The Killers in München:Männer, die Gefühle zeigen

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Spielte im ausverkauften Zenith in München: The Killers. (Foto: photo credit: Torey / oh)

Große Gefühle, leidenschaftliche Liebe, brennender Herzschmerz - das ist die Welt von The Killers. Bei ihrem Konzert im Münchner Zenith wird deutlich, dass die Jungs aus Las Vegas ihre beste Zeit wohl hinter sich haben. Doch die Stimme eines jungen Gottes und explodierende Feuerbälle retten den Abend.

Von Beate Wild

Ein Typ, hoffnungslos verliebt, findet heraus, dass seine Freundin ihn betrügt. Er ertappt die beiden sogar in flagranti, traut kaum seinen Augen, leidet wie ein Tier. Mr. Brightside erlebt das totale Gefühlschaos. Er ist der Betrogene, der aber trotzdem kämpft und auf der Sonnenseite bleiben will.

Es sind die großen Themen, die The Killers in ihren Songs behandeln. Die Bigger-than-life-Storys. Und aus genau diesem Grund beginnt auch das Konzert am Dienstagabend im Münchner Zenith mit dem Lied "Mr. Brightside".

Die Killers waren zehn Jahre lang die Band der Wahl, wenn man hymnischen Stadionrock hören wollte, auf Herzschmerz-Texte stand und für die unstillbare Sehnsucht nach den großen Gefühlen einen Soundtrack suchte. Nun ist die Band wieder auf Tour, mit ihrem vierten Studioalbum "Battle Born" im Gepäck. Bei ihrem Gig im ausverkauften Zenith versetzen die Jungs aus Las Vegas ihre Fangemeinde dann auch ohne große Schwierigkeiten in Verzückung. Doch trotz aller Euphorie muss man anmerken, dass die Poprocker um Sänger Brandon Flowers ihre beste Zeit wohl schon vor einigen Jahren hatten. Aber der Reihe nach.

Schwer, das Niveau zu halten

The Killers auf einem Foto ihrer Plattenfirma Universal. (Foto: Universal / oh)

Was war es für eine Offenbarung, als im Juni 2004 "Hot Fuss" erschien, das erste Album der Killers. Die ausgekoppelten Singles schossen sofort in die Top 10, man denke nur an "Mr. Brightside" oder "Somebody Told Me". Großer Rock, dazu ein charismatischer Sänger mit einer unverwechselbaren Stimme. "Hot Fuss" wurde viermal mit Platin ausgezeichnet. Es folgte die Platte "Sam's Town" - und auch das zweite Album der US-Amerikaner verkaufte sich äußerst gut und katapultierte die Jungs aus der Casino-Stadt endgültig an die Spitze des Rock-Zirkus, auf eine Höhe mit ihren Vorbildern Coldplay und Muse.

2008 legten sie mit "Day & Age" noch einmal nach, doch der Sound des dritten Werks konnte die vorangegangenen schon nicht mehr erreichen. Es folgte eine längere Pause und ein Solo-Album von Brandon Flowers. Im Herbst 2012 dann endlich die Wiedervereinigung und das vierte Album. Doch "Battle Born", das aktuelle Werk, mit dem die Killers derzeit auf Tour sind, will bislang nicht richtig zünden. Die Jungs aus Las Vegas hat das Schicksal der Bands ereilt, die schon mit den ersten Werken derart gute Arbeit vorlegen, dass es schwer wird, dieses Niveau zu halten, geschweige denn zu toppen.

Die Indie-Rocker aus Nevada sind deswegen noch lange keine schlechte Band geworden, sie machen immer noch ordentlichen Poprock. Doch die aktuellen Stücke sind eher Mainstream als von Pathos geschwängerte Rock-Kracher. Dabei kennen sich die Killers mit Schmalz und Auf-Dicke-Hose-Machen immer noch am besten aus. Nur kommen sie auf dem neuen Album etwas von ihrem Weg ab. Unter diesen Voraussetzungen muss deshalb der Vergleich mit vergangenen Tagen den wahren Fan enttäuscht und etwas ratlos zurücklassen.

Sänger Brandon Flowers. (Foto: photo credit: Torey / oh)

Doch glücklicherweise spielen die Killers derart viele gute, alte Songs, dass das Konzert im Münchner Zenith gerettet ist. Ja, viel mehr noch, ein von den Fans umjubelter Erfolg wird. Von den neuen Songs erwähnenswert sind "Flesh and Bones", ein melodiöses Pop-Opus, sowie "Runaways", ein Track, der an die großen alten Gefühlsstücke erinnert.

Die restlichen Songs des neuen Albums sind leider eher zu vernachlässigen. Kapriziöse Balladen mit einem nachdenklich und mit viel Pathos intonierenden Brandon Flowers. Sie wirken derart beliebig und mittelmäßig, dass man den Jungs auf der Bühne fast zurufen möchte: "Aufhören! Nehmt lieber die Gitarren in die Hand und haut uns eure aufgemotzten Existentialisten-Songs um die Ohren! Wenn schon kitschig, dann richtig!"

Doch letzten Endes ist die Band klug genug, das Publikum mit ihren bekannten und erfolgreichen Vollgas-Songs bei Laune zu halten. Lieder wie "Smile Like You Mean It", "Somebody Told Me", "For Reasons Unknown", "Read My Mind" oder "Human" treffen genau den Nerv der Fans. Dabei braucht es nicht viel. Nur Brandon Flowers, der aussieht wie ein Rockabilly mit Pomadenfrisur und schwarzer Lederjacke und singt wie ein junger Gott. Es ist die Stimme des charismatischen Sängers, die aus jeder Nummer einen Gänsehaut-Track macht.

The Killers im Zenith. (Foto: photo credit: Torey / oh)

Unterstützt wird die Band dabei von einer exzessiven Lichtshow. Bei der Zugabe, etwa zum Song "When You Were Young", explodieren Feuerbälle auf der Bühne und es regnet brennende Funken. Die Feuerwerksshow ist zeitweilig derart heftig, dass sogar die Pyromanen von Rammstein ihre wahre Freude daran hätten.

Am Ende gehen alle glücklich und verschwitzt nach Hause. The Killers haben es immer noch drauf - selbst wenn dafür die alten Gassenhauer herhalten müssen.

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