westfalen. Der Mann arbeitete bei einer Anwaltskanzlei in der Münchner Innenstadt, die weltweit Konzerne oder auch Regierungen berät und in der ganzen Welt vernetzt ist.

Im Jahr 2005 zog das Paar mit den Kindern nach Bayern und lebte zunächst in Bernried am Starnberger See, 2010 zog die Familie nach Ebenhausen um. Die Ehefrau war nicht berufstätig, sie kümmerte sich um die Kinder im Alter von vier, neun, elf und zwölf Jahren.

Nach Angaben von Markus Kraus von der Mordkommission muss es in der Ehe schon seit längerer Zeit gekriselt haben. Zu einem möglichen Motiv will er sich nicht äußern. Nach SZ-Informationen soll der Mann in seiner Vernehmung erzählt haben, dass die Ehefrau eine Beziehung mit einem anderen Mann gehabt habe, deshalb sei es in letzter Zeit zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen.

Am Montag gegen 19 Uhr stritt sich das Paar in der Küche im Erdgeschoss. Plötzlich muss der Mann ein Küchenmesser gepackt und mehrmals auf den Oberkörper seiner Frau eingestochen haben. Dann alarmierte er die Polizei und sagte, er sei zu Hause und habe seine Frau umgebracht. Ein Polizeibeamter, der auch ausgebildeter Rettungsassistent ist und zum Tatort kam, versuchte, die Frau zu reanimieren, später übernahm ein Notarzt. Doch für die Frau kam jede Hilfe zu spät.

In der Zwischenzeit wartete der mutmaßliche Täter mit der vierjährigen Tochter im Nebenzimmer. Er ließ sich festnehmen und räumte in seiner ersten Vernehmung die Tat ein, später wollte er sich nicht mehr äußern. Am Dienstagnachmittag erließ ein Richter Haftbefehl wegen eines Tötungsdeliktes.

Der könnte noch umgewandelt werden: Man müsse abwarten, ob sich ein Verdacht auf ein Mordmerkmal ergebe, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Etwa: "Hat die Frau einen Angriff erwartet oder war sie arglos?" Neben dem Merkmal der Heimtücke könnten auch niedere Beweggründe eine Rolle gespielt haben.

© SZ vom 27.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: