Gut, dass es die Tage auch mal ein bisschen schönes Wetter gibt. Denn an dieser Stelle sei eine traurige Nachricht verkündet: Die Biergartensaison ist in knapp vier Wochen erst Mal wieder für einen Monat vorbei. Das gilt zumindest für diejenigen, die gerne in den Biergarten gehen, weil es da so gemütlich ist, weil man da zur mitgebrachten Brotzeit in Ruhe die eine oder andere Mass trinken kann und sich dabei vom Stimmengewirr Hunderter anderer Gäste einlullen lässt - sich also frei nach Polt Zeit für Gemütlichkeit auf erdbebensicherem Gebiet nimmt.
Doch vom 10. Juni an ist es vorbei mit der Erdbebensicherheit. Ob es nun der Hofbräukeller und der Augustiner Keller sind, der Hirschgarten oder der Augustiner Schützengarten und weitere: Sie alle drohen bereits jetzt damit, zur Fußball-EM wieder Public Viewing zu veranstalten. Bedeutet: Grölende Fußballfans und Überfüllung, wenn die deutsche Mannschaft spielt. Gehört halt dazu, dieses Public Viewing, das bekanntlich eigentlich nichts mit Fernsehschauen zu tun hat, sondern sich auf vielerlei öffentliche Ausstellungen bezieht.
Wer jetzt wieder mit dem oft genannten offenen Aufbahren Toter daherkommt, ist vielleicht nicht gerade ein Originalitätskaiser, liegt aber beim Fußballschauen gar nicht mal so verkehrt. Siegestrunkene Bierleichen wird es sicher wieder zu sehen geben, genauso wie torkelnde Untote, die eine Niederlage mit ein paar Extramass runtergespült haben. Braucht es das?
Vermutlich ja, gehört es doch inzwischen zur Biergartenkultur 2.0 (oder ist es 2.1, 2.2 oder gar schon 3.0?), sich vor einer Großleinwand die Kante zu geben. Der echte Biergartenfreund, der es schätzt, ohne Lärm gemächlich zechend und ganz langsam in ein Bierwana hinüberzugleiten, muss halt die verbleibenden Wochen ausnutzen, kann sich aber jetzt schon auf die WM in Katar 2022 freuen. Die findet im Winter statt. Dass der Fan zum Fußballschauen auf den Christkindlmarkt geht, ist dann eher unwahrscheinlich.
