Münchner Flughafen:Kleinkrieg der Taxler

Fahrten vom Flughafen nach München sind ein einträgliches Geschäft. Zwischen Taxlern tobt darum ein regelrechter Kleinkrieg, in dem mit allen Mitteln vorgegangen wird - auch mit illegaler Videoüberwachung. Vor allem die beteiligten Rechtsanwälte dürften sich mittlerweile die Hände reiben.

Von Marco Völklein

Der Taxlerstreit am Münchner Flughafen wird immer heftiger: Mittlerweile überziehen sich die Kontrahenten der Taxizentrale Isarfunk und des Fahrerzusammenschlusses Bavaria Taxiverein mit Anzeigen und Klagen. Im jüngsten Prozess ging es sogar um illegale Videoüberwachung und mögliche Tonmitschnitte.

Vor allem die beteiligten Rechtsanwälte dürften sich mittlerweile die Hände reiben. Hubert Schmidt, Geschäftsführer der Taxizentrale Isarfunk, sagt, allein sein Unternehmen habe im vergangenen Jahr etwa 40 000 Euro an Rechtsanwalts- und Gerichtskosten aufwenden müssen. Hintergrund ist vor allem ein Streit ums Geld. Schmidt organisiert seit 2003 mit seiner Münchner Taxizentrale im Auftrag des Flughafens den Taxibetrieb im Erdinger Moos. Er hält Aufenthaltsräume und Servicepersonal vor und führt Pacht für die Stellplätze an den Airport ab. Dafür verlangt Isarfunk von den Fahrern Gebühren. Jeder Fahrer, der an den Terminals Fahrgäste aufnehmen will, muss einen Vertrag mit Isarfunk abschließen. Nur so seien Sauberkeit, Ordnung und Disziplin zu gewährleisten, sagt Schmidt.

Doch vielen Fahrern sind die Gebühren schlicht zu hoch. Und das Isarfunk-Regiment zu rigide. Etwa 500 haben sich nach eigenen Angaben in einem Verein, dem Bavaria Taxiverein, zusammengetan. Und der hatte im Herbst 2013 unter anderem versucht, mit einem "Taxler-Streik" Druck auf Isarfunk und den Airport auszuüben. Mehrere Tage lang kurvten die Mitglieder mit Autokorsos über das Airport-Areal und wollten so den Verkehr behindern.

Aktuell nun musste sich das Landgericht München mit einem weiteren Streitpunkt befassen. Isarfunk hatte, so ist es in dem Urteil (Az. 12 O 15284/13) nachzulesen, in einem Aufenthaltsraum am Flughafen eine versteckte Kamera installiert. Geschäftsführer Schmidt sagt, man habe so Diebstähle und Vandalismus unterbinden wollen; zudem gelte in dem Raum Rauchverbot. Das werde von "einigen Fahrern" regelmäßig missachtet. Mit der Überwachungskamera könne man Verstöße dagegen erkennen - "und dann Aufsichtspersonal schicken und eine Anzeige schreiben".

Die Bavaria-Taxler dagegen störten sich zum einen daran, dass die Kamera heimlich angebracht worden war, dass sie auch Tonaufnahmen hätte aufzeichnen können - und dass sie ausgerechnet auf den Eingang zum moslemischen Gebetsraumnebenan gerichtet war. "Mit der Verwanzung der Aufenthaltsräume hat sich Isarfunk für eine weitere Tätigkeit im Auftrag des Flughafens disqualifiziert", schimpft Bavaria-Vize-Chef Hans-Werner Kummerow.

In der Tat gab das Landgericht den klagenden Taxlern nun Recht. Isarfunk darf in Zukunft keine versteckten Kameras mehr anbringen und auch keine Geräte installieren, die Tonaufnahmen ermöglichen. Deutlich erkennbare Kameras aber dürfen die Isarfunk-Leute weiterhin am Flughafen installieren. Und das will Geschäftsführer Schmidt auch in Zukunft tun. Denn immer wieder komme es vor, dass Kloschüsseln zerstört, Mischbatterien aus den Waschräumen entwendet und Getränkeautomaten in dem Aufenthaltsraum aufgebrochen würden. Ständig gebe es "Konflikte mit einzelnen Kollegen, die sich nicht an die Regeln halten", sagt Schmidt. Der Bavaria-Verein "sponsort eine Gruppe von schwarzen Schafen".

Mit denen wird sich der Geschäftsführer demnächst wohl wieder vor Gericht auseinandersetzen müssen. Denn laut Kummerow sind derzeit allein 22 Klagen in Form einer Sammelklage vor einem Schiedsgericht anhängig. Zudem laufen weitere Verfahren vor dem Münchner Landgericht sowie Oberlandesgericht. Den Anwälten zumindest dürfte die Arbeit nicht ausgehen.

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