Teure Sanierung des Deutschen Museums:"Wer ist dafür verantwortlich?"

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  • Die teuere Sanierung des Deutschen Museums löst Irritationen in der bayerischen Landespolitik aus. Die geplanten 400 Millionen Euro reichen nach einer Analyse bei weitem nicht aus.
  • Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl, appelliert an den Freundeskreis des Museums, sich weiter zu engagieren - und fordert Geld vom Freistaat.

Von Peter Fahrenholz

Der Bericht des bayerischen Wissenschaftsministeriums, wonach die bisher veranschlagten 400 Millionen Euro für eine Generalsanierung des Deutschen Museums bei weitem nicht ausreichen, hat für heftige politische Irritationen gesorgt. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) verlangt Aufklärung über die Hintergründe. "Ich will die Gründe wissen, warum das so ist. Ich möchte wissen, wer ist dafür verantwortlich?", sagte Seehofer am Rande des CSU-Parteitags in Nürnberg.

Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl, wies hingegen entschieden den Vorwurf zurück, bei den bisherigen Sanierungsplanungen dilettantisch und zu langsam gehandelt zu haben. "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit", sagte Heckl der Süddeutschen Zeitung. Heckl hält neben zusätzlichen privaten Spenden auch weitere Mittel von Bund und Freistaat Bayern für notwendig.

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Im Landtag, wo man den Bericht - dessen Entwurf der SZ vorliegt - in den nächsten Tagen erwartet, wächst der Druck auf die Verantwortlichen, endlich konkrete Zahlen auf den Tisch zu legen. "Was wir sehen wollen, ist ein Zeitplan, ein Finanzplan und ein Managementplan", sagte Michael Piazolo (Freie Wähler), der Vorsitzende des Hochschulausschusses. Es müsse jetzt offengelegt werden, was die Sanierung koste und was genau geplant sei. Wenn klar sei, dass das Geld nicht reiche, müssten, ähnlich wie bei der Sanierung des Olympiaparks, verschiedene Varianten vorgelegt werden.

Ministeriums-Bericht zweifelt an Museumsleitung

Die Münchner SPD-Landtagsabgeordnete Isabell Zacharias sieht Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle in der Verantwortung. Spaenle müsse sich jetzt selber an der Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes beteiligen und dürfe nicht nur auf Museumschef Heckl verweisen. In dem Bericht des Ministeriums war verklausuliert zum Ausdruck gekommen, dass man die Museumsleitung um Heckl für überfordert hält, das Riesenprojekt zu stemmen.

Heckl selbst verweist dagegen nicht nur auf seine eigenen Anstrengungen im bisherigen Ablauf der Sanierungsplanungen, sondern auch auf die zahlreichen Zwänge, unter denen er stehe. Das Deutsche Museum sei jahrzehntelang völlig unterfinanziert gewesen. Er habe deshalb seit seinem Amtsantritt vor zehn Jahren darauf gedrängt, das Haus umfassend zu sanieren und zu modernisieren. Tatsächlich ist es Heckl gelungen, Bund und Land dazu zu bringen, je 180 Millionen Euro für eine Generalsanierung bereitzustellen. Zugleich hat er 40 Millionen Euro an Spenden eingeworben.

Analyse ergibt Bedarf von 650 Millionen

Es sei aber bereits bei der Erstellung des sogenannten Masterplans klar gewesen, dass die zur Verfügung stehende Gesamtsumme von 400 Millionen Euro nicht für alles reichen würde. Die erste Analyse, an der Beratungsfirmen wie McKinsey beteiligt waren, habe einen Bedarf von 650 Millionen ergeben. Deshalb habe man die ursprünglichen Pläne reduziert, etwa indem man die Sanierung des ehemaligen Kongresssaales, des Bestelmeyer-Baus an der Ludwigsbrücke, zurückgestellt habe. Auch in Kreisen des Verwaltungsrates des Museums wird bezweifelt, dass die Summe von 400 Millionen Euro ausreicht, um das gesamte Museum zu sanieren.

Was die Qualität der bisherigen Sanierungsbemühungen angeht, gehen die Meinungen weit auseinander. Heckl werden immer wieder mangelnde Visionen, was ein Zukunftskonzept für das Museum angeht, angelastet. Außerdem wird den Verantwortlichen vorgeworfen, der ganze bisherige Planungsablauf sei mehr oder weniger "handgestrickt" gewesen. Auch im Bericht des Ministeriums ist von "Schwachstellen insbesondere im Bereich der Projektorganisation" die Rede. Der ehemalige Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) sagte, die Planungen seien "lange Zeit zu wenig professionell organisiert" gewesen.

Zusätzliche Mittel vom Staat notwendig

Auch dies sieht Heckl völlig anders. Der Museumschef verweist auf den immensen technischen und logistischen Aufwand, um überhaupt zu ermitteln, was alles gemacht werden müsse. Beim Deutschen Museum handele es sich um einen insgesamt 74 000 Quadratmeter großen denkmalgeschützten Bau, der auf einer Insel in der Isar liege. Das Projekt sei durchaus vergleichbar mit der Sanierung der Berliner Museumsinsel, für die weit höhere Beträge vorgesehen seien. "Das ist nicht wie zu Hause eine Garage bauen", sagte Heckl. Man habe die gesamte Bausubstanz von Sachverständigen untersuchen lassen, deshalb sei erst jetzt eine realistische Kostenschätzung möglich.

Heckl sieht im ernüchternden Befund des Ministeriums die Chance, herauszufinden, ob die Gesellschaft bereit sei, Naturwissenschaften und Technik so zu unterstützen, wie das nötig sei. Es müsse hier jetzt "ein Ruck durch die Gesellschaft" gehen. Heckl appellierte an den Freundeskreis des Museums, sich weiter zu engagieren. Ohne zusätzliche erhebliche Mittel des Staates werde es aber nicht gehen. "Ich werde darum bitten", kündigte Heckl an.

© SZ vom 13.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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