SZ-Kultursalon:Zwischen Hier und Hades

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Philipp Fürhofer ist als Bühnenbildner im Schattenreich des Theaters zu Hause, als Maler drängt es ihn zum Licht

Von Barbara Hordych

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(Foto: Philipp Fürhofer)

Das Bühnenmodell zur Oper "Castor et Pollux".

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(Foto: Michael Naumann/Kunsthalle München)

Ein Sphärenraum zur Thierry-Mugler-Ausstellung in der Hypo-Kunsthalle.

Ein leidenschaftlicher Theatergänger war Philipp Fürhofer schon als Kind, "die Augsburger Puppenkiste war einer meiner Lieblingsorte, als Jugendlicher begeisterten mich Opern im Stadttheater", erzählt der 38 Jahre alte Maler und Bühnenbildner aus Augsburg. Nach seiner Ausbildung als klassischer Konzertpianist entschied er sich dann doch für die Malerei, er kennt ihn also gut, den Widerstreit zweier Seelen in seiner Brust, Fausts berühmten Ausruf. Daher passte es, dass er Szenografien für die Ausstellung "Du bist Faust. Goethes Drama in der Kunst" 2018 in der Hypo-Kunsthalle München entwarf. Derzeit ist er wieder in der Kunsthalle präsent, für die Modeausstellung zu Thierry Mugler, die zuvor schon in Montreal und Rotterdam zu sehen war, gestaltete er zwei dunkle Sphären-Räume zum Thema "Gynoid Couture", den Bodysuits komplett aus Metall. Muglers gelackte Harley-Davidson-Bodys, seine überhöhten und überformten Körper baute er in Leuchtkästen auf, zu denen er sich einen möglichst "abgewrackten" Kontrast überlegte. Techno-Trash wie rostige Wellblech-Gitter und Stromkabel ringeln sich zu den Füßen der Puppen. Leuchtkästen, die zugleich Bild, Skulptur und Lichtobjekt sind, finden sich derzeit in der Einzelausstellung "Aura" mit Werken von Fürhofer in der Galerie Sabine Knust in München.

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(Foto: Henning Moser)

Der mehr als zwei Meter hohe Leuchtkasten "Passover"...

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(Foto: Henning Moser)

... sowie die Zeichnung kombiniert mit Druck "X-Rays of Sunlight".

In seinen Arbeiten sind Hinweise auf die tiefe Zäsur im Leben des vielseitigen Künstlers enthalten, der sich wegen einer Herzklappenerkrankung einer Teiltransplantation unterziehen musste. Röntgenbilder, Monitore und Schläuche, das Bewusstsein von Verfall und Endlichkeit haben sich in seine Kunst eingegraben. Seit etwa zehn Jahren arbeitet Fürhofer auch als Bühnenbildner, unter anderem am Londoner Royal Opera House und an der Niederländischen Oper in Amsterdam. Das Bühnenbild zu Jean-Philippe Rameaus Oper "Castor et Pollux" in der Regie von Hans Neuenfels hätte dieses Jahr eigentlich Fürhofers facettenreichen Auftritt in München komplettieren sollen. Als sichtbare Zeugnisse dieser wegen der Pandemie abgesagten Produktion existieren noch die Bühnenmodelle, etwa das zum dritten Akt, in dem Phébé am Eingang zur Unterwelt an ihrem Ofen "ihr eigenes Süppchen kocht", wie Fürhofer erklärt.

Thierry Mugler , Hypo-Kunsthalle, noch bis 28. Februar 2021, www.kunsthalle-muc.de; Aura , Galerie Sabine Knust, bis 29. August, weitere Infos unter www.sabineknust.com/artists/philipp-fuerhofer

© SZ vom 13.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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