Tierpark:Hier dürfen Kinder Leckerlis für Gorillas und Schimpansen basteln

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Unter Anleitung der Pflegerin Katja Pietzsch rollt Lara Viola (8) Haselnüsse ein. Die "Osternüsse" sollen die Menschenaffen dann im Gehege suchen. (Foto: Robert Haas)

Mit der Aktion im Giraffenhaus läutet der Tierpark Hellabrunn die Osterzeit ein. An den Feiertagen müssen die Primaten sich dann auf die Suche nach dem Futter machen - wie in freier Wildbahn.

Von Viktoria Spinrad

Bedächtig tunkt die achtjährige Lara Viola ein Leinentuch in die Brühe aus Wasser und Mehl, ihre Klamotten sind längst voller heller Flecken. Es riecht nach Stroh und wilden Tieren. Sie breitet das Tuch vor sich aus und belegt es wie eine Pizza: ein paar Sonnenblumenkerne, dann ein Nüsschen in die Mitte. Das Ganze formt sie zu einem Päckchen, das in eine der Früchtekisten unter dem Holztisch wandert. "Dann haben die ordentlich was zu knacken", sagt sie.

Die, das sind die Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen in Hellabrunn. Mit einer Leckerli-Bastelaktion für die Primaten läutete der Tierpark Hellabrunn im Giraffenhaus die Osterzeit ein. "Tiere brauchen kreative Beschäftigung", betont Tierparksprecher Daniel Hujer. "Die kann über Spiele, aber auch über Essen laufen."

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Also müssen die Kinder ran, denen die kreative Beschäftigung des Mehlpäckchen-Bastelns offensichtlich teils unerwartete Freuden bereitet. So wollte Luca, 13, eigentlich gar nicht zum Leckerlibasteln, aber jetzt sitzen seine Eltern etwas zusammengesunken hinter dem eifrig produzierenden Sohn und überlegen, in welches der Zoogewässer sie ihn zur Reinigung tunken könnten, "am Besten gleich beim Hai".

Währenddessen wetteifert Luca mit Lara um die schnellste Art der Mehlpäckchen-Produktion. "Wir brauchen noch Nachschub, die Vorräte neigen sich dem Ende zu", ruft er den Pflegern zu. Die weisen die Kleineren an den Holztischen geduldig in die hohe Kunst des Nüsschen-Verpackens ein, im Hintergrund stolzieren die Giraffen im Außengehege auf und ab.

Bald kristallisieren sich für Lara, an deren Armen der Mehlmix schon bis zu den Ellenbogen klebt, die Varianten "Päckchen", "Frühlingsrolle" und "Maultaschen" als gut zu fertigen heraus. Ihr neu erworbenes Wissen teilt sie auch gleich mit den neugierigen Neuankömmlingen, die sich teils ziemlich skeptisch um die eingematschten Tische rumdrücken. Das wirft unter den Kindern auch Fragen auf. "Guck, die Jungs kneifen schon wieder", ruft sie. "Nicht alle", erwidert Luca und haut den nächsten Matschbeutel in die Holzkiste.

Anstrengend wie die Futtersuche in der Natur

Die Beutel wollen die Pfleger später auf eine Heizung legen, wo die Überraschungspäckchen für die Menschenaffen trocknen sollen. Am Ostersonntag und Ostermontag werden sie dann in den Gehegen verteilt. "So kann die Nahrungsaufnahme für die Tiere zu einer spannenden Suche werden", erklärt Hujer. Anders als in der Natur fehle im Zoo die stundenlange Futtersuche.

Aber nicht nur die Affen, auch Eisbären, Tiger, Löwen und Ratten sollen zu Ostern auf ihre Kosten kommen: Denn bis Freitag können Kinder an jedem Nachmittag von 14 bis 16 Uhr im Giraffenhaus an Leckereien für die verschiedenen Tiere basteln. Außerdem gibt es am Ostersonntag und Ostermontag von 11 bis 16 Uhr Mitmacherzählungen von Afrika bis Europa.

Dass die Nusspäckchen für Affen erst der Anfang waren, hat auch die kleine Lena vernommen. Auf Zehenspitzen stehend fischt die Achtjährige eifrig nach Resten der Mehlmischung und dreht sich dann zur mit den Füßen wippenden Mutter um: "Mama, morgen wird hier wieder gebastelt. Ich wollt's dir jetzt einfach schon mal sagen."

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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