Taxler kämpfen um Fahrgäste:Feindliche Ubernahme

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Vor drei Wochen demonstrierten Münchner Taxifahrer gegen die Konkurrenz aus dem App-Store. (Foto: Stephan Rumpf)

Zu viele Taxis, neue Carsharing-Angebote, Limousinenanbieter - und jetzt auch noch die Mitfahr-App "Uber-Pop": Die Münchner Taxler stehen derzeit ziemlich unter Druck.

Von Marco Völklein, München

Natürlich sagt Fabien Nestmann das, was man sagen muss, wenn man als "Feind Nummer eins der Taxibranche" bezeichnet wird. Dass die US-Firma Uber, deren München-Statthalter er ist, "keine Konkurrenz zum Taxigewerbe" sein möchte. Dass die Smartphone-App "Uber-Pop", mit deren Hilfe man private Mitfahrgelegenheiten finden kann und die seit etwa einer Woche auch in München läuft, "keine gewerbsmäßige Beschäftigung sein soll und sein wird". Und dass sich "allein schon aufgrund unserer Preisstruktur eine quasi-hauptberufliche Tätigkeit gar nicht rechnen würde".

Doch das Münchner Taxigewerbe kann Nestmann mit seinen Sprüchen nicht beruhigen. "Wir werden die Behörden einschalten und alles juristisch überprüfen lassen", sagt Frank Kuhle, Chef der Taxi München eG. Und Taxifahrer Tom Buntrock, der erst vor Kurzem einen Protestkorso der Branche vor dem Rathaus gegen die neue Konkurrenz gestartet hatte, will demnächst zusammen mit Kollegen als "Testkunde" das neue Angebot mal nutzen. Dann würden Fotos gemacht, Kennzeichen notiert, "Beweise gesichert", wie Buntrock sagt. "Und dann werden Anzeigen geschrieben." Bei Verstößen gegen das Personenbeförderungsgesetz könnten am Ende Geldbußen von bis zu 10 000 Euro drohen.

Münchner Flughafen
:Kleinkrieg der Taxler

Fahrten vom Flughafen nach München sind ein einträgliches Geschäft. Zwischen Taxlern tobt darum ein regelrechter Kleinkrieg, in dem mit allen Mitteln vorgegangen wird - auch mit illegaler Videoüberwachung. Vor allem die beteiligten Rechtsanwälte dürften sich mittlerweile die Hände reiben.

Von Marco Völklein

Weitere Konkurrenz auf den Straßen

Die Taxifahrer machen deshalb so viel Druck, weil sie mit Uber einen weiteren Konkurrenten auf Münchens Straßen fürchten. Die Branche steht ohnehin stark unter Druck: Eigentlich gibt es zu viele Taxis in München, neue Carsharing-Angebote sowie Limousinenanbieter drängen zusätzlich in den Markt. Und nun auch noch Uber. Das US-Unternehmen ist weltweit bereits in mehr als 100 Städten präsent. Seine Smartphone-App funktioniert so: Wer einen Fahrgast aufgabelt und mitnimmt, erhält eine Aufwandsentschädigung. Uber behält einen Anteil ein. Man sei "eigentlich nicht mehr als eine Mitfahrzentrale", sagt Nestmann. Ziel sei es, "ohnehin vorhandene Ressourcen", in dem Fall also: Autos, "miteinander zu teilen". So könne man "die Mobilität der Zukunft gestalten".

Mindestlohn für Taxifahrer
:Überleben am Steuer

Die Taxibranche fürchtet den Mindestlohn, manche Unternehmen haben Angst vor einer Pleite. Der neue Lohn hätte aber wohl auch Auswirkungen auf Fahrer: Sind sie nicht besonders geschickt und fleißig, könnten sie ihren Job verlieren.

Von Thomas Öchsner

In der Gegenwart allerdings fürchten die Taxler um ihre Existenz. Uber ermögliche es "Schwarzfahrern", die von der Stadt vorgeschriebenen Tarife gnadenlos zu unterbieten, sagt Taxi-Chef Kuhle. Die Fahrer würden die Einnahmen nicht versteuern; bei einem Unfall seien Uber-Mitfahrer nicht versichert. Dem allerdings widerspricht Uber-Manager Nestmann heftig: Das Unternehmen habe eine Zusatzversicherung abgeschlossen, die jedem Mitfahrer bei einem Personenschaden bis zu fünf Millionen Dollar garantiere. Zudem müssten Uber-Fahrer Führerschein, Kfz-Zulassung, Versicherungsnachweis, ein polizeiliches Führungszeugnis und einen Auszug aus der Flensburger Kartei vorlegen - mit nicht mehr als vier Punkten. Nestmann glaubt: "Der Markt ist groß genug für alle."

Einstweilige Verfügung in Berlin

Die Taxibranche sieht das ganz anders. In Berlin zum Beispiel erwirkte ein Taxi-Unternehmen im Schnellverfahren vor Gericht eine einstweilige Verfügung gegen Uber. Der Unternehmer machte aber den Anspruch daraus nicht geltend, weil er andernfalls Schadenersatzansprüche in Millionenhöhe befürchtete. Nun wartet die Branche gespannt auf den Ausgang der eigentlichen Hauptverhandlung.

In München will das für das Transportgewerbe zuständige Kreisverwaltungsreferat (KVR) die Sache genau prüfen. "Wir werden uns auf die Fahrer konzentrieren", sagt eine KVR-Sprecherin. "Und wir gehen davon aus, dass sie das gewerblich machen." Das heißt: Die Fahrer benötigen einen Personenbeförderungsschein und eine Taxikonzession. Wie das kontrolliert werden soll, ist noch offen. "Wir klären derzeit das weitere Vorgehen ab und prüfen Kontrollmöglichkeiten."

© SZ vom 04.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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